Gesundheitswesen 2016; 78(06): 395-401
DOI: 10.1055/s-0035-1548934
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ergebnisse einer Versichertenbefragung zur Inanspruchnahme ambulanter Vorsorgeleistungen (Kurmaßnahmen) im europäischen Ausland

Results of a Survey of Insurance Holders on Cure Regimes Performed in Foreign European Countries
S. Kus
1   Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) – Medizinische Klimatologie/Versorgungsforschung Kurortmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München
,
D. Frisch
1   Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) – Medizinische Klimatologie/Versorgungsforschung Kurortmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München
,
A. Schuh
1   Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) – Medizinische Klimatologie/Versorgungsforschung Kurortmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München
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Publication History

Publication Date:
18 May 2015 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Primäres Ziel der Studie war es aufzuzeigen, welche Beweggründe Versicherte aus Deutschland dazu veranlassen, eine ambulante Vorsorgeleistung nach SGB V §23 Absatz 2 im europäischen Ausland in Anspruch zu nehmen.

Methodik: Versicherte, die in den Jahren 2011 oder 2012 eine ambulante Vorsorgemaßnahme im Ausland durchführten, wurden zu ihren Beweggründen, zur Zufriedenheit mit der Qualität der im Ausland erbrachten Leistungen, zur Nachhaltigkeit des Kureffektes, zu Durchführungsort und Aufenthaltsdauer sowie hinsichtlich der Präferenz für eine zukünftige Kur befragt.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 443 Versicherte – davon 60,7% Frauen – mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren an der Befragung teil. In der Studienpopulation waren das Preis-Leistungs-Verhältnis von Übernachtung, Verpflegung und Dienstleistung (75,6%), der gute Ruf des ausländischen Kurortes (64,5%) und die Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld (56,1%) die 3 Hauptgründe, sich für eine Auslandskur zu entscheiden. Es wurden vorherrschend Versorgungsleistungen in den Kurorten Tschechiens, Ungarns und Polens in Anspruch genommen. Die Befragten waren überwiegend zufrieden mit der Qualität des Fachpersonals und den Einrichtungen. Zwei Drittel stuften die Nachhaltigkeit des Kureffektes mit einer Wirkungsdauer von länger als 3 Monate ein. Die Präferenz hinsichtlich des Durchführungsortes einer zukünftigen ambulanten Kur lag bei den ausländischen Kurorten (77%). Die geschlechtsspezifische Betrachtung macht deutlich, dass in der Studienpopulation der Trend zur Auslandskur bei den Männern stärker ausgeprägt ist als bei den Frauen und mit zunehmendem Alter abnimmt.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Befragung legen nahe, dass ein positives Preis-Leistung-Verhältnis, im Zusammenspiel mit einer hohen Zufriedenheit hinsichtlich der Qualität der in den ausländischen Kurorten erbrachten Leistungen, die Entscheidung für eine ambulante Vorsorgemaßnahme im europäischen Ausland begünstigt. Weniger bedeutend sind – zumindest in der befragten Population – die von den Krankenkassen und den benachbarten Kurorten getätigten Werbemaßnahmen. Um jedoch eine Aussage hinsichtlich der Grundgesamtheit der Versicherten treffen zu können, bedarf es der Befragung einer repräsentativen Stichprobe.

Abstract

Objective: The aim of this study was to investigate the reasons of the insured in Germany for taking cure regimes in foreign European countries.

Methods: Health insurances conducted a survey including insurance holders in Germany who had taken a cure regime in a foreign European country in 2012 or 2011. In a paper-pencil interview, the sample was asked why they performed the cure regime abroad, how satisfied they were regarding the quality of the health professionals and the treatment, respectively, how long a positive effect lasted, where they spent their cure regime and about their plans regarding a future treatment in a health resort.

Results: In total, 443 insurance holders (60.7% female, mean age 68 years) were included. Price-performance ratio of board, lodging and treatment (75.6%), the health resorts’ reputation (64.5%) and recommendations of the personal environment (56.1%) were the main reasons for taking a cure regime abroad. Most of the participants were satisfied with the quality of the health professionals and the health resort; two thirds rated the effect as lasting longer than 3 months. The study population predominantly took services of health resorts located in the Czech Republic, in Hungary and in Poland. For taking a cure in the future, most of the study participants (77%) preferred health resorts abroad, however, a gender-specific analysis revealed this trend to be more pronounced in the male study population.

Conclusion: Based on the results of the survey one might suggest that cost factors along with high level of satisfaction regarding the quality of treatments provided at the health resorts abroad, positively influence the decision for taking a cure regime in a foreign country. In the sample of this study, the decision is rarely based on the health insurances’ or the health resorts’ promotion activity, respectively. However, to conclude on the total population, requires data of a representative sample.