Crystal Meth ruiniert auch die Zahngesundheit
Dieses Jahr vergab die Jury den 1. Platz an das Münchner Autorenteam um Dr. Dr. Niklas
Rommel für eine Grundlagenstudie zu den Auswirkungen der Szenedroge Crystal Meth auf
die Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit. Die Gewinner sichern sich damit 6000 € Gewinnerprämie.
Die Vergleichsstudie an 200 Patienten mit und ohne Drogenkonsum liefert erstmals umfangreiche
Daten zum Zahnschädigungspotenzial von Crystal Meth: Die abhängigen Patienten hatten
signifikant häufiger Karies, Gingivitis, Parodontitis und Zahnhartsubstanzverluste,
eine schlechtere Mundhygiene, eine reduzierte Speichelfließrate und -pufferkapazität.
Hauptursache ist wahrscheinlich der sympathomimetische Effekt der Substanz mit resultierender
Mundtrockenheit und Zähneknirschen. „Die prämierte Studie liefert erstmals eine solide
Basis für die Entwicklung von Präventions- und Therapiekonzepten“, begründet Prof.
Dr. Edgar Schäfer, Universität Münster, die diesjährige Preisvergabe.
Erosionspräventives Potenzial von Pflanzenextrakten
Der 2. Platz ging mit 4000 € an die Arbeitsgruppe um Dr. Marie-Theres Weber, Dresden.
Sie zeigte, dass Johannisbeerkraut- und Oreganoextrakte vor erosiven Prozessen schützen
können. Offenbar festigen pflanzliche Polyphenole die schützende Pellikel auf der
Zahnoberfläche und reduzieren die Säurepermeabilität. Das Ergebnis der kontrollierten
Studie an 12 Probanden nach Verwendung von Pflanzenextrakten oder Fluorid: Unter dem
Einfluss der Pflanzenextrakte war die Pellikel dicker und schützte effektiver vor
Erosionen – vergleichbar wie Fluoride oder besser. Die Studienergebnisse lassen vermuten,
dass Extrakte aus Johannisbeerkraut und Oregano die Wirkung der Fluoride ergänzen.
Beide Extrakte sind als Mundgesundheitspräparate in Apotheken und Drogerien erhältlich.
Für eindeutige Aussagen bedarf es jedoch weiterer Forschung, so die Autoren.
Sonderpreis für Prophylaxeprojekt in der Grundschule
Zudem verlieh die Jury zum 2. Mal den mit 2000€ dotierten Sonderpreis „Niedergelassene
Praxis und gesellschaftliches Engagement“. Diesen Preis teilen sich 2 engagierte Prophylaxeprojekte
mit jeweils 1000€. Der Wuppertaler Zahnarzt Dr. Andreas Struve beeindruckte mit einem
Grundschulprojekt, das er seit 2003 betreut. Einmal pro Jahr geben Struve und sein
Praxisteam Prophylaxe-Unterricht bei Zweitklässlern, werten Ernährungstagebücher aus
und führen bei allen Kindern einen Speicheltest zur Bestimmung des individuellen Kariesrisikos
durch. Das Ergebnis erhalten die Eltern zusammen mit schriftlichen Therapieempfehlungen
und einer Einladung zu einem Elternabend. Die Testergebnisse der letzten Jahre zeigen
deutlich, dass viele Kinder ein sehr hohes Kariesrisiko haben. Frühzeitige Prophylaxe
und Aufklärung seien daher dringend notwendig, so Dr. Struve.
Ebenfalls mit dem Sonderpreis und einer Prämie von 1000€ ausgezeichnet wurden Dr.
Jürgen Zitzen, Dr. Stephan Kranz, Dr. Dr. Ralf-Thomas Lange und Klaus Büssenschütt
von der Zahnärzte Initiative Mönchengladbach ZIM. Seit 2008 kooperieren Zahnärzte
mit Kinder- und Jugendärzten der Stadt in der Aktion ZIMkid. Was mit einer gemeinsamen
Fortbildung begann, ist heute ein eingespieltes Netzwerk. Beispielsweise informieren
Kinderärzte bei der zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat anstehenden U5 die Eltern zum
Thema Zahngesundheit, weisen auf den 1. Zahnarztbesuch hin und überreichen den Eltern
den zahnärztlichen Kinderpass. Ein Erfolgsmodell par excellence, wie die Statistik
zeigt: Seit Bestehen der Initiative nahm die Zahl der zahngesunden Kinder in Mönchengladbach
von 60 auf über 70% zu – mit steigender Tendenz. Jurymitglied Elke Damann, Barmer
GEK, Wuppertal, war beeindruckt: „Zahn- und Kinderärzte arbeiten dort Hand in Hand.
Kinderärzte schicken ihre kleinen Patienten früh zum Zahnarzt und sprechen bei den
Untersuchungen das Thema Zahnpflege an. Das stärkt die Zahngesundheit von Anfang an.“
Früh übt sich: Prophylaxe für die Kleinsten
Mit einem Büchergutschein geehrt wurde das Spiel- und Lernprogramm „Abenteuer im Knabber-Schnapper-Lecker-Schmecker-Wunderland“
von Andrea Keller, Leiterin einer Kindertagesstätte im sächsischen Schwarzenberg.
Die Sozialpädagogin entwickelte das Konzept, um Kinder im Alter von 2 bis 10 Jahren
auf spielerische Weise für die tägliche Zahnpflege zu begeistern und ihnen ein Gefühl
für den eigenen Körper zu vermitteln.
Aus einer Pressemitteilung des Wrigley Oral Healthcare Program
(von links) Prof. Klaus König (Jury, Nijmegen/Niederlande), Prof. Werner Geurtsen
(Jury, Hannover), Dr. J. Zitzen (Sonderpreis, Mönchengladbach), E. Damann (Jury, Barmer
GEK, Wuppertal), Prof. E. Schäfer (Jury, Münster), Dr. M.-T. Weber (2. Platz, Dresden),
Laurence Étienne (Wrigley), Jens Christmann (Wrigley), A. Keller (Ehrung, Grünhain-Beierfeld),
Prof. Joachim Klimek (Jury, Gießen), Dr. Dr. N. Rommel (1. Platz, München), Prof.
Hendrik Meyer-Lückel (Jury, Aachen), Prof. Marco Kesting (1. Platz, München), Dr.
A. Struve (Sonderpreis, Wuppertal). Nicht im Bild: Prof. Thomas Attin (Jury, Zürich).