Bei der atopischen Dermatitis steht die Immunantwort der T2-Helferzellen im Vordergrund.
Aktivierte Keratinozyten produzieren proinflammatorische Zytokine wie das thymische
stromale Lymphopoietin (TSLP) und das Interleukin 18 (IL-18). Erst seit kurzem wird
dem zu den Fascilin-Proteinen gehörenden Periostin mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Br J Dermatol 2014; 171: 283–291
Periostin spielt u. a. bei der Wundheilung und bei Fibrosen eine Rolle – es scheint
aber auch am Krankheitsgeschehen der Neurodermitis beteiligt zu sein. K. Kou und Kollegen
der Yokohama-Universität in Japan haben nun untersucht, ob die Periostin-Konzentrationen
im Blutserum und in der Haut mit der Schwere der Neurodermitis korrelieren.
An der Studie nahmen 257 erwachsene Patienten mit atopischer Dermatitis, 66 Patienten
mit Psoriasis vulgaris und 25 hautgesunde Menschen teil. Alle Neurodermitis-Patienten
litten seit über 2 Jahren an der Erkrankung. Einige waren Asthmatiker, doch keiner
der Patienten litt während der Studie unter aktivem Asthma. Die Wissenschaftler kategorisierten
die Neurodermitis gemäß der japanischen Leitlinien in die Grade mild, moderat, schwer
oder sehr schwer. Die Schweregrade orientieren sich dabei am Ausmaß der betroffenen
Hautareale. Eine leichte Eruption ohne schwerere Entzündung galt als milde Ausprägung.
Waren weniger als 10 % der Hautoberfläche von einer schweren Entzündung betroffen,
wurde die Erkrankung als moderat eingestuft. Eine schwere Ausprägung war durch Entzündungen
auf 10–30 % der Hautoberfläche gekennzeichnet und eine Ausbreitung auf über 30 % der
Hautoberfläche galt als sehr schwere Ausprägung.
Je schwerer die Erkrankung, desto höher die Periostin-Level
Es zeigte sich, dass die Periostin-Konzentration im Blut der Neurodermitis-Patienten
durchschnittlich deutlich höher war als diejenige der gesunden Kontrollteilnehmer
(144 vs. 56 ng / ml, p < 0,0001). Auch im Vergleich zu den Psoriasis-Patienten war
Periostin bei den Neurodermitis-Patienten erhöht (p < 0,0001). Allerdings wiesen auch
die Psoriasis-Patienten im Vergleich zu den Gesunden höhere Werte auf: Im Mittel betrug
die Serum-Periostin-Konzentration in dieser Patientengruppe 69 ng / ml.
Die Periostin-Konzentration im Blut spiegelte die Krankheitsschwere wider. Bei schwerer
und sehr schwerer Neurodermitis waren die Konzentrationen drastisch erhöht. Die Werte
lagen im Mittel bei 157,5 bzw. 241 ng / ml. Patienten mit Lichenifikationen als Zeichen
der Chronifizierung wiesen deutlich höhere Periostin-Konzentrationen auf als Patienten
ohne Lichenifikationen (p < 0,0001).
Die immunhistochemische Untersuchung der Haut ergab, dass Periostin bei Neurodermitis-Patienten
auch in der Haut nichtlädierter Areale im Vergleich zur Haut gesunder Teilnehmer leicht
erhöht war. Dies könne als ein Hinweis auf grundlegende Entzündungsprozesse bei Neurodermitis
gewertet werden, so die Autoren.
Die Periostin-Konzentration im Blut korrelierte mit anderen Blutparamatern wie z.
B. mit den Thymus- und aktivierungsregulierten Chemokinen (TARC), mit der Lactatdehydrogenase-Konzentration
und der Zahl der Eosinophilen. Allerdings zeigte sich keine Assoziation zwischen der
Periostin-Konzentration und der Konzentration von Immunglobulin E. Nach der Neurodermitis-Behandlung
und der klinischen Verbesserung des Hautbildes sanken die Periostin-Serumkonzentrationen
deutlich ab (p < 0,01).
Das extrazelluläre Matrixprotein Periostin, das von Zytokinen der T2-Helferzellen
induziert wird, rückt in den Fokus der Neurodermitis-Forschung. Sowohl die aktuelle
Krankheitsschwere als auch die Chronizität spiegeln sich in der Konzentration von
Periostin im Blut und in der Haut wider. Auch in gesunden Hautarealen der Neurodermitiker
ist die Periostin-Konzentration erhöht. Welche Rolle Periostin genau bei der Pathogenese
der Neurodermitis spielt, müsse noch näher erforscht werden, so die Autoren.