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DOI: 10.1055/s-0035-1550370
Durchfall – Bei Risikoprofilen an CDAD denken
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. April 2015 (online)
Bei einem Gesunden dient die intestinale Darmflora als Schutzmantel vor unerwünschten Erregern – eine Dysbiose nutzt das weitverbreitete Bakterium Clostridium difficile zur Infektion.
Die daraufhin einsetzende Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) zeichnet sich durch eine abrupte Symptomatik aus, berichtete PD Dr. Anton Gillessen, Münster: wässriger Durchfall mit charakteristisch fauligem Geruch sowie Schmerzen im Unterbauch, gelegentlich treten zusätzlich Entzündungszeichen und Fieber auf. Gillessen riet, einen CDAD-Verdacht unbedingt ernst zu nehmen und sensibilisierte auf folgende Risikofaktoren: vorangegangene Antibiotikatherapie, Alter über 65 Jahre, Krankenhausaufenthalt, Protonenpumpenhemmer und Komorbiditäten. Ebenso sollte bei behandelten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bei Folgedurchfällen an CDAD gedacht werden.
Für den Praxisalltag regte Gillessen an, bei der Untersuchung der Stuhlprobe nicht unspezifisch auf pathogene Keime suchen zu lassen, sondern mitzuteilen, dass die Toxine A und B mittels ELISA (enzymgekoppelter Immunabsorptionstest) bzw. die Toxingene mittels PCR (Polymerasekettenreaktion) direkt zielführend detektiert werden sollen.
Leitliniengerechte Erstlinientherapie
„Zur leitliniengerechten Erstlinientherapie der CDAD empfiehlt ESCMID (European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases) orales Vancomycin (Enterocaps®) bei allen Schweregraden“, erklärte Prof. George Micklefield, Bassum. Weil keine Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt erfolgt, ist Vancomycin gut verträglich, erreicht eine hohe Wirkstoffkonzentration am Entzündungsort und kann sowohl bei Schwangeren als auch Kindern eingesetzt werden.
Vor dem noch häufig eingesetzten Wirkstoff Metronidazol warnte Micklefield: „Studien bestätigen eine abnehmende Therapiesicherheit unter Metronidazol (Therapieversagen 2000er-Jahren: 18,3 %)“. Außerdem wurde eine verringerte Sensitivität der hochvirulenten Clostridium-difficile-Stämme gegenüber Metronidazol festgestellt. Zudem wird der Wirkstoff resorbiert; dies erhöht das Risiko, dass Nebenwirkungen auftreten. Im Vergleich zu Metronidazol erzielt Vancomycin eine bessere Heilungsrate bei schweren Fällen von CDAD: 97 vs. 76 % (p = 0,02).
Fidaxomicin ist als Reserveantibiotikum für sehr schwere Fälle (Antibiotic Stewardship) anzusehen, teilte Micklefield mit und empfahl gerade für den ambulanten Bereich Vancomycin. „Als optimale Dosierung mit guten Heilungsraten gilt 4-mal 250 mg pro Tag“, so Micklefield. Eine Unterdosierung sollte vermieden werden, weil Daten einer Untersuchung, zeigen, dass die Rezidivrate bei einer hohen Vancomycin-Dosierung (> 500 mg/Tag) kleiner ist als bei einer niedrigen (< 500 mg/Tag): 1,9 vs. 12 %.
Sabine M. Rüdesheim, Frechen
Quelle: Pressegespräch: „Durchfall + X: Risikofaktoren im Blick – Differenzialdiagnostik der CDAD in der Praxis“ am 25. März 2015 in Düsseldorf. Veranstalter: Riemser Pharma GmbH.