Drug Res (Stuttg) 2015; 65(S 01): S2
DOI: 10.1055/s-0035-1558059
Symposium der Paul-Martini-Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen – eine wissenschaftliche und klinische Herausforderung

G.-R. Burmester
Präsident der Europäischen Gesellschaft für Rheumatologie (EULAR), Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Charité, Freie Universität und Humboldt-Universität zu Berlin
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie
Charité Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Publication History

Publication Date:
04 November 2015 (online)

 

    Rheumatische und muskuloskelettale Erkrankungen (heute international als „RMDs“, „rheumatic and musculoskeletal diseases“ bezeichnet), stellen eine Vielfalt von degenerativen, entzündlichen und autoimmunen Erkrankungen dar, die weltweit Millionen von Menschen betreffen. So leiden alleine in Europa mehr als 120 Millionen Personen an dieser Erkrankungsgruppe. Nicht selten sind diese Krankheiten verbunden mit starkem chronischem Schmerz, Gelenk- und Wirbelsäulenschäden, häufiger Arbeitsunfähigkeit sowie zunehmender Behinderung und sogar frühzeitigem Tod. Es ist davon auszugehen, dass diese Krankheiten in ihrer Häufigkeit dramatisch zunehmen, da die Bevölkerung zunehmend altert, Übergewicht und Bewegungsmangel zunehmen und schließlich falsche Ernährungsgewohnheiten das muskuloskelettale System schädigen können. Bereits jetzt haben sie den ersten Rang bei der Analyse der Krankheitslasten („burden of disease“) in entwickelten Länder, so auch in Deutschland.

    Wie die Vielfalt der möglichen Erkrankungen (ausgegangen wird von über 200 rheumatischen Krankheiten) nahelegt, gibt es kein einheitliches Entstehungsmuster, was eine sehr differenzierte wissenschaftlich Herangehensweise erfordert. Im Bereich der entzündlichen und autoimmunen Krankheiten fokussiert sich die Forschung auf die Störungen des Immunsystems zum einen auf das irrtümliche Erkennen von körpereigenen Strukturen und zum anderen auf die Überreaktion gegenüber normalen Umweltreizen, die beide in Gewebszerstörungen münden. Bei den degenerativen Erkrankungen besteht ebenso ein großer Forschungsbedarf, zumal diese Erkrankungen am häufigsten sind und stark zunehmen werden. Hier fokussiert sich die Forschung auf Mechanismen der Gewebszerstörung, frühzeitige Erkennung durch moderne Bildgebung, aber auch auf therapeutische Ansätze wie regenerative Medizin und den künstlichen Gelenkersatz.

    Auch die Versorgungsforschung im Bereich muskuloskelettaler Erkrankungen spielt eine entscheidende Rolle, die zunächst auf einheitlichen Diagnosekriterien und Klassifikationskriterien beruht und schließlich in die bestmögliche Therapie münden soll. Entscheidende Fragen sind hier: Wie häufig sind die jeweiligen Erkrankungen? Wie kann man sie schnellstmöglich erkennen und schnellstmöglich einer Therapie zuführen? Auch pharmakoökonomische Aspekte spielen eine sehr große Rolle, da insbesondere die entzündlichen rheumatischen Erkrankungen neben onkologischen Krankheiten die kostenaufwändigsten darstellen, was durch häufige Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentung, aber auch durch hohe Arzneimittelkosten bedingt ist. Basierend auf diesen Erkenntnissen sind erhebliche klinische Fortschritte bei rheumatischen Erkrankungen gelungen. Dies betrifft insbesondere die entzündlichen Krankheiten, die häufig ihren Schrecken verloren haben, da durch eine frühzeitige intensive Therapie Gelenk- und Wirbelsäulenschädigungen dramatisch vermindert werden können. Viele Forschungsanstrengungen werden jedoch erforderlich sein, um diese Erfolge auch bei den degenerativen Erkrankungen, insbesondere den Arthrosen, erreichen zu können.


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    Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester

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    Unterstützung für klinische Studien und Projekte: AbbVie, Bristol-Myers Squibb, Roche, Chugai, Pfizer, UCB Deutsche Forschungsgemeinschaft, BMBF, Leibniz-Gemeinschaft/DRFZ
    Vortrags- und Beratungshonorare: AbbVie, Bristol-Myers Squibb, MSD, Novartis, Pfizer, Roche, UCB, Rheumaakademie der DGRh
    Ehrenamtliche Gutachtertätigkeit: Deutsche Forschungsgemeinschaft, BMBF, EULAR, niederländischer Rheumafonds, Arthritis Research UK
    GRB besitzt keine Aktien

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    Charitéplatz 1
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