Die Beratungsbörse im Rahmen des DKOU gehört mittlerweile zum festen Bestandteil des
Kongressgeschehens. Interessierten bot sich die Möglichkeit, mit erfahrenen Experten
aus den Bereichen Personal- und Karriereberatung sowie Organisationsentwicklung Gespräche
zur eigenen beruflichen Situation zu führen.
Eine klassische Klinikkarriere anstreben? Oder lieber frühzeitig den Einstieg in eine
Praxis vorbereiten? Es sind sowohl frisch gebackene Fachärzte als auch solche, die
bereits eine Oberarztposition innehaben, die mit diesen Fragen in die Beratung kommen.
Die Beratungsbörse nutzten auch Weiterbildungsassistenten , die noch am Anfang ihrer
beruflichen Laufbahn stehen. Sie sind häufig schon recht gut informiert und wissen
über die beruflichen Möglichkeiten ihres Fachgebietes „im Prinzip“ Bescheid. Ihr Ziel
ist, dieses Wissen für die eigene, ganz individuelle Berufsplanung zu nutzen.
Wo soll der eigene Weg hin gehen? Die Karriereplanung stellt viele Ärzte vor eine
Herausforderung. (Bild: ©alphaspirit / Fotolia.com)
Praxis oder Klinik?
Manch einer empfindet diese Alternative schon allein deswegen als Zwickmühle, weil
er zwar aus dem Klinikbetrieb mit seiner enormen Arbeitsverdichtung aussteigen, sich
aber nicht gänzlich aus dem OP verabschieden möchte. In der Beratung hat sich wieder
gezeigt, dass viele Ärzte immer noch zu wenig über die Möglichkeiten wissen, die sich
ihnen in vernetzten Strukturen bieten. Hier finden sich unterschiedliche Modelle jenseits
der „klassischen“ Verbindung Praxisniederlassung und belegärztliche Tätigkeit. Nicht
nur, dass eine Praxistätigkeit heutzutage in ganz unterschiedlicher Form möglich ist
(als Inhaber / Teilhaber oder im Angestelltenverhältnis); inzwischen nimmt bei den
Krankenhäusern, insbesondere denen der mittleren Größenordnung, die Zahl derer zu,
die spezialisierten Fachärzten eine leitende Funktion in Teilzeit anbieten. Solche
Positionen können dann in unterschiedlicher Weise mit einer (angestellten oder selbstständigen)
Tätigkeit in einer Praxis oder in einem MVZ verknüpft sein. Das Krankenhaus erweitert
und schärft auf diese Weise sein fachliches Leistungsprofil, der betreffende Facharzt
wiederum hat für sich insgesamt mehr Gestaltungsmöglichkeiten. „Das bringt mich ja
tatsächlich auf eine Idee, wie ich mich künftig beruflich aufstellen könnte. Und ich
müsste dabei fachlich gar nicht so viele Abstriche machen, wie ich immer befürchtet
habe.“, fasste einer der Teilnehmer sein Beratungsgespräch zusammen.
Karriereziel Chefarzt
„Keine Lust mehr auf Karriere? Von den Schwierigkeiten, Chefarzt zu werden und es
zu bleiben.“: so hieß eine die Beratungsbörse begleitende Veranstaltung. Im Rahmen
der angebotenen Einzelberatung bot sich die Möglichkeit das Thema zu vertiefen und
sich von neutraler Seite ein Feedback für die eigene Bewerbung als Chefarzt einzuholen.
Ganz offensichtlich drängt es inzwischen aber auch im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie
deutlich weniger Oberärzte in Chefpositionen, als dies noch vor ein paar Jahren der
Fall war. Auch wenn viele eine Karriere im Krankenhaus nicht grundsätzlich ausschließen,
stehen sie dem Karriereziel Chefarzt doch relativ kritisch gegenüber. „Ist es tatsächlich
eine Verbesserung gegenüber meiner jetzigen Position?“ Diese Frage ist in der Regel
nicht ausschließlich finanziell gemeint. Die sie stellen, haben oftmals Chefärzte
vor Augen, welche über eine mangelnde Unterstützung der Geschäftsleitung, die Verknappung
der Ressourcen und chronischen Personalmangel klagen und entsprechend frustriert sind.
Beruf und Lebensqualität
Eine „klassische“ Beratungsfrage ist und bleibt die nach der besseren Vereinbarkeit
von Beruf und Familie. Mehrheitlich wurde sie von Frauen gestellt; doch auch männliche
Kollegen machten dies zum Thema. Evident war hier der Zusammenhang mit der Furcht
vor einem Burnout oder bereits mit der Erfahrung eines solchen. Patentrezepte waren
in den Beratungsgesprächen nicht zu bekommen, wohl aber Impulse für die Reflexion
der jeweiligen persönlichen Berufssituation und Anregungen für Veränderungsmöglichkeiten,
wie die positiven Rückmeldungen bestätigten.
Ingrid Rebmann / Dr. Ulrike Schlein
Ingrid Rebmann, M.A. (Frankfurt), ist auf den ärztlichen Bereich spezialisierte Personal-
und Karriereberaterin und Geschäftsführerin von mainmedico GmbH.
www.mainmedico.de
Dr. med. Ulrike Schlein (Bad Wildungen) ist ausgebildete Chirurgin und Beraterin mit
Arbeitsschwerpunkt Organisations- und Personalentwicklung.
www.dr-schlein.de