Zusammenfassung
Hintergrund: Neuroendokrine Tumoren (NET) sind relativ seltene, langsam wachsende und meist bösartige
Tumoren. Da in Hinblick auf die Therapie von Neuroendokrinen Tumoren bislang kaum
Daten zur Perspektive der Patienten existieren, ist eine Identifizierung und Gewichtung
der patientenrelevanten Therapieeigenschaften zielführend. Das Ziel dieser empirischen
Studie war die Generierung der Patientenprioritäten bei der medikamentösen Behandlung
von NET.
Methode: Zur Identifizierung, Sammlung und Dokumentation aller potentiell patientenrelevanten
Therapiemerkmale wurde zu Beginn der Studie eine Literaturrecherche durchgeführt.
Im Anschluss daran wurden die Ergebnisse der Literaturrecherche mit qualitativen Patienteninterviews
(N=9) überprüft. Basierend darauf wurde ein Fragebogen entwickelt, der sowohl soziodemografische
Daten als auch die Patientenprioritäten hinsichtlich verschiedener Behandlungs- und
Therapieaspekte bei NET mittels Analytical Hierarchy Process (AHP) erhob. Die Datenerhebung
erfolgte in Echtzeit in der Gruppe mittels Item-Response System. Zur Auswertung der
patientenrelevanten Zielkriterien wurde die Eigenvektormethode verwendet.
Ergebnisse: Als Ergebnis der Interviews konnten von den 36 Therapiemerkmalen aus der Literaturanalyse,
die 8 Merkmale herausgearbeitet werden, die von den Patienten am bedeutendsten eingeschätzt
wurden. N=24 Teilnehmer nahmen an der AHP-Befragung teil. Es zeigte sich, dass das
Attribut „Gesamt-Überlebenszeit“ für alle Befragten das bedeutsamste Merkmal einer
medikamentösen Therapie war. Wie auch in den qualitativen Interviews wurde ersichtlich,
dass die „Wirksamkeitsattribute“ die Nebenwirkungen in der Wichtigkeit dominieren.
In der Bewertung aller Teilnehmer zeigten folglich die Attribute „Gesamt-Überlebenszeit“
(Wglobal: 0,418), „Progressionsfreies Überleben“ (Wglobal: 0,172) sowie „Ansprechen
auf Behandlung“ (Wglobal:0,161) die höchste Relevanz. Von geringerer Bedeutung für
den Patienten sind „Auftreten von Bauchschmerzen“ (Wglobal:0,051) sowie „Müdigkeit/Mattigkeit“
und „Risiko einer Unterzuckerung“ (Wglobal:0,034).
Schlußfolgerung: Mithilfe des AHP konnten die wichtigsten Aspekte einer medikamentösen Therapie aus
Sicht der Betroffenen erfasst und positive und negative Therapieeigenschaften miteinander
in Beziehung gesetzt werden. Die Ergebnisse geben somit Aufschluss darüber, wie stark
eine Behandlungseigenschaft die Therapieentscheidung des Patienten beeinflussen kann.
Aufbauend auf der gewonnenen Strukturierung der Wichtigkeiten der Therapiemerkmale
müssen weitere Studienabschnitte zeigen, wie die Präferenzen von Patienten im Detail
aussehen. Im Rahmen eines anschließenden Discrete-Choice Experiments werden die gewonnenen
Ergebnisse validiert und die Therapiemerkmale entsprechend ihrer Vorziehenswürdigkeit
gewichtet.
Abstract
Background: Neuroendocrine tumours (NET) are relatively rare, usually slow-growing malignant
tumours. So far there are no data on the patient preferences/priorities regarding
the therapy for NET. This empirical study aimed at the elicitation of patient priorities
in the drug treatment of NET.
Method: Qualitative patient interviews (N=9) were conducted. To elicit the patient’s perspective
regarding various treatment aspects of NET a self-administered questionnaire using
the Analytical Hierarchy Process (AHP) was developed. The data collection was carried
out using paper questionnaires supported by an item response system in a group discussion.
To evaluate the patient-relevant outcomes, the eigenvector method was applied.
Results: N=24 patients, experts and relatives participated in the AHP survey. In the AHP all
respondents had clear priorities for all considered attributes. The attribute “overall
survival” was the most significant feature of a drug therapy for all respondents.
As in the qualitative interviews, “efficacy attributes” dominated the side effects
in the AHP as well. The evaluation of all participants thus showed the attributes
“overall survival” (Wglobal:0.418), “progression-free survival” (Wglobal:0.172) and
“response to treatment” (Wglobal:0.161) to be most relevant. “Occurrence of abdominal
pain” (Wglobal:0.051) was ranked sixth, with “tiredness/fatigue” and “risk of a hypoglycaemia”
(Wglobal:0.034) in a shared seventh place.
Conclusion: The results thus provide evidence about how much influence a treatment capacity has
on therapeutic decisions. Using the AHP major aspects of drug therapy from the perspective
of those affected were captured, and positive and negative therapeutic properties
could be related against each other. Based on the assessment of the patient’s perspective
further investigation must elicit patient preferences for NET drug therapy. In the
context of a discrete choice experiment or another choice-based method of preference
measurement, the results obtained here can be validated and the therapeutic features
weighted according to their preferability.
Schlüsselwörter
Patientenprioritäten - Analytic Hierarchy Process (AHP) - Neuroendokrine Tumoren
Key words
patient priorities - analytic hierarchy process (AHP) - neuroendocrine tumours