Ultraschall Med 2015; 36(04): 404-405
DOI: 10.1055/s-0035-1552139
ÖGUM-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alles im Fluss… – Gedanken zur Ausbildung in abdomineller Sonografie

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Publication Date:
04 August 2015 (online)

 

    Wir hören häufig, und erfahrene Kliniker bestätigen es, dass der Ultraschallkopf ein modernes Stethoskop sei. Kenntnisse und Fertigkeiten in abdomineller Sonografie sind für viele Kollegen daher in den verschiedensten Arbeitsbereichen essenziell. Im Abdomen gut sonografieren zu können, darf aber nicht Vorrecht einer kleinen, exklusiven Gruppe sein. Die entsprechende Ausbildung ist aber aufwändig. Erfreulicherweise, und das ist an dieser Stelle schon berichtet worden, lernen nun bereits Studierende in ihrer Ausbildung Grundzüge der Sonografie in verschiedenen Organisationsformen. Der Erfolg dieser Maßnahmen ist validiert. Darüber hinaus nützen Studierende EDV-gestützte Lernsysteme.

    In der postpromotionellen Ausbildung war die sonografische Ausbildung wohl sehr unterschiedlich gestaltet. Für angehende Ärzte für Allgemeinmedizin war es aus verschiedenen Gründen schwierig, eine fundierte Ausbildung im Rahmen des Turnus zu bekommen. Für angehende Fachärzte mit dem Ziel einer fachspezifischen sonografischen Ausbildung war die Situation besser, aber nicht immer befriedigend. Eine Umfrage unter Mitgliedern der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie vor einigen Jahren ergab zwar, dass die Mehrheit der Kollegen mit der sonografischen Ausbildung zufrieden war, Defizite und Probleme wurden aber aufgezeigt: Das Erlernen der Methode bleibt zeitaufwändig, Zeit ist „Mangelware“, personelle Engpässe verhindern eine durchgehende Betreuung durch erfahrenen Kollegen, mancherorts fehlen Geräte und die Arbeitsaufteilung zwischen Radiologen und den Kollegen in den Spezialfächern ist durchaus unterschiedlich organisiert.

    Die neue Ärzteausbildungsordnung (ÄAO), gültig ab 1.6.2015, bringt nun in verschiedenen Bereichen wesentliche Änderungen.

    Für angehende Ärzte für Allgemeinmedizin werden „Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in speziellen Diagnostikverfahren“ verlangt. In den am 19. Juni 2015 soeben beschlossenen aktuellen Rasterzeugnissen wird im Fach „Innere Medizin“ die Sonografie im Rahmen der Allgemeinmedizinerausbildung erstmals mit zumindest 20 Abdomensonografien gefordert. Diese Zahl kann aber wohl nur ein 1. Schritt auf dem Weg zum erfolgreich sonografierenden Allgemeinmediziner sein, und in Wirklichkeit muss sie deutlich höher sein. Der Leser möge die in den Ausbildungskonzepten der Ärztekammer und der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) geforderten Zahlen vergleichen! Wenn in der Gesundheitsplanung immer wieder von einer Stärkung des extramuralen Bereichs gesprochen wird, ist eine gute und praxisbezogene Ausbildung in Sonografie aber nötig. Es gilt zu berücksichtigen, dass gerade für Kollegen, die außerhalb von städtischen Ballungszentren am Land arbeiten, die Fähigkeit, kompetente Sonografie zu betreiben, wichtig ist.

    Für die Ausbildung in den Sonderfächern ist die fachspezifische Sonografie fixer Bestandteil der Ausbildungsrichtlinien. Es ist das eindeutige Bestreben vorhanden, diese Ausbildung entsprechend zu verankern. Im neuen Rasterzeugnis werden je nach Sonderfach bzw. Region Mindestzahlen zwischen 150 und 500 Sonografien gefordert. Diese Ziele zu erreichen, liegt dann in den Händen der einzelnen Abteilungen.

    Unabhängig von der neuen Ärzteausbildungsordnung sei auf die bisherigen Bemühungen und vorhandene, erprobte Möglichkeiten verwiesen, eine kompetente Ausbildung zu bekommen:

    Die ÖGUM bietet Ausbildung in einem gestaffelten Konzept an (Stufe 1–3). Für die „sonografische Basisdiagnostik“ (Stufe 1) wird ein theoretischer Unterricht von 40 Stunden (Grund- und dann Fortgeschrittenenkurs) gefordert. Im praktischen Teil müssen 500 unter Supervision durchgeführte und gut dokumentierte Untersuchungen (Anteil pathologischer Befunde: 25%) nachgewiesen werden. Die Befundergebnisse werden von einem Ausbildner in einem Fachgespräch überprüft. Bemerkenswert und bedeutsam ist, dass ÖGUM-zertifizierte Kurse von den Ultraschall-Schwestergesellschaften in der Schweiz und in Deutschland gegenseitig anerkannt werden.

    Die Österreichische Ärztekammer vergibt ein Zertifikat nach einer Diplomordnung, mit dem eine vertiefte Weiterbildung in verschiedenen Bereichen der Sonografie bestätigt wird. Das Zertifikat ist gedacht für alle Ärzte, die zur selbständigen Berufsausübung berechtigt sind, und Ultraschalluntersuchungen durchführen. Das Zertifikat kann nur von Ärzten beantragt werden, die bereits während ihrer Facharztausbildung Erfahrungen und Fertigkeiten auf dem Gebiet der Sonografie erworben haben. Voraussetzung für das Zertifikat und damit auch für die Anerkennung durch die Ärztekammer sind die Absolvierung eines Kurses im Ausmaß von mindestens 16 Stunden und der Nachweis von selbständig durchgeführten und supervidierten Untersuchungen, deren Zahl vom Anwendungsgebiet abhängt (Abdomen: 500, durch die zuständige Landeskammer bestätigt).

    Es liegt nun an uns allen, die Inhalte dieser neuen ÄAO zur Zufriedenheit aller Kollegen und zum Wohl der uns anvertrauten Patienten umzusetzen. Dies ist tatsächlich eine große Herausforderung, besonders wenn man die mitunter schwierigen Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der neuen Arbeitszeitregelungen bedenkt. Ein hohes Engagement von allen Seiten wird nötig sein.

    PS: Ich bedanke mich ganz herzlich bei Herrn Dr. Stefan Kastner, Vizepräsident der Ärztekammer für Tirol und Vorsitzender der Ausbildungskommission der Österreichischen Ärztekammer, für die fachkundige Aktualisierung dieses Beitrags.

    Prim. Univ. Prof. Dr. Hermann Kathrein
    Interne Abteilung Bezirkskrankenhaus Schwaz
    ÖGUM Kursleiter (Abdomen)

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