Fortschr Neurol Psychiatr 2015; 83(09): 487
DOI: 10.1055/s-0035-1564939
Fokussiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychiatrische Akutbehandlung – Droperidol oder Haloperidol bei aggressivem Verhalten?

Contributor(s):
Frank Lichert
Calver L et al.
Brit J Psychiat 2015;
206: 223-228
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Publication History

Publication Date:
30 September 2015 (online)

 

    Akute Verhaltensstörungen, die mit verbaler Aggression und Gewalt einhergehen, sind auf psychiatrischen Akutstationen keine Seltenheit. Die betroffenen Patienten müssen häufig körperlich fixiert werden und benötigen eine parenterale Sedierung, um zu verhindern, dass andere Patienten oder Klinikmitarbeiter zu Schaden kommen. L. Calver et al. haben nun in diesem Zusammenhang die Effektivität und Sicherheit von Droperidol und Haloperidol verglichen.
    Brit J Psychiat 2015; 206: 223–228

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    (© Alexander Fischer / Thieme Verlagsgruppe)

    Die maskierte, randomisiert-kontrollierte Studie fand zwischen August 2011 und Juni 2013 an einer psychiatrischen Akutstation in Australien statt. Die Studienteilnehmer waren Patienten mit akuten Verhaltensstörungen. Diese erhielten intramuskulär entweder Droperidol (10 mg) oder Haloperidol (10 mg). Beide Stoffe gehören zur Gruppe der Butyrophenone und wirken antidopaminerg, antipsychotisch und antiemetisch. Droperidol wird jedoch vor allem zur Behandlung postoperativer Übelkeit eingesetzt und erlangte bislang kaum Bedeutung in der Psychiatrie. Primäres Outcome der Studie war die Zeitspanne bis zur Sedierung innerhalb von 120 Minuten. Als sekundäres Outcome wählten die Autoren eine eventuell notwendige zusätzliche Sedierung, unerwünschte Ereignisse sowie Verletzungen von Mitarbeitern. Insgesamt wurden 228 Patienten randomisiert auf die Droperidol- (n = 118) und Haloperidol-Gruppe (n = 110) verteilt. Das Alter betrug im Median 33 Jahre (Spanne: 16–71 Jahre), 144 (63 %) waren Männer. 114 Studienteilnehmer (50 %) hatten eine primäre Diagnose für eine psychische Erkrankung, und 70 (31 %) wurden wegen einer akuten Verhaltensstörung, hervorgerufen durch psychostimulierende Substanzen, eingewiesen.

    Im Fall von 210 Patienten (92 %) konnte innerhalb von 120 Minuten eine effektive Sedierung erreicht werden. Hinsichtlich der medianen Zeitdauer bis zur Sedierung waren zwischen der Droperidol- (25 Minuten; Spanne: 10–115 Minuten) und Haloperidol-Gruppe (20 Minuten; Spanne: 10–75 Minuten) keine signifikanten Unterschiede feststellbar (p = 0,89). Innerhalb der Haloperidol-Gruppe war tendenziell häufiger eine zusätzliche Sedierung nötig (13 vs. 5 %; p = 0,06), unerwünschte Ereignisse traten in dieser Gruppe hingegen seltener auf (1 vs. 5 %; p = 0,12). Als häufigstes unerwünschtes Ereignis identifizierten die Autoren Hypotonie. In 8 Fällen kam es zu Verletzungen des Personals.

    Fazit

    Bei der Sedierung von Patienten mit akuten Verhaltensstörungen erwiesen sich Droperidol und Haloperidol als vergleichbar effektiv. Allerdings kam es unter Droperidol tendenziell häufiger zu unerwünschten Ereignissen. Innerhalb der Haloperidol-Gruppe waren hingegen mehr zusätzliche Sedierungen notwendig; allerdings war auch dieses Ergebnis statistisch nicht signifikant.


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    (© Alexander Fischer / Thieme Verlagsgruppe)