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DOI: 10.1055/s-0035-1552162
Mitralklappenersatz – Bio-MKE bei unter-70-Jährigen mechanischer MKE nicht unterlegen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. August 2015 (online)
- Kein Mortalitätsunterschied
- Bioklappen: Erhöhte Rate an Re-Operationen
- Mechanische Klappen: Blutungsrisiko und Schlaganfallsrate erhöht
Patienten, bei denen eine Mitralklappenersatzoperation erforderlich ist, werden ab einem Alter von 70 Jahren üblicherweise mit einer Bioprothese versorgt, da hier das Risiko einer notwendigen Re-Operation niedrig ist. Unklar ist die Situation bei jüngeren Patienten. Deshalb war dies Gegenstand einer retro-spektiven Beobachtungsstudie, in der Daten einer großen Patientenkohorte ausgewertet wurden.
Chikwe et al. Survival and Outcomes Following Bioprosthetic vs Mechanical Mitral Valve Replacement in Patients Aged 50 to 69 Years. JAMA 2015; 313: 1435–1442


In mehreren medizinischen Zentren in New York (USA) wurden insgesamt 3433 Patienten zwischen 50 und 69 Jahren in die Studie eingeschlossen, bei denen zwischen 1997 und 2007 eine singuläre Mitralklappenersatzoperation durchgeführt worden war. Die Patienten hatten sich zuvor noch nie einer Herzklappenoperation unterzogen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei 8,2 Jahren (0–16,8 Jahre). Anhand der Krankenhaus-entlassdiagnose wurde differenziert, ob bei einem Patienten eine mechanische Mitralklappe (76,8%) oder eine Bioprothese (23,2%) implantiert worden war. Die Rate an implantierten Biomitralklappen stieg in der Studienkohorte im Verlauf von 8% (1997) bis auf 60% (2007) deutlich an.
Mittels Aufnahmediagnosen und Diagnosen vorheriger Krankenhausaufenthalte wurden relevante Begleiterkrankungen dokumentiert; auf dieser Basis erfolgte ein Propensity-Score-Matching von 664 Patientenpaaren.
Kein Mortalitätsunterschied
Bei den Patientenpaaren nach der Propensity-Score-Methode ergab sich im Langzeitverlauf kein Mortalitätsunterschied zwischen Patienten mit mechanischem und Patienten mit biologischem Klappenersatz (statistisch errechnete15-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 57,5%; 95%-CI 50,5%-64,4% bei mechanischem vs. 59,9%; 95%-CI 54,8%-65,0% bei biologischem Klappenersatz; HR 0,95; 95%-CI 0,79-1,15).
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Bioklappen: Erhöhte Rate an Re-Operationen
Der Einsatz einer biologischen Mitralklappe war mit einer erhöhten Rate an ReOperationen im 15-Jahres-Verlauf assoziiert (11,1% vs. 5,0%; HR 0,59; 95%-CI 0,37-0,94).
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Mechanische Klappen: Blutungsrisiko und Schlaganfallsrate erhöht
Das kumulative Schlaganfallsrisiko war dagegen in der Gruppe der Patienten mit mechanischer Mitralklappe im extrapolierten 15-Jahres-Verlauf höher (14,0% vs. 6,8%; HR 1,62; 95%-CI 1,10-2,39). Auch das Risiko für größere Blutungskomplikationen war bei den Patienten mit Kunstklappe in Mitralposition im Vergleich zur Bioklappe erhöht (14,9% vs. 9,0% im 15-Jahres-Verlauf; HR 1,5; 95%-CI 1,05-2,16).
Bei Patienten mit einem ähnlichen Status an Begleiterkrankungen scheint es keine Mortalitätunterschiede abhängig vom Typ der implantierten Mitralklappe zu geben. Es gilt die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer erneut notwendigen Mitralklappenersatzoperation beim Einsatz biologischer Klappen gegen das erhöhte Risiko für cerebrale Insulte und Blutungskomplikationen bei mechanischen Klappen gegeneinander abzuwägen, so die Autoren. Leitlinienempfehlungen lassen sich aus der Publikation nicht ableiten, hierfür sollten nach Meinung der Autoren randomisierten Studien mit längerer Nachbeobachtung erfolgen.
Dr. Katharina Franke, Darmstadt
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