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DOI: 10.1055/s-0035-1548951
Die Blutpumpe, die (Dialyse-)Geschichte schrieb
Ein historischer AbrissPublication History
Publication Date:
26 March 2015 (online)
Die Geschichte der Dialysebehandlung und der zugehörigen Maschinen ist eine bewegte. Es lohnt sich daher, einen Blick in die „Frühzeit“ der Dialyse zu werfen.
Im Jahre 1924 führte Georg Haas in Gießen die erste Hämodialyse am Menschen durch. Er verwendete ein sog. Glaskabinensystem und als Membranen Kollodiumröhren (Abb. [ 1 ]).


Frühe Antikoagulation
Haas verwendete zu dieser Zeit zur Aufhebung der Blutgerinnung ein nur wenig gereinigtes Hirudin, welches aus der Speicheldrüse von Blutegeln gewonnen wurde. Dieses war sehr toxisch, sodass Haas seine Dialysen zunächst einstellte. Erst um das Jahr 1925/1926 erhielt er ein besser gereinigtes Hirudin und konnte seine Versuche und Behandlungen damit fortsetzen.
Bereits 1916 hatte der Medizinstudent Jay Mc-Lean, Mitarbeiter des Physiologen William Henry Howell (1860–1945), an der Johns Hopkins University in Baltimore das Heparin entdeckt. Er hatte es aus der Leber von Hunden extrahiert. Es sollte noch bis 1928 dauern, bis es in gereinigter Form vorlag. Vermutlich im Jahr 1928 konnte Haas dann Heparin einsetzen.
Die Becksche Blutmühle
Im gleichen Jahr setzte Haas dann erstmals eine Blutpumpe ein, die „Satrans“ oder auch „Becksche Blutmühle“. Er nannte sie „das periphere Herz“. Sie war von dem Medizintechniker Ernst Pohl in Kiel, nach Angaben des Chirurgen A. Beck, entwickelt worden.
Die Transfusionspumpe war für die Direkttransfusion vom Spender auf den Empfänger entwickelt worden. Es gab zu dieser Zeit bereits einige Rollenpumpen anderer Erfinder für die Direkttransfusion. Das Besondere an Pohls Erfindung lag in der Doppelläufigkeit. Es wurden 2 Schläuche in die Pumpe eingelegt. Mittels eines 3-Wege-Hahnes konnte so vom Transport des Blutes auf den Transport einer Spüllösung umgeschaltet werden, ohne die Blutpumpe zerlegen zu müssen. Georg Haas hat die Pumpe für seine Dialysen dann mit einem Riemenrad und einem kleinen Elektromotor versehen. In einer knapp 5-minütigen Filmsequenz aus dem Jahre 1925 kann man auf YouTube die Haassche Apparatur und auch die Blutpumpe sehen: https://www.youtube.com/watch?v=l40D9HyYkgk
Die Becksche Blutmühle im Dialysemuseum Fürth
Im Frühjahr 2014 entdeckte ein Mitarbeiter des Dialysemuseums Fürth auf Ebay eine Satrans bzw. Becksche Blutmühle. Sie konnte für knapp 50 Euro erworben werden. Die Verkäuferin konnte über die Herkunft der Pumpe nur berichten, dass ihr Vater sie auf einem Flohmarkt in Lübeck gefunden hatte.
In Abbildung [ 2 ] ist gut zu erkennen, dass zur genauen Dosierung des transfundierten Blutes ein Zählwerk angebracht ist, das die Umdrehungen mitzählt. Über Schlauch-Durchmesser und -Länge konnte so die Menge bestimmt werden. Der Hebel auf der Oberseite der Pumpe, gegenüber der Handkurbel, dient zusammen mit der Klemmschraube der Einstellung des Rollenandrucks am Schlauch.


Die Pumpe wurde zerlegt, gereinigt und poliert sowie alle drehbaren Teile gefettet. Abbildung [ 3 ] zeigt den ausgebauten Rotor mit 2 von 3 Rollen. Die Becksche Blutmühle steht nun seit September 2014 in einer eigenen Vitrine des Dialysemuseums Fürth.


Ullrich Sander, Mitarbeiter des Dialysemuseums Fürth
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Literatur
- 1 Haas G. Über Blutwaschung. Klinische Wochenschrift 1928; 7: 1356-1362
- 2 Enke U. 90 Jahre „Blutauswaschung am Lebenden“ – Erinnerungen an den Gießener Internisten Georg Haas und die Entwicklung der künstlichen Niere. 2005; 22: 18-25
- 3 Enke U. Geschichte der Medizin – Georg Haas: Pionier der Hämodialyse. Dtsch Arztebl 2007; 104: A2252-A2254
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Literatur
- 1 Haas G. Über Blutwaschung. Klinische Wochenschrift 1928; 7: 1356-1362
- 2 Enke U. 90 Jahre „Blutauswaschung am Lebenden“ – Erinnerungen an den Gießener Internisten Georg Haas und die Entwicklung der künstlichen Niere. 2005; 22: 18-25
- 3 Enke U. Geschichte der Medizin – Georg Haas: Pionier der Hämodialyse. Dtsch Arztebl 2007; 104: A2252-A2254





