Aktuelle Urol 2015; 46(03): 196
DOI: 10.1055/s-0035-1555693
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inkontinenz – Gewichtsreduktion unterschätzt

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Publication Date:
12 June 2015 (online)

 

    Inkontinenz ist eine Erkrankung, die nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden kann. Entsprechend viele Behandlungsmöglichkeiten stehen den Fachleuten zur Verfügung. Doch eine Behandlungsmethode, die ohne Medikamente, Skalpell und Hilfsmittel auskommt, wird immer noch zu wenig gewürdigt: die dauerhafte Gewichtsabnahme.

    Besonders bei älteren Frauen, die mäßig bis stark übergewichtig sind (BMI >25), tritt eine Harninkontinenz häufiger auf als bei normalgewichtigen Frauen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben allerdings, dass eine Gewichtsreduktion auch signifikante Auswirkungen auf die Inkontinenz hat.

    Prof. Axel Haferkamp, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft und Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Frankfurt: „Studien der University of California in San Francisco belegen, dass bei stark übergewichtigen Frauen eine Gewichtsreduktion von 16% zu 60% weniger Inkontinenzepisoden führten, eine Gewichtsreduktion von 8% noch 6 Monate später die Häufigkeit des unwillkürlichen Harnverlusts um fast 50% reduzierte.“

    In einer weiteren Untersuchung an der Harvard Medical School konnte sogar ein Zusammenhang zwischen der Art der Inkontinenz und Übergewicht sowie Hüftumfang hergestellt werden: Während Übergewicht allgemein mit Drang- oder Mischinkontinenz korrespondiert, besteht ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Hüftumfang und Belastungsinkontinenz.

    Prof. Axel Haferkamp betont jedoch, dass die Diät von Fachleuten begleitet werden sollte. Denn wenn eine Ernährungsumstellung ohne Beratung durchgeführt wird, leidet oft auch die Trinkmenge – besonders bei Inkontinenzpatienten. In der Annahme, eine verringerte Flüssigkeitszufuhr wirke sich positiv auf die Inkontinenz aus, wird hier an Flüssigkeit gespart. Bei einer verminderten Zufuhr von Flüssigkeit kann zudem eine Verstopfung gefördert werden.

    Eine professionelle Begleitung der Gewichtsreduktion kann auch den individuellen Einsatz von Heiltees steuern, denen eine unterstützende Wirkung nachgesagt wird. Nach Erkenntnissen von Ernährungswissenschaftlern können Johanniskraut, Hopfenzapfen und Baldrian entspannend auf die Blase wirken. Goldrutenkraut oder Kürbiskernsamen können eine entkrampfende und entzündungshemmende Wirkung haben und eine tiefgreifende Ernährungsumstellung positiv unterstützen. Besonders sinnvoll ist eine fachmännische Begleitung auch für den dauerhaften Erfolg der Gewichtsreduktion. Daher übernehmen die Krankenkassen häufig auch die Kosten für eine Ernährungsberatung zumindest anteilig.

    Literatur beim Verfasser

    Nach einer Pressemitteilung (Deutsche Kontinenz Gesellschaft)


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