Hintergrund: Frühes kardiovaskuläres Risiko bleibt in der Jugend häufig unerkannt, da konventionelle
Risikofaktoren normalerweise eine gestörte Ruhephysiologie beschreiben, die in der
Adoleszenz jedoch oft noch normal ist. Mittels eines neuartigen MRT-Protokolls untersuchten
wir, ob die Aufnahme lipid- und zuckerreicher Nahrung bei übergewichtigen Jugendlichen
eine latente Störung der postprandialen Physiologie demaskieren kann.
Methoden: Achtzig gesunde Jugendliche (34 weiblich; medianes Alter 16, IQA 14–18), 34 davon
übergewichtig (BMI>25) oder adipös (BMI>30, n = 19), wurden wie folgt untersucht: Nach 12-stündigem Fasten wurde der Blutdruck
(BD) sowie anhand neuer, rapider MRT-Sequenzen der Blutfluss (BF) in der Aorta (aszendierend
und supra-iliakal), der A. coeliaca (AC), der A. mesenterica sup. (AMS) sowie zu den
Nieren gemessen. Nach Aufnahme einer schweren Mahlzeit (1600 kcal) wurden diese Messungen
alle 5–10 Minuten über 1 Stunde wiederholt. Die Interaktion dieser hämodynamischen
Variablen mit Zeit, Alter, Geschlecht sowie BMI z-Score für Alter (zBFA) wurde in
einem gemischten Regressionsmodell ermittelt.
Ergebnisse: Im Nüchternzustand bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen zBFA und systolischem
BD (2mmHg pro zBFA Anstieg, p < 0.05), dem iliakalen und renalen BF (0.09 und 0.08 L/min pro zBFA Anstieg, beide
p < 0.01) und eine negative Assoziation zwischen Cardiac Index (CI) und zBFA (0.18
L/min/m2, p < 0.001). Im Unterschied hierzu korrelierte der BF in der AMS und der AC nicht mit
dem Körpergewicht. Nach Nahrungsaufnahme kam es zu einem signifikanten Anstieg von
CI, BF in den Nieren, der AC, der AMS und dem iliaken Strombett. Dieser Anstieg war
in der AMS in übergewichtigen Probanden signifikant niedriger als in normalgewichtigen
(-0.13 L/min pro zBFA Anstieg nach 1 Stunde, p < 0.05). Alle anderen hämodynamischen Veränderungen unterschieden sich nicht zwischen
den Gewichtsklassen.
Schlussfolgerung: Zum ersten Mal konnten wir eine gestörte postprandiale Darmperfusion bei übergewichtigen
Jugendlichen nachweisen. Unsere Ergebnisse suggerieren eine Diskrepanz zwischen den
postprandialen metablischen Erfordernissen des Darmes und der kardiovaskulären Antwort
auf Nahrungsaufnahme in dieser Population. Weitere Studien sind notwendig, um zu verstehen,
wie diese Dysregulation das kardiovaskuläre Risiko beeinflusst.