Pneumologie 2015; 69(09): 513
DOI: 10.1055/s-0035-1563458
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Umweltmedizin – Luftverschmutzung fördert Schlaganfälle

Rezensent(en):
Peter Pommer
Shah AS et al.
Short term exposure to air pollution and stroke: systematic review and meta-analysis.

BMJ 2015; 350-h1295
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. September 2015 (online)

 

    Die Assoziation zwischen Luftverschmutzung und kardialen Ereignissen ist hinreichend bekannt. Zur umweltbedingten Inzidenz und Mortalität von Schlaganfällen gibt es allerdings weniger konsistente Daten. Eine aktuelle Metaanalyse hat nun eine enge zeitliche Assoziation mit der Luftschadstoff-Konzentration gezeigt.
    BMJ 2015; 350: h1295

    Die Studienautoren wählten für die Analyse 94 Beobachtungsstudien nach vordefinierten Qualitätskriterien aus. Insgesamt wurden 6,2 Mio. Schlaganfall-Ereignisse in 28 Ländern ausgewertet. Endpunkte waren die Häufigkeit stationärer Einweisungen aufgrund von Schlaganfall sowie die Schlaganfall-Mortalität.

    Beide Faktoren wurden jeweils in Abhängigkeit von der Luftschadstoff-Exposition innerhalb der vorangegangenen 7 Tage untersucht. Die Endpunkte waren assoziiert mit der

    • CO-Konzentration: relatives Risiko 1,015 pro 1 part per million (ppm; 95 %-Konfidenzintervall 1,004–1,026),

    • der SO2-Konzentration:1,019 pro 1 part per billion (ppb; 1,011–1,027),

    • NO2-Konzentration: 1,014 pro 10 ppb (1,009–1,019),

    • PM2,5 (Feinstaub < 2,5 μm): 1,011 pro 10 μg / m3 (1,011–1,012),

    • PM10 (Feinstaub < 10 μm): 1,003 pro 10 μg / m3 (1,002–1,004) und

    • dem Ozon-Wert: 1,001 pro 10 ppb (1,000–1,002).

    Die deutlichste Assoziation bestand am Tag der Exposition. Die Auswirkungen der PM2,5-Belastung waren am stärksten und hielten am längsten an. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sehr kleine Feinstaubpartikel direkt von der Lunge in den Blutkreislauf übertreten können. Die Forscher vermuten, dass die unmittelbaren Effekte der Luftverschmutzung über das vegetative Nervensystem und Veränderungen der Endothelfunktion verursacht werden. Hinsichtlich hämorrhagischer Schlaganfälle ist die Aussagekraft der Ergebnisse allerdings eingeschränkt, da diese deutlich seltener auftreten als ischämische Apoplexe.

    Fazit

    Der Schadstoffgehalt der Luft und die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen bzw. Todesfällen in Folge von Apoplexen hängen zeitlich eng zusammen. Gesellschaftliche und politische Anstrengungen zur Reduktion der Luftverschmutzung könnten dazu beitragen, die Inzidenz von Schlaganfällen zu vermindern, so die Autoren.


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