Dialyse aktuell 2015; 19(06): 338
DOI: 10.1055/s-0035-1559833
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Vorteile einer verlangsamten Gefäßverkalkung – Phosphatbindung bei CKD

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Publication Date:
10 August 2015 (online)

 
 

Für chronisch nierenkranke Patienten stellt die Erhöhung des Phosphatspiegels im Serum einen beständigen hohen Risikofaktor für kardiovaskuläre Kalzifizierungen dar. Dies führt nach dem Annual Data Report der USA (USRDS) zu einem stark erhöhten Mortalitätsrisiko. Deshalb sollten die Behandler jede Möglichkeit nutzen, das erhöhte Serumphosphat zu binden, um damit die Gefäßverkalkung zu verlangsamen, appellierte Prof. Paolo Raggi, Edmonton (Kanada), anlässlich des 10. Interaktiven Nephrologischen Expertenforums in Frankfurt am Main.

Die Datenlage spreche dabei für das kationische Polymer Sevelamerkarbonat (Renvela®), das wegen seiner Molekülgröße nicht im Körper akkumuliert, sondern intestinal ausgeschieden wird. In der Independent-2-Studie wurden 466 Dialysepatienten, entweder mit Sevelamer oder Kalziumkarbonat randomisiert, auf eine Einstellung des Serumphosphates auf 2,7–5,5mg/dl hin behandelt [ 1 ].

Innerhalb der 3 Studienjahre verstarben 128 Patienten, davon 28 im Sevelamer- und 100 im Kalziumkarbonat-Arm. Kardiovaskuläre Ursachen führten bei 9 der Sevelamer- und bei 80 der Kalziumkarbonat-Patienten zum Tod. Dieser Unterschied war hoch signifikant, wohingegen bei den nicht kardiovaskulären Todesfällen kein Unterschied in den Armen beobachtet wurde. Raggi sieht darin die Folgerung bestätigt, dass ein hoher Kalziumspiegel zur Kalzifizierung der Gefäße und somit zu einer Zunahme der kardiovaskulären Mortalität führt. Auch die Mortalität aufgrund von Arrhythmien war unter Sevelamer mit 2 vs. 27 Fällen signifikant geringer.

Metaanalyse bestätigt die Vorteile

Eine Metaanalyse von 11 randomisierten Studien zum Vergleich der Mortalität bei Dialysepatienten unter kalziumhaltigen und kalziumfreien Phosphatbindern, davon 10 mit Sevelamer, ergab immerhin eine Mortalitätsreduktion von 22 % durch kalziumfreie Phosphatbinder [ 2 ]. Entsprechendes gilt auch bereits für nicht dialysepflichtige Patienten mit CKD: In der Independent-1-Studie wurden 212 Patienten in den CKD-Stadien 3–5 in einen Sevelamer- und einen kalziumhaltigen Phosphatbinder-Arm randomisiert.

Die Zielwerte für Serumphosphat wurden in beiden Armen erreicht, aber die Mortalität war im Sevelamer-Arm mit 12/107 gegenüber 22/105 signifikant geringer [ 3 ]. Diese Studienlage zeigt für Raggi deutlich, dass sich auch bereits der frühzeitige Einsatz von Sevelamer langfristig positiv auf die Mortalitätsrate von Patienten mit CKD auswirkt.

Dr. Jürgen Sartorius, Eitorf

Quelle: Symposium „Knochen- und Mineralstoffwechsel“ der Sanofi-Aventis Deuschland GmbH, Frankfurt am Main, anlässlich des 10. Interaktiven Nephrologischen Expertenforums, 07.03.2015, Frankfurt am Main


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  • Literatur

  • 1 Di Iorio B et al. Am J Kidney Dis 2013; 62: 771-778
  • 2 Jamal SA et al. Lancet 2013; 382: 1268-1277
  • 3 Di Iorio B et al. Clin J Am Soc Nephrol 2012; 7: 487-493

  • Literatur

  • 1 Di Iorio B et al. Am J Kidney Dis 2013; 62: 771-778
  • 2 Jamal SA et al. Lancet 2013; 382: 1268-1277
  • 3 Di Iorio B et al. Clin J Am Soc Nephrol 2012; 7: 487-493