Der Fortschritt in der Therapie der chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus
(HCV) ist enorm: Mit den heutigen interferonfreien HCV-Therapieregimen werden beim
Genotyp 1 Heilungsraten von mindestens 95 % erreicht und das mit einer sehr guten
Verträglichkeit, konstatierte Priv.-Doz. Markus Cornberg, Hannover, bei einem Symposium
in Leipzig. Das gelte auch für Patienten mit einer kompensierten Zirrhose und für
mit Peginterferon und Ribavirin vorbehandelte Patienten. Trotzdem gibt es Cornberg
zufolge noch Verbesserungspotenzial und mehrere Gründe für weitere Therapieoptionen.
So sei eine gleich effektive Therapie zu günstigeren als den jetzigen Preisen bzw.
eine bessere Therapie zu gleichen Preisen wünschenswert. Zusätzlich werden effektive
Therapieoptionen bei Problempatienten mit Niereninsuffizienz, Resistenzen, dekompensierter
Leberzirrhose und anderen HCV-Genotypen als Genotyp 1 benötigt.
Neue Therapieoption voraussichtlich ab Mitte 2016
Cornberg stellte die noch experimentelle, einmal tägliche Kombination aus dem Protease-Inhibitor
Grazoprevir und dem NS5A-Inhibitor Elbasvir vor, die voraussichtlich ab Mitte 2016
die Therapieoptionen erweitern wird. Die europäische Arzneimittelagentur führt zurzeit
ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Grazoprevir/Elbasvir durch. Dieses Therapieregime
wurde in einem umfangreichen Studienprogramm bei einer breiten Vielfalt von mehr als
1700 HCV-Patienten vom Genotyp 1, 4 und 6 untersucht, darunter auch schwer zu behandelnde
Patienten mit erfolgloser Vorbehandlung, Zirrhose und Begleiterkrankungen wie HIV-Koinfektion
und fortgeschrittener Nierenerkrankung.
C-SALT-Studie: erfolgreiche Behandlung mit Grazoprevir/Elbasvir
Mit dieser Kombination erreichten beispielsweise in der Phase-III-Studie C-EDGE-TN
95 % der 421 therapienaiven Patienten Genotyp 1, 4 und 6 (davon 25 % mit Zirrhose)
mit einer 12-wöchigen Therapie eine Ausheilung (sustained virological response, SVR)
[
1
]. In dieser Studie hatten Resistenz-assoziierte HCV-Varianten (RAV) gegenüber NS3-Protease-Inhibitoren
keinen Einfluss auf den Therapieerfolg beim Genotyp 1a und 1b (SVR-Rate 96–97 %),
lagen RAVs gegenüber einem NS5A-Inhibitor spielten nur dann eine Rolle, wenn eine
mindestens 5-fache Resistenz vorlag. In der Studie C-SURFER erzielten 115 von 116
HCV-Patienten Genotyp 1 mit einer fortgeschrittenen, teilweise dialysepflichtigen
Nierenerkrankung eine SVR [
2
]. Auch Patienten mit einer CHILD-B-Zirrhose konnten in der Studie C-SALT erfolgreich
mit Grazoprevir / Elbasvir behandelt werden: 90 % dieser bisher schwer zu behandelnden
Patienten erreichten eine Ausheilung [
3
].
Quelle: Symposium „Hepatitis C – Liver and Beyond“ im Rahmen der Viszeralmedizin 2015
am 18. September 2015 in Leipzig. Veranstalter: MSD Sharp & Dohme.