Mit der Mitgliederversammlung des 96. Deutschen Röntgenkongresses wird Prof. Dr. Dierk
Vorwerk das Amt des DRG-Präsidenten antreten. Der 56-jährige gebürtige Rheinländer
ist Chefarzt am Klinikum Ingolstadt und war von 2012-2014 Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (DeGIR). Er engagiert sich ferner seit
vielen Jahren auf europäischer Ebene in der Cardiovascular and Interventional Radiological
Society of Europe (CIRSE).
Prof. Dr. Dierk Vorwerk
Herr Professor Vorwerk, welches sind Ihre vordringlichen Anliegen als Präsident der
DRG?
Zunächst einmal empfinde ich mich als primus inter pares, der die Aufgabe, unser Fach
zu vertreten, gemeinsam mit einem vielköpfigen Vorstand und eingebettet in die Präsidentschaften
meines Vorgängers und des zukünftigen Präsidenten wahrnimmt.
Es liegt mir aber am Herzen, uns selbst ein bisschen mehr Selbstvertrauen zuzusprechen.
Trotz ihres bald hundertjährigen Bestehens ist die Radiologie immer noch ein in der
Öffentlichkeit und auch unter Berufskollegen unterschätztes Fach. Es mangelt nach
wie vor etwas an dem Bewusstsein, wie wichtig die Bildgebung für die Medizin ist –
Radiologie ist das Stethoskop des 21. Jahrhunderts. Das müssen wir besser – Kollegen
und Patienten – klar machen und uns als Partner – gerade auch der Patienten – definieren.
Was heißt das für die Vertretung des Fachs?
Wir müssen für die Organisationsform der Radiologie, wie sie aktuell besteht, streiten.
Das meine ich zum einen auf der Ebene der Fachgesellschaft. Es ist gut, dass wir mit
der DRG eine große und zentrale Interessensvertretung haben. Ich meine aber auch die
Organisationsformen innerhalb der Kliniken. Es ist wichtig, dass die medizinische
Bildgebung in der Hand zentraler radiologischer Abteilungen bleibt. Dies hat ohne
Zweifel Schwächen und Stärken, die wir ausloten und benennen müssen, um intelligente
Lösungswege zu entwickeln. Unser Fach ist eines der letzten großen Fächer, das noch
nicht in Unterdisziplinen zerlegt worden ist, zugleich aber auch ein Querschnittsfach.
Das erzeugt besondere Herausforderungen, denen wir begegnen müssen.
Wie wollen Sie diese Struktur erhalten?
Wir sollten neue Wege gehen, um das zunehmende Spezialwissen unseres Fachs zu organisieren.
Als Radiologen können wir den Austausch von Befunddaten und Bildern und die Einrichtung
von Expertenforen noch viel stärker fördern. Und natürlich werden wir auf der Ebene
der politischen Arbeit für den Erhalt des Fachs kämpfen müssen. Das sage ich besonders
mit Blick auf die Weiterbildungsordnung. Die Diskussion um deren Novellierung hat
die Begehrlichkeiten der organbezogenen Fächer offen zu Tage treten lassen.
Sie sind seit Jahrzehnten der erste nicht universitäre Präsident der DRG. Ist das
etwas besonders für Sie?
Nein, es zeigt vor allem die Pluralität unserer Fachgesellschaft, die ja Vertretung
für universitäre und nicht universitäre, für stationär tätige und niedergelassene
Radiologen sein will. Daher wünsche ich mir eine enge Zusammenarbeit mit dem Berufsverband,
um gemeinsam die Zukunftsthemen zu diskutieren – vor allem auch die Nachwuchsförderung
in unserem Fach.
Herzlichen Dank für das Gespräch!