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Honig - Honigbienen - Bienen - Apitherapie - Propolis - Pollen - Bienenbrot - Bienengift
- Bienenwachs - Gelée royale - Apilarnil - Bienenstockluft
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Mit HONIG und anderen Bienenprodukten Heilungsprozesse anregen und unterstützen
Friedrich Hainbuch
ER SÜSST nicht nur Tee und Quarkspeisen und ist ein leckerer Aufstrich für das Frühstücksbrot.
Honig ist in vielen Kulturen seit Jahrtausenden fester Bestandteil der Medizin. In
frühen Keilschrifttexten beispielsweise sind die Verwendung des Honigs für die Wundbehandlung
und seine Beigabe zu zahlreichen Arzneien beschrieben. Es finden sich Überlieferungen
für seine Anwendung in der Heilkunde aus China, dem alten Ägypten (Rezeptesammlung
im Papyrus Ebers), Griechenland (Corpus Hippocraticum des Hippokrates; Dioskurides
und Galenos), Rom (Plinius d. Ältere u. a.) und vielen anderen Ländern.
Auch hierzulande ist Honig immer weiter in den Fokus der Forschung und der medizinischen
Anwendung gerückt – allerdings erst in den 1970er-Jahren, seitdem teilweise große
Probleme bei der Bekämpfung multiresistenter Bakterienstämme sowie der Behandlung
schlecht heilender Wunden auftreten. Die Eigenschaft des Honigs, Bakterien ähnlich
einem Antibiotikum abzutöten, gleichzeitig aber die Resistenzbildung zu verhindern,
ermutigt Mediziner wie Forscher, ein adäquates Mittel gegen multiresistente Keime
gefunden zu haben.
Tatsächlich belegen viele Studien aus den letzten Jahren die speziell antibakterielle
(550 Studien), antioxidative (330 Studien) und allgemein antimikrobielle (1560 Studien)
Wirkung des Honigs [2], auch bei diabetischen Wunden. So schnitt bei einem Wachstumshemmtest
ein Honig-Destillat im Vergleich zu antimykotischen Präparaten bei der Mehrzahl der
72 klinisch isolierten Organismen deutlich besser ab. Honig führte zudem zur Verkürzung
der Behandlungszeit.
Es sollte immer qualitativ hochwertiger Honig verwendet werden, nach Möglichkeit aus
der Lebensumwelt des Patienten.
Apitherapie – mehr als die Honiganwendung
Apitherapie – mehr als die Honiganwendung
„Apitherapie“ ist heute der allgemein gebräuchliche Begriff, mit dem der medizinische
Einsatz von Honig beschrieben wird. Er leitet sich ab vom lateinischen Wort „apis“
für „Biene“ und dem griechischen Ausdruck „θεραπεία („therapeia“) für „dienen, Pflege
der Kranken“. Apitherapie ist aber nicht allein der medizinische Einsatz von Honig.
Sie fasst die medizinische Anwendung aller Bienenprodukte zusammen wie
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Honig (1900*)
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Propolis (Bienenkittharz) (2900)
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Pollen (780)
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Bienenbrot (Weiterentwicklung und Fermentierung der Pollen)
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Bienengift (4200)
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Bienenwachs (81)
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Gelée royale (von den Arbeiterinnen hergestelltes Königinnenfutter) (5)
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Apilarnil (Extrakt des gesamten Inhalts von 7 Tage alten Drohnenzellen)
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Bienenstockluft
* Die Ziffern bezeichnen die Gesamtzahl der bis zum 10.1.2015 in der amerikanischen
Zeitschriftendatenbank „pubmed“ registrierten Studien im Zusammenhang mit Bienenprodukten.
Indikationen
Zur Anwendung kommen Bienenprodukte v. a. bei Atemwegserkrankungen, Erkrankungen der
Augen, bei Bindegewebs-, Muskel- und Skelettsystemerkrankungen, Nervensystemerkrankungen
(z. B. Multiple Sklerose, M. Parkinson), Erkrankungen des Verdauungssystems (z. B.
hypoazide Gastritis, Kolitis), Harnwegsinfektionen, Hauterkrankungen (z. B. Akne oder
Psoriasis), Rheuma, Verbrennungen, (chirurgischen) Wunden, Krampfadern und in der
begleitenden onkologischen Behandlung sowie von HIV.
Honigzucker hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber industriell hergestelltem,
raffiniertem Zucker. Letzterer muss vom Organismus unter Einfluss von Enzymen abgebaut
werden, was oft zu einer Überlastung der Fermentsysteme führt. Der auf dem Markt angebotene,
reine kristalline Zucker reizt zudem die Magenschleimhaut und kann zu Entzündungen
führen. Beim Verzehr größerer Mengen kommt es auch zur Steigerung des Cholesteringehalts
im Blut, die Koronargefäße werden geschädigt, und es bildet sich Fettleibigkeit aus.
Die Glukose des Honigs dagegen erhöht die Glykogenmenge in der Leber und fördert auf
diese Weise die Stoffwechselprozesse und die Entgiftungsfunktion der Leber. Die im
Honig u. a. enthaltenen Vitamine B1, B2, B6 und C beeinflussen die metabolischen Zwischenprozesse
und unterstützen die Drüsen mit innerer Sekretion.
Honig kräftigt auf diese Weise die Aufbauprozesse (anabole Prozesse) im Organismus,
verbessert die Gewebetrophik und gleicht Vitaminmangel aus. Die vorsichtige und kontrollierte
Gabe von qualitativ hochwertigem Honig scheint – wie etwa 100 englischsprachige Studien
belegen – für Diabetiker geeignet.
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Honig und Bienenprodukte können nach vorheriger Allergietestung bei vielen, auch systemischen
Erkrankungen zur Behandlung eingesetzt werden.
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Zahlreiche Studien belegen die Wirkung von Honig und Bienenprodukten. Neben Honig
wird häufig Propolis in Rezepturen verwendet.
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Es werden u. a. Rezepturen für die Behandlung von Atemwegsinfektionen und Hauterkrankungen
sowie Veneninsuffizienz vorgestellt.
Kontraindikationen
Vor der ersten Anwendung eines Bienenprodukts muss unbedingt ein Allergietest durchgeführt
werden. Zeigt sich eine Unverträglichkeit, sind alle Bienenprodukte kontraindiziert.
Einzige Ausnahme ist das in Südkorea erhältliche sog. sweet bee venom (süßes Bienengift),
aus dem alle allergieauslösenden Stoffe extrahiert werden. Es wird dann nur noch mit
dem eigentlichen Wirkstoff des Bienengifts, dem Melittin, behandelt.
Achtung: Alle Bienenprodukte dürfen nur nach einem zuvor erfolgten, negativen Allergietest
angewandt werden!
Vor der Anwendung muss auch eine ausführliche Anamnese erfolgen, denn es dürfen keine
Patienten mit Honig bzw. Bienenprodukten behandelt werden, bei denen eine Begrenzung
der Hydrogencarbonat-Zufuhr notwendig ist. Patienten mit exokriner Pankreasinsuffizienz
sollten ebenfalls nicht mit Honig behandelt werden.
Vorsicht ist angezeigt bei der Behandlung mit Honig-Aerosolen. Sie ist bei Patienten
mit schwerem Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz, Lungenentzündung, Störungen am Myokard,
Lungensklerose, Asthma cardiale und wiederholten Blutungen der Atemwege untersagt.
Honig & Co. in der Praxis
Honig & Co. in der Praxis
Es gibt viele traditionelle hochwirksame Rezepturen, die Honig bzw. Bienenprodukte
enthalten und einfach selber herzustellen sind.
Patienten mit Diabetes mellitus sollten statt raffiniertem Zucker bzw. Zuckerersatzstoffen
vorsichtig und mit Bedacht Honig zu sich nehmen.
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Mit Honig, Propolis und Tannentrieben gegen Atemwegserkrankungen
Mit Honig, Propolis und Tannentrieben gegen Atemwegserkrankungen
Aus Honig, Propolis und Fichten- oder Tannentrieben lässt sich ein Sirup zur Behandlung
von Husten und grippalen Infekten, Kehlkopf- und Rachenentzündungen sowie sonstigen
Erkrankungen der Atemwege herstellen.
Zubereitung: Frische Fichten- oder Tannentriebe ernten, wenn sie eine Länge von ca.
3–5 cm erreicht haben – je nach Wachstumsphase dürfte das etwa Ende April bzw. Anfang
Mai soweit sein. Triebe wiegen, mit kaltem Wasser abwaschen und sehr fein schneiden.
Auf 1 kg Triebe etwa 3–4 l Wasser geben. Die Triebe mit Wasser bedeckt ca. 10–15 min
in einem emaillierten Topf kochen. Anschließend durch ein haushaltsübliches Küchensieb
geben und die Flüssigkeit 1 h stehen lassen. Danach durch Gaze gießen und somit erneut
filtern. Die Flüssigkeit wiederum 1 h ruhen lassen und nochmals durch Gaze gießen.
Anschließend je 1 kg gefilterter Triebabkochung 1 kg Honig hinzugeben, bevorzugt Linden-
oder Wiesenhonig, ferner 10 g Propolisextrakt (30 %iger Propolisextrakt in Alkohol).
Sorgfältig verrühren. Den dabei entstehenden Sirup anschließend bei einer Temperatur
von max. 35 °C erwärmen. Abkühlen lassen und in dunkle 0,5-Liter-Flaschen abfüllen.
Sorgfältig verschlossen und in einem kühlen und gleichmäßig temperierten Raum gelagert,
hält sich der Sirup über Jahre.
Merke: Honig sollte nie über 40 °C erhitzt und auch nicht in Tees oder Milch mit einer
höheren Temperatur als diese gegeben werden. Die starke Hitze zerstört seine hilfreichen
Wirkstoffe.
Anwendung und Dosierung: 3 × tgl. 1 TL vor den Mahlzeiten einnehmen. Auch wenn die Beschwerden abgeklungen
sind, den Sirup noch etwa 14 Tage weiter einnehmen.
Mit Honig und Kartoffel gegen Akne
Mit Honig und Kartoffel gegen Akne
Zubereitung: 1 TL medizinischen Manukahonig und eine sehr fein geriebene rohe Kartoffel (etwa
½ Tasse) miteinander vermischen. Eine dicke Schicht dieser Mischung auf eine Gaze
geben.
Anwendung und Dosierung: Die Gaze unmittelbar auf die zu behandelnde Haustelle auflegen und ggf. mit einer
elastischen Binde fixieren. Gaze für mind. 2 h belassen. Es kann mehrmals täglich
Gaze mit der Mischung aufgelegt werden. Nachts eine mind. 5 %ige Propolissalbe auf
die betroffenen Hautstellen auftragen.
Venen stärken mit Honig, Propolis und Knoblauch
Venen stärken mit Honig, Propolis und Knoblauch
Für Patienten mit Krampfadern eignet sich die Einnahme folgender Rezeptur. Durch die
Anwendung werden die Venenklappen gestärkt, sodass das venöse Blut nicht mehr in der
Peripherie versackt, sondern besser Richtung Herz befördert wird. Die Inhaltsstoffe
von Propolis und Honig tragen zusammen mit denen des Knoblauchs dazu bei (Wirkstoffe
des Knoblauchs, s. DHZ 6/2014, S. 40–43).
Zubereitung: 100 g Akazienhonig mit 20 g alkoholischem Propolisextrakt (30 %iger Propolisextrakt
in Alkohol), 400 g fein gehacktem Knoblauch und 200 ml reinem medizinischen Alkohol
mischen. Die Mischung 20 Tage in einer dunklen Flasche an einem kühlen, trockenen
und lichtgeschützten Ort stehen lassen. Anschließend die Flüssigkeit durch eine Gaze
gießen und das Filtrat für weitere 3 Tage ruhen lassen. Es kann danach nahezu unbegrenzt
in einem kühlen, dunklen, gleichmäßig temperierten Raum gelagert werden.
Anwendung und Dosierung: Die Einnahme erfolgt nach folgendem Schema: Am 1. Tag morgens 1 Tr., mittags 2 Tr.
und abends 3 Tr. einnehmen. Am 2. Tag morgens 4 Tr., mittags 5 Tr. und abends 6 Tr.
einnehmen. Bis zum 6. Tag weiter die Dosierung in dieser Weise Tropfen für Tropfen
steigern. Ab dem 7. Tag erfolgt die Dosierung durch Reduktion der Tropfenzahl in umgekehrter
Reihenfolge, bis wieder 1 Tr. erreicht ist. Danach steigert man die Dosierung von
Neuem und reduziert dann ab dem 7. Tag wieder in derselben Weise. Die Einnahme erfolgt
kurmäßig für ca. 7–8 Wochen. Dann einen Monat mit der Einnahme aussetzen.
Mit Honig die Narbenbildung bei Psoriasis reduzieren
Mit Honig die Narbenbildung bei Psoriasis reduzieren
Eine der therapeutischen Eigenschaften des Honigs ist besonders spektakulär: die Fähigkeit,
den Narbenbildungsprozess zu stimulieren. Man sagt, dass Bienenprodukte in der Lage
sind, die Regeneration des geschwächten Hautgewebes oder der beschädigten Haut zu
beschleunigen. Es lohnt sich, hier auch den Effekt der Reduzierung der Narbenbildung
durch Propolis zu erwähnen. Propolis wirkt auf die Kapillarmembranen, es restrukturiert
diese und trägt zur Neubildung von Blutgefäßen und zur Verbesserung der lokalen Stoffwechselprozesse
in den Zellen und damit im Gewebe bei. Dies basiert auf der Reaktivierung enzymatischer
Prozesse, die einen Beitrag zur Verbesserung und Umstrukturierung der Grundsubstanz
der Haut leisten. Klinische Studien zeigen, dass der zu medizinischen Zwecken genutzte
Honig (heute Medihoney genannt) mit einem Zusatz von 0,5 % Propolis oder medizinischer
Manukahonig hervorragend die Narbenbildung reduzieren, egal ob es sich um Wunden mit
regelrechtem Heilungsverlauf oder infizierte handelt. Wichtig sind gründliches und
regelmäßiges Einreiben.
Zubereitung, Anwendung und Dosierung: 80 g medizinischen Manukahonig mit 20 g Kakaobutter verrühren. Die dabei entstehende
Salbe 3- bis 5-mal tgl. lokal auftragen.
Spülung mit Propolis stärkt Zähne und Zahnfleisch
Spülung mit Propolis stärkt Zähne und Zahnfleisch
Studien in der Zahnheilkunde haben gezeigt, dass regelmäßig durchgeführte 1-minütige
Spülungen mit 10 ml 5 %iger Propolis-Lösung (Grüner Brasilianischer Propolis) nach
dem morgendlichen und abendlichen Zähneputzen bereits nach 45 Tagen Zahnfleischentzündungen
und Zahnbeläge deutlich verringern, die Empfindlichkeit der Zähne abnimmt und die
Härte des Zahnschmelzes deutlich gestärkt wird [6].
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/s-0035-1552605