Gesundheitswesen 2017; 79(01): 48-57
DOI: 10.1055/s-0035-1555950
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kostensätze zur monetären Bewertung von Versorgungsleistungen bei psychischen Erkrankungen

Calculation of Standardised Unit Costs for the Economic Evaluation of Mental Disorders
Helen Grupp
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
Hans-Helmut König
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
Alexander Konnopka
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication History

Publication Date:
24 September 2015 (online)

Zusammenfassung

Einleitung: Versorgungsleistungen bei psychischen Erkrankungen sind zunehmend Gegenstand ökonomischer Evaluationen. Eine vollständige Erfassung der relevanten Kosten ist jedoch insbesondere für die nicht medizinische Versorgung aufgrund eines umfangreichen Leistungsangebotes und zahlreicher Kostenträger oftmals schwierig. Zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der Kostenkalkulation erstellen wir eine Datenbank mit Kostensätzen für verschiedene Versorgungsleistungen bei psychischen Erkrankungen.

Methode: Mittels einer Literatur- und Internetrecherche wurden relevante Leistungen identifiziert. Bei Verfügbarkeit entsprechender Daten wurden Kostensätze mittels öffentlich zugänglicher Statistiken oder mittels Daten aus einer persönlichen Korrespondenz mit den Kostenträgern kalkuliert. War dies nicht möglich, wurden Stichproben von Leistungserbringern zu kostenrelevanten Größen befragt, um Kostensätze zu kalkulieren.

Ergebnisse: Kostensätze wurden für Leistungen der medizinischen Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, betreutes Wohnen, Sozialpsychiatrische Dienste, Beratungsstellen, Tagesstätten, Ambulante Psychiatrische Pflege, Ergotherapie, Soziotherapie, Psychoedukation, Betreuer, bezahlte Haushaltshilfen, diverse Kreativtherapien, Bewegungstherapie und Entspannungstechniken kalkuliert.

Diskussion und Fazit: Die Kalkulation von einheitlichen Kostensätzen für komplementär-psychiatrische Leistungen war dringend notwendig, da sie ein zentrales Element bei ökonomischen Evaluationen im Bereich der Psychiatrie darstellen und bisher nicht verfügbar waren. Das große Angebot an Leistungen und die Zuständigkeit zahlreicher Kostenträger erforderte in vielen Fällen eine teilweise unkonventionelle Kalkulation von Kostensätzen. Die damit einhergehende Unsicherheit muss berücksichtigt werden.

Abstract

Introduction: Assessing resource utilisation and costs for treating mental disorders in Germany is difficult. This pertains especially to the numerous non-medical services that are financed by a considerable number of payers. To standardise and simplify cost calculation, we created a database of unit costs for the most important services for mental disorders.

Method: We performed a literature and internet search to identify services provided to persons with mental disorders. Unit costs were calculated either by means of public statistics or data directly obtained from payers. If data could not be obtained that way, health care providers were interviewed to collect data relevant for cost estimation.

Results: Unit costs were calculated for medical and vocational rehabilitation, assisted living, sociopsychiatric services, counselling centres, daycare facilities, ambulant psychiatric nursing care, occupational therapy, sociotherapy, psychoeducation, caretaker, domestic help, creative therapies, physical therapy, and relaxation techniques.

Discussion and Conclusion: Calculating unit costs for non-medical services was essential, since these services constitute a central element in the treatment of persons with mental disorders. Nevertheless, the large amount of different services and payers complicated a comprehensive assessment of costs. Thus, uncertainty associated with the calculation of costs should be taken into account.