Aktuelle Dermatologie 2015; 41(08/09): 322
DOI: 10.1055/s-0035-1563652
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergologie – Intakte Darmflora verhindert Allergien

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Publication Date:
27 August 2015 (online)

 

    Epidemiologische Studien zeigen: Menschen entwickeln während ihres Lebens weniger Allergien, wenn sie als Kinder mehr Kontakt mit Mikroben haben. Zudem zeigten Studien, dass der Einsatz von Antibiotika in den ersten Lebenstagen zum Verlust einer intakten Mikrobiota und daraufhin zu einem vermehrten Auftreten von Allergien führt. Allerdings waren die zugrundeliegenden Mechanismen bisher noch nicht geklärt.

    In der jetzt in Science publizierten Studie zeigt das Team um Dr. C. Ohnmacht, München, und G. Eberl, Paris, dass symbiotische Darmbakterien allergische Reaktionen blockieren. Die Anwesenheit von Bakterien oder Pilzen verursacht eine Antwort von Typ-3-Zellen des Immunsystems. Ist ein Erreger aber zu groß, um von den Typ-3-Zellen bekämpft zu werden – wie z. B. bestimmte allergieauslösende Stoffe – übernehmen Typ-2-Zellen die Beseitigung. Diese speziellen Immunzellen sind aber auch für allergische Reaktionen verantwortlich. In der Studie haben die Wissenschaftler gezeigt, dass Typ-3-Zellen, die bei einem mikrobiellen Kontakt aktiviert werden, direkt auf Typ-2-Zellen einwirken und ihre Aktivität blockieren. Somit sind die Typ-2-Zellen nicht mehr in der Lage, allergische Immunantworten auszulösen. Durch ihren Einfluss auf die Typ-3-Zellen blockiert die Mikrobiota also indirekt die Typ-2-Immunantwort, so die Forscher. Die Ergebnisse erklären, wie ein Ungleichgewicht in der Mikrobiota eine überschießende Typ-2-Immunantwort auslöst und wie dies zu allergischen Antworten führen kann. „Ein bisher noch unerforschter therapeutischer Ansatz für die Behandlung von Allergien und anderen Typ-2 assoziierten Erkrankungen könnte darin bestehen, ein mikrobielles Antigen nachzuahmen, um dadurch Typ-3-Zellen zu aktivieren und so auch die allergieauslösenden Typ-2-Zellen zu blockieren“, erläutert Ohnmacht.

    Nach einer Mitteilung der Technischen Universität München


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