Diabetes aktuell 2014; 12(08): 342
DOI: 10.1055/s-0034-1398407
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bluthochdruck – Frauen häufiger von Herz-Kreislauf-Tod betroffen

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 January 2015 (online)

 

    In Deutschland sterben etwa 36 % aller Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Frauen beträgt der Anteil 44 %. Nach den Wechseljahren nimmt die Gefahr zu. Frauen erleiden zwar seltener einen Herzinfarkt als Männer. Todesfälle durch Herzschwäche kommen jedoch doppelt so häufig vor. An den Spätfolgen von Bluthochdruck auf das Herz sterben Frauen sogar dreimal häufiger als Männer. „Auf geschlechtsspezifische Risikofaktoren allein lassen sich diese Unterschiede nicht zurückführen“, sagt Prof. Martin Hausberg, Karlsruhe, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.

    Zoom Image
    (Bild: Fotolia; jd-photodesign)

    Denn die meisten Erkrankungen treten erst nach den Wechseljahren auf. Dann nehmen viele Frauen zu. Dabei zeigen neue Studien, dass gesunde Ernährung und Bewegung für Frauen sogar mehr Schutz bieten als für Männer. Hausberg betont: „Hier wäre eine stärkere Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtig und nachgewiesenermaßen wirksam“. Auch Rauchen scheint Frauen mehr zu schaden als Männern. Dies könnte nach Einschätzung des Experten an einer höheren Empfindlichkeit der Schleimhaut in den Atemwegen, aber auch an unterschiedlichen Rauchgewohnheiten liegen: „Frauen fällt es insbesondere im Alter schwerer, das Rauchen aufzugeben“, erläutert Hausberg.

    Unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern

    In der Behandlung der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es schwer erklärbare Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Ärzte verordnen Frauen häufiger Diuretika und Betablocker zur Hochdrucktherapie. Mittel gegen hohe Cholesterinwerte bleiben dagegen eher Männern vorbehalten. Dies entspreche aber nicht den Empfehlungen, die auf Risiko-Scores wie dem PROCAM-Score beruhen, meint Hausberg. Der PROCAM Risiko-Score erlaubt es, das Risiko einzuschätzen, innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Herzinfarkt zu erleiden. Dabei beruht die Risikobestimmung auf den Daten der Prospective Cardiovascular Münster (PROCAM-) Studie. Allerdings berücksichtigt dieser Score zwar das Geschlecht der Patienten, nicht aber die soziale Herkunft, aus der für Frauen eine weitere Benachteiligung entstehen kann.

    Und auch den Bluthochdruck betreffend – als ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall – unterscheiden sich Männer und Frauen deutlich. Jüngere Frauen haben zwar seltener einen erhöhten Blutdruck als Männer. Im Alter kehrt sich das Verhältnis jedoch um. Sie sind dann auch stärker von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. „Eine rechtzeitige Diagnose der Hochdruckerkrankung ist deshalb bei Frauen besonders wichtig“, sagt Hausberg. Er empfiehlt neben der Messung des Blutdrucks zu Hause auch die ärztlich angeleitete 24-Stunden-Messung, um zusätzliche Anhaltspunkte für die Therapie zu erhalten.

    Deutsche Hochdruckliga, 1.12.2014


    #
    #

    Zoom Image
    (Bild: Fotolia; jd-photodesign)