Aktuelle Dermatologie 2015; 41(05): 172
DOI: 10.1055/s-0035-1554856
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pruritus – Assoziation zwischen Hautjucken und Krebs

Contributor(s):
Frank Lichert

Br J Dermatol 2014;
171: 839-846
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Publication History

Publication Date:
21 May 2015 (online)

 

Eignet sich Juckreiz als Marker für eine Krebserkrankung? Obwohl viele Krebspatienten, besonders solche mit malignen hämatologischen Erkrankungen, unter Juckreiz leiden, liegen nur begrenzte Daten über die Eignung als Marker für eine Krebserkrankung vor.
Br J Dermatol 2014; 171: 839–846

Die dänischen Wissenschaftler um S. A. Johannesdottir haben die Inzidenz von Krebs bei Patienten mit Pruritus untersucht. Unter Verwendung von medizinischen Datenbanken wie dem Danish National Registry of Patients (DNRP) und dem Danish Cancer Registry (DCR) identifizierten die Autoren Patienten, bei denen zwischen 1978 und 2011 Pruritus diagnostiziert wurde, und verfolgten diese bis zu einer ersten Krebsdiagnose bzw. bis zur Emigration, zum Tod oder bis Ende 2011. Dabei handelte es sich um hospitalisierte, ambulante und Notfallpatienten. Es wurden jeweils die standardisierten Inzidenzverhältnisse (Standard Incidence Ratio, SIR) sowie das absolute 1-Jahres-Krebsrisiko ermittelt.

Erhöhte Krebsinzidenz nach Pruritus-Diagnose

In die Analyse gingen die Daten von 97 968 Personen ein. Davon wurden 12 813 Patienten mit Pruritus identifiziert. Das Verhältnis von Männern zu Frauen betrug 3 : 4, das mediane Alter der Studienteilnehmer lag bei 53 Jahren (Interquartile Range [IQR] = 36–70). Während des Follow-ups wurden 1173 Krebsfälle identifiziert. Nach Berechnungen der nationalen Kerbsinzidenz in Dänemark bezogen auf die Personenjahre des Studienzeitraums wären 1039 Fällen zu erwarten gewesen. Dies ergab eine SIR von 1,13 (1,22 unter den Männern und 1,05 unter den Frauen). Im Fall von Patienten mit einer im Vorfeld diagnostizierten Hauterkrankung lag die SIR bei 1,20 gegenüber 1,10 bei Patienten ohne eine solche Diagnose. Sowohl hämatologische Krebserkrankungen als auch verschiedene Arten von soliden Tumoren traten in verstärktem Maße auf. Die höchste SIR war während der ersten 3 Monate der Nachbeobachtung zu verzeichnen (2,14), der Wert sank während des Zeitraums von 4–12 Monaten rasch auf 1,42. Das absolute 1-Jahres-Krebsrisiko lag bei 1,63 %. Es hätten also 155 Pruritus-Patienten untersucht werden müssen, um einen zusätzlichen Krebsfall zu identifizieren.

Fazit

Pruritus-Patienten wiesen innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose eine 2-fach erhöhte Krebsinzidenz auf. Diese sank anschließend allerdings rapide. Das absolute 1-Jahres-Krebsrisiko belief sich auf 1,63 %. Um einen zusätzlichen Krebspatienten zu identifizieren, wäre es nötig gewesen, 155 Patienten mit Juckreiz zu untersuchen. Auf Basis der aktuellen Datenlage empfehlen die Autoren bei Patienten mit Pruritus keine umfangreiche diagnostische Abklärung hinsichtlich einer möglichen Krebserkrankung.


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