Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(02): 57
DOI: 10.1055/s-0035-1550291
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lage in Guinea, Sierra Leone und Liberia – Aktuelle Situation im westafrikanischen Ebolagebiet

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Publication Date:
27 April 2015 (online)

 

    Seit Beginn der Ebolaepidemie im Dezember 2013 wurden insgesamt etwa 25 200 Verdachtsfälle gemeldet. Etwa 10 500 Menschen überlebten die Infektion nicht, wobei die Dunkelziffer vermutlich beträchtlich ist. Bereits in der letzten Ausgabe der FTR berichteten wir jedoch über eine positive Entwicklung in den Ebolagebieten Westafrikas: Zum Jahreswechsel – in Liberia auch schon einige Wochen früher – begannen hier die Fallzahlen deutlich zu sinken. Im Januar wurden dann aus Guinea zwischenzeitlich nur noch 20, aus Sierra Leone 65 und aus Liberia sogar nur noch 4 wöchentliche Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Anfang Dezember waren es noch bis zu 103 in Guinea, 537 in Sierra Leone und 43 in Liberia.

    Monsun wird medizinische Versorgung erschweren

    Dieser dramatische Rückgang schürte die Hoffnung, der Ausbruch könnte tatsächlich bis zum Beginn der Regenzeit im April/Mai beendet sein. Sollte dies nicht gelingen, wäre es ein schwerer Schlag gegen die Bekämpfung der Epidemie, denn der dann einsetzende Monsun wird viele Straßen ins Hinterland unpassierbar machen und Tausende Menschen von der medizinischen Überwachung und Versorgung abschneiden.

    Im Februar jedoch setzte sich der positive Trend nur noch in Liberia fort. Hier wurde von Mitte Februar bis zum Redaktionsschluss Anfang April nur noch ein Einzelfall gemeldet. In den anderen beiden Ländern hingegen stiegen die Fallzahlen zunächst wieder etwas an und schwanken seither im Bereich von 35 bis 65 wöchentlich in Guinea und 25 bis 81 in Sierra Leone.

    Besonders besorgniserregend ist hier, dass nach wie vor nur 58 % (Guinea) beziehungsweise 67 % (Sierra Leone) der Neuinfektionen unter Kontaktpersonen von registrierten Ebolapatienten auftreten. Das bedeutet, dass es immer noch eine große Anzahl an unbekannten, infizierten Kontaktpersonen gibt, die neue, nicht registrierte Übertragungsketten starten können. In Guinea sterben auch immer noch fast die Hälfte der Ebolaopfer nicht in Kliniken, sondern zu Hause und die Toten werden oft nicht unter sicheren Umständen beerdigt. All dies zeigt, dass das Ausbruchsmanagement nach wie vor noch lange nicht perfekt verläuft und die Einbindung von beziehungsweise die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung immer noch nicht zufriedenstellend ist. Das erklärte Ziel, die Epidemie vor Einsetzen des westafrikanischen Monsuns zu vollständig zu beenden, ist so kaum zu erreichen.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen: promed, WHO, CDC


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