Die idiopathischen Myositiden gliedern sich in Polymyositis (PM), Nekrotisierende
Myositis (NM), Dermatomyositis (DM) und Einschlusskörpermyositis (IBM). Eine kausale
Therapie der idiopathischen Myositiden ist bislang nicht etabliert, die heute üblichen
Therapieformen sind überwiegend empirisch oder basieren auf kleineren Therapiekohorten.
Die Ätiologie der Entitäten ist bislang unbekannt. Man geht bei der Polymyositis von
einem T-Zell-, insbesondere zytotoxisch T-Zell-vermittelten, MHC1-restringierten Autoimmunprozess
aus, während bei der DM antikörpervermittelte Mechanismen im Vordergrund stehen. Die
Antigene, gegen die die Immunreaktion gerichtet ist, bleiben weiter unbekannt. Bei
der IBM wird neben der Entzündung ein degenerativer Prozess mit Akkumulation pathologischer
Proteinfibrillen beobachtet; neuere Daten sprechen für einen Zusammenhang zwischen
Entzündungszellstress, Autophagie und B-Amyloid. Der Auslöser für die Kaskade von
Amyloid-Ablagerungen bei der IBM bleibt weiter unklar.
Arbeiten der vergangenen Jahre zeigen, dass der Muskel in der Tat ein immunologisches
Milieu bietet, mit vorwiegend fakultativ Antigen-präsentierender Funktion von Muskelzellen.
Eine Reihe negativ immunregulatorischer Proteine konnte identifiziert werden, unter
anderem die negativ immuninhibitorischen B7-Kostimulationsmoleküle oder nicht klassischen
MHC-Moleküle.
Die Nekrotisierende Myositis ist in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Entität
abgegrenzt worden, wobei sich histologisch kein primär entzündliches Infiltrat demonstrieren
lässt und keine ubiquitäre Hochregulation von MHC1, sondern die deutliche Nekrose
mit Abräumreaktion durch Makrophagen im Vordergrund steht. Die NM kann mit einer Tumorerkrankung,
einer Exposition gegenüber myotoxischen Medikamenten sowie Statinen oder anderen Substanzen
bzw. einer Infektion (oft viral) assoziiert sein. „Anti Signal Recognition Particle“
(Anti-SRP) Antikörper können nachgewiesen werden, die zwar nicht spezifisch sind,
jedoch als diagnostischer Hinweis gewertet werden.
Die DM/PM/NM lassen sich in der Mehrzahl der Fälle mit Hilfe immunsuppressiver Therapiemaßnahmen
kontrollieren und beinhalten in der Regel eine Phase von Induktions- und Erhaltung-/Langzeittherapie.
Für die Initialtherapie sollten Glukokortikosteroide verwendet werden, für die Langzeittherapie
ist oft eine niedrig dosierte Glukokortikosteriod-Therapie, zum Teil in Kombination
mit Azathioprin oder Methotrexat, als Rückfallprophylaxe für Zeiträume von ein bis
drei Jahren erforderlich. Bei Patienten, die auf diese Maßnahmen nicht ansprechen,
sollte ein Therapieversuch mit Immunglobulin-Infusionen (IVIG) versucht werden; stärkere
Immunsuppressiva kommen vor allem bei Patienten mit schwerer extramuskulärer Organmanifestation
zum Einsatz. Neuere immunselektive Therapien können bei schwerem Verlauf nur im Fall
von Therapieresistenz erfolgreich sein. Unter anderem gibt es zunehmende Fallberichte
zur Verwendung des T-Zell-gerichteten monoklonalen Antikörpers Rituximab. Myositis-assoziierte
Antikörper (z. B. Anti-Jo1) prädizieren oder korrelieren nicht notwendigerweise mit
dem Therapieansprechen auf Rituximab; trotzdem kann die Behandlung mit Rituximab helfen,
andere gleichzeitig gegebene Immuntherapien zu reduzieren oder langfristige Remissionen
zu erreichen.
Bei der IBM zeigt sich häufig eine Dominanz der degenerativen Komponenten über deren
inflammatorischen Anteil, sodass der Verlauf meist progredient und weitgehend therapieresistent
ist. Obwohl die Datenlage inkonsistent ist, ist ein sechsmonatiger Therapieversuch
mit ca. vierwöchigen Immunglobulin-Infusionen gerechtfertigt, da bei einigen Patienten
zumindest eine vorübergehende Stabilisierung des Krankheitsverlaufs erzielt werden
kann. Eine relevante Dysphagie rechtfertigt ebenfalls einen Therapieversuch mit IVIG;
hierfür liegen positive Studiendaten vor. Die Entscheidung über andere Immuntherapeutika
und immunsuppressive Therapiemaßnahmen muss in Abhängigkeit von der Dynamik gemacht
werden; eine überzeugende Datenlage hierfür existiert nicht.
Leitlinien der DGN: http://www.dgn.org/leitlinien/11-leitlinien-der-dgn/3011-ll-69-ll-myositissyndrome