Wie sieht die aktuelle klinische Praxis bei der Durchführung der wichtigsten abdominal-radiologischen
Untersuchungen aus? Die Arbeitsgemeinschaft Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik
in der DRG ist dieser Frage nachgegangen und hat eine Online-Umfrage bei den Mitgliedern
der AG und der DRG initiiert. Ziel der Umfrage war die systematische Erfassung der
Untersuchungstechniken – vor allem in der CT und MRT – bezüglich des Ösophagus und
Magens, des Pankreas, der Leber sowie des Dünn- und Dickdarms.
Leitlinienkonforme Untersuchungstechnik
Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass leitliniengerechte Diagnostik und praktizierte
Versorgungsrealität in der deutschen Abdominalradiologie nicht im Widerspruch zueinander
stehen. „Die überwiegende Zahl der teilnehmenden Radiologen handeln in der Regel leitliniengerecht.
Eine Inhomogenität liegt lediglich bei der Bildgebung des Pankreaskarzinoms vor, wobei
hier die Leitlinie seit 2006 von radiologischer Seite nicht mehr aktualisiert wurde
und somit keine evidenzbasierte, fundierte Grundlage vorhanden ist“, erläutert Prof.
Dr. Andreas G. Schreyer, Vorsitzender der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik.
Auch die relative Ungenauigkeit bezüglich der Bildgebung, die auf der aktuellen S3-Leitlinie
zum HCC basiert, zeigt sich in den inhomogenen Umfrageergebnissen zur technischen
Durchführung von Leber-CTs und Leber-MRTs. In der Dünndarmdiagnostik ist hingegen
eine erfreuliche Tendenz zu den Empfehlungen der bereits mehrfach aktualisierten Leitlinie
hinsichtlich MR-Enterografie erkennbar. Bei kolorektalen Tumoren besteht offensichtlich
Handlungsbedarf bezüglich einer Homogenisierung von Kontrastmittelprotokollen und
Kontrastmittelphasen im Rahmen des Staging dieser Tumoren, die in den Leitlinien hinsichtlich
der radiologischen Bildgebung nicht explizit diskutiert wird.
Insgesamt lässt sich für die Zukunft feststellen, dass bei künftigen Leitlinienentwicklungen
mit Beteiligung der Radiologie dedizierter auf radiologische Untersuchungstechniken
eingegangen werden sollte. Darüber hinaus wäre eine von der Radiologie eigens entwickelte
Leitlinie zur Durchführung und Vereinheitlichung wichtiger abdominal-radiologischer
Untersuchungen, wie es von Prof. Schreyer und der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik
geplant ist, für eine Steigerung und Homogenisierung der Untersuchungsqualität, basierend
auf dieser Online-Umfrage mehr als wünschenswert.
Zu Methode und Teilnehmern der Umfrage
Die AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik hat mit Unterstützung von SurveyMonkey
einen Fragebogen mit 65 Fragen entwickelt, der über einen Zeitraum von knapp drei
Monaten (Juli bis September 2014) beantwortet werden konnte. Insgesamt 90 Radiologinnen
und Radiologen haben den Online-Fragebogen mindestens zu 80% ausgefüllt. 27% der Teilnehmer
arbeiten in radiologischen Praxen und Medizinischen Versorgungszentren, 50,5% in Kliniken
der Versorgungsstufen 1 bis 3. 22,5% sind in Universitätskliniken tätig. Bemerkenswert
ist die Dominanz von Radiologen in Leitungsfunktionen: 40% sind Chefärzte oder Praxisinhaber,
32% Oberärzte und leitende Oberärzte. Die Ergebnisse der Umfrage wurden mit deskriptiven
statistischen Methoden ausgewertet.
Eine ausführliche Auswertung und Besprechung der Umfrageergebnisse erschien in der
März-Ausgabe der RöFo: Schreyer A.G, Wessling J, Grenacher L. Versorgungsrealität
vs. Leitliniengerechte Bildgebung in der Abdominalradiologie im deutschsprachigen
Raum: Ergebnisse einer Online-Umfrage. Fortschr Röntgenstr 2016; doi: 10.1055/s-0041-111846
Prof. Dr. Andreas G. Schreyer, Vorsitzender der AG Gastrointestinal- und Abdominaldiagnostik