Diabetes aktuell 2015; 13(05): 198
DOI: 10.1055/s-0035-1563636
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-1-Diabetes – Diabetes-Risikotests verhindern Ketoazidose

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Publikationsdatum:
07. September 2015 (online)

 

    Die Ketoazidose ist die führende Todesursache bei Kindern mit Typ-1-Diabetes. Der Diabetes verläuft über Monate – manchmal Jahre – unerkannt. Symptome wie übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen oder starke Gewichtsabnahme treten erst auf, wenn schon 80 % der Insulin produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse durch den Angriff der körpereigenen Antikörper zerstört sind und der Körper den Blutzucker nicht mehr regulieren kann.

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    (Bild: Fotolia; A. Raths)

    Allerdings lassen sich im Blut schon Jahre vorher Autoantikörper nachweisen. Diese Autoantikörper sind Indikatoren der Autoimmunerkrankung im Blut. Liegen mindestens 2 Autoantikörper vor, entwickeln nahezu 100 % der Betroffenen innerhalb von 20 Jahren einen Typ-1-Diabetes, der durch Insulinzufuhr behandelt werden muss. Dies ergaben Auswertungen des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München. Die Forscher sammelten und analysierten weltweit Daten zu 13 777 Studienteilnehmern aus Risikofamilien über einen Zeitraum von 20 Jahren.

    Milder Verlauf bei früher Diagnose

    „Leider beginnt die Laufbahn eines Typ-1-Diabetikers häufig auf der Intensivstation“, so Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung und Inhaberin des Lehrstuhls für Diabetes und Gestationsdiabetes der Technischen Universität München. Dies ließe sich mithilfe eines einfachen Risikotests verhindern. Daher hat die praktizierende Diabetologin und Diabetesforscherin das Pilotprojekt Fr1da unter Schirmherrschaft der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, initiiert. Bayernweit bieten Pädiater für Kinder im Alter zwischen 2 und 5 Jahren diesen einmaligen Bluttest an. „Die frühe Diagnose soll in erster Linie dazu dienen, lebensbedrohliche Ketoazidosen zu verhindern und die Familien mit psychologischer Unterstützung und mit Schulungsmaßnahmen auf die Erkrankung und ihre Therapie bestmöglich vorzubereiten“, sagt Ziegler. „Ein Inselautoantikörper-Screening kann das AufAuftreten von Ketoazidosen nachweislich verhindern und den Krankenhausaufenthalt bei Ausbruch des Typ-1-Diabetes verkürzen. Außerdem lässt sich ein Diabetes besser behandeln, wenn er frühzeitig diagnostiziert wird“.


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    Kostenloser Risikotest für Verwandte von Betroffenen

    Junge Verwandte von Typ-1-Diabetikern können ebenfalls von einem Risikotest profitieren: Diesen Risikopersonen bietet das Institut für Diabetesforschung in Zusammenarbeit mit dem internationalen Forschungsprogramm TrialNet (Natural History Study, NHS) eine kostenlose Blutuntersuchung an, sofern sie nicht älter als 20 Jahre beziehungsweise bei erstgradiger Verwandtschaft nicht älter als 45 Jahre sind. Ebenso wie bei Fr1da wird Blutserum auf 4 Autoantikörper untersucht, die einen Typ-1-Diabetes ankündigen: Autoantikörper gegen das Insulin (IAA), gegen Glutamat-Decarboxylase (GADA), Tyrosin-Phosphatase (IA2-A) und gegen den Zinktransporter 8 (ZnT8-A). Ein genetischer Test ermittelt außerdem, ob Diabetes-Risikogene vorliegen.

    Pressemeldung Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München, 8.7.2015


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    (Bild: Fotolia; A. Raths)