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DOI: 10.1055/s-0035-1563507
Arterielle und venöse Thromboembolien – Verlängerte Antikoagulation verhindert Folgeerkrankungen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. August 2015 (online)
80 000 bis 160 000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einer venösen Thromboembolie (VTE), die sich entweder als Tiefe Venen-Thrombose (TVT) oder als Lungenembolie (LE) manifestiert und auf Rang 3 der Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt. Trotz etablierter Therapie hat sie durchaus Restrisiken; neben den Rezidiven der venösen Thromboembolie kann das beispielsweise ein postthrombotisches Syndrom oder eine Lungenembolie sein.
Risikoadaptierte Therapie bei Lungenembolie
Die Lungenembolie kann einen Leistungsverlust, eine chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) oder ein posttraumatisches Belastungssyndrom, schlimmstenfalls den Tod zur Folge haben. Patienten mit Lungenembolie sollten daher risikoadaptiert therapiert werden. Die ESC-Leitlinien sehen als primäre Therapie eine Antikoagulation vor: für Patienten mit einer Lungenembolie, die sekundär auf einen vorübergehenden Risikofaktor (Trauma, schwere OP, Immobilisation etc.) auftritt, empfehlen sie eine orale Antikoagulation über 3 Monate; ebenso für Patienten mit unprovozierter Lungenembolie. Bei Patienten mit einer ersten Episode einer unprovozierten Lungenembolie und geringem Blutungsrisiko soll gemäß der ESC-Leitlinien eine Verlängerung der oralen Antikoagulation in Erwägung gezogen werden und für Patienten mit einer zweiten Episode einer unprovozierten Lungenembolie wird eine antikoagulatorische Behandlung mit unbegrenzter Dauer empfohlen. Als Alternative zu Vitamin-K-Antagonisten (VKA) werden Rivaroxaban und Apixaban empfohlen, im Anschluss an eine parenterale Akutphase-Behandlung auch Dabigatran und Edoxaban.


VTE: Antikoagulation mit weniger schweren Blutungen
2009 erhielt das erste der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK), der orale Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban (Xarelto®), von der Europäischen Kommission die Marktzulassung zur Thromboseprophylaxe. Inzwischen liegen 6 Jahre praktische Erfahrung und zahlreiche Studien zu dieser neuen Ära oraler Antikoagulanzien (NOAK) vor, die deren Wirksamkeit und Sicherheit gut belegen.
So zeigt die EINSTEIN-PE-Studie [ 1 ], dass Rivaroxaban über 3, 6 oder 12 Monate eine rezidivierende, symptomatische, venöse Thromboembolie ebenso gut verhinderte wie Enoxaparin, gefolgt von einem VKA, aber signifikant seltener schwere Blutungen aufweist (1,1 versus 2,2 %; p = 0,0032). Subanalysen zeigten ferner, dass auch spezielle Patientengruppen von der Therapie mit Rivaroxaban profitierten. Der Faktor-Xa-Inhibitor verhinderte bei fragilen niereninsuffizienten (KrCl ≥ 30 ml/min) und onkologischen Patienten venöse Thromboembolien ebenso gut wie Enoxaparin/VKA, ging aber auch hier seltener mit schweren Blutungen einher.
Auch längerfristig macht eine adäquate Antikoagulation für Matthias Held Sinn. Mehrere NOAK wurden in der verlängerten Sekundärprophylaxe geprüft (EINSTEIN-Extension-Studie). So reduzierte Rivaroxaban, zusätzlich über 6 oder 12 Monate gegeben, das Risiko für eine neuerliche symptomatische venöse Thromboembolie gegenüber Placebo um 82 %, während die Inzidenz schwerer Blutungen sich nicht signifikant erhöhte.
Anne Marie Feldkamp, Bochum
Quelle: Kloster-Presseworkshop 2015 „Arterielle und venöse thromboembolische Erkrankungen – was gibt es Neues zu Xarelto®?“ am 9. Juli 2015 im Tagungszentrum Maria in der Aue in Wermelskirchen. Veranstalter: Bayer Vital GmbH.


