Laryngorhinootologie 2015; 94(12): 840-842
DOI: 10.1055/s-0035-1555813
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fehldiagnose einer chronischen Mittelohrentzündung

Misdiagnosis of a chronic otitis media
S. Lyutenski
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover
,
J. Bertolini
2   MVZ Hanse Histologicum, Institut für Pathologie, Hamburg
,
A. Dietz
3   Universität Leipzig , Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Operationen, Leipzig
,
C. Mozet
3   Universität Leipzig , Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Operationen, Leipzig
› Author Affiliations
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Publication History

received 06 February 2015

accepted 15 June 2015

Publication Date:
06 August 2015 (online)

Falldarstellung

Die Vorstellung einer 48-jährigen Patientin erfolgte in einer auswärtigen HNO-Klinik wegen persistierender Otalgie und Hörminderung links unter dem Verdacht einer chronisch-granulierenden Otitis media. Des Weiteren bestanden Kiefergelenkbeschwerden im Sinne von Schmerzen bei der Mundöffnung und beim Beißen links, die auch nach symptomatischen kieferorthopädischen Behandlungen persistierten. Vier Monate zuvor war bei ihr in dieser Klinik bereits eine komplikationslose Tympanoplastik Typ I links ohne präoperative Bildgebung durchgeführt worden.

Otomikroskopisch zeigte sich dort eine erneute Trommelfellperforation mit Granulationen links. Ohne Bildgebung wurde eine Tympanoplastikrevision sowie eine Mastoidektomie zu Belüfungsoptimierung indiziert. Intraoperativ war das Mastoid komplett mit Granulationen verlegt. Aufgrund von Knochendestruktion wurde die Anlage einer Radikalhöhle begonnen. Im Laufe der weiteren Exploration zeigte sich jedoch eine intrakranielle Ausdehnung des Befundes, so dass die Operation abgebrochen wurde. Die histologische Aufarbeitung des entnommenen Granulationsgewebes schloss ein Cholesteatom aus. Aufgrund des Verdachts auf eine seltene destruktiv-proliferative Erkrankung wurde eine referenzpathologische Begutachtung angefordert und die Patientin an unsere Klinik zur Weiterbehandlung überwiesen.