Dialyse aktuell 2014; 18(10): 518-519
DOI: 10.1055/s-0034-1398401
Fachgesellschaften
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

18. AKTX-Pflegesymposium

Rückschau auf den 16./17.10.2014
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Publication Date:
15 January 2015 (online)

 
 

Zum 18. Mal trafen sich Pflegende aus den Transplantationszentren Deutschlands im Rahmen des AKTX-Pflegesymposiums, um neue Aspekte in der Transplantationspflege und -medizin vorzustellen und zu diskutieren. Das Symposium in Mannheim fand einer guten Tradition folgend parallel zur Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) statt.

Der Tagungspräsident der DTG (Prof. Bernhard Krämer, Mannheim) eröffnete mit seinem Grußwort die Veranstaltung in Mannheim. Er hob die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Pflegekräften in der Transplantationsmedizin hervor. Er wünschte sich noch viele gemeinsame Veranstaltungen, um die Qualität der gemeinsamen Arbeit mittels solcher Fortbildungen noch zu steigern.

Tag 1

„Wie Sascha sein Herz verlor…“

Aus dem Herzzentrum Leipzig kam der erste Vortrag „Wie Sascha sein Herz verlor… oder der lange Weg zurück ins Leben“ – die Geschichte eines jungen Mannes (Sportler, verschleppte Erkältung), der plötzlich kurzatmig wird. Der Vortrag schildert Saschas schweren Weg: Implantation eines Kunstherzes, die damit verbundenen psychischen Probleme, plötzlich so krank zu sein, Dialysepflichtigkeit und MRSA-Infektion, 4 Monate Wartezeit, bis passende Organe (Herz und Niere) gefunden waren. Das Herz übernahm nach der Transplantation die volle Funktion und die thorakale Wunde verheilte gut. Er litt aber unter den Wundheilungsstörungen an der Nieren-Transplantat-Wunde, erst 11 Monate nach der Transplantation war sie vollständig abgeheilt. Dass Sascha die lange Leidenszeit gut überstanden hat, verdankt er nicht zuletzt der totalen Unterstützung durch seine Lebensgefährtin. Er hat wieder seine Tätigkeit als Übungsleiter der C-Jugend im Handball übernommen.


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Euregio Tour

Zum vorherigen Thema passend wurde danach ein sehr bewegender Film gezeigt. Gerade fertiggestellt, erlebte er auf dem Symposium fast seine Uraufführung. „Herzenswege“ von Maria Haase erzählt von der Euregio Tour – eine Radtour, die es schon seit 14 Jahren gibt und die über die Alpen von Innsbruck an den Gardasee führt. Sie wird durch 30–40 Transplantierte und ihre Unterstützer bestritten. Im Film werden 4 Herztransplantierte auf der Tour begleitet, parallel dazu erzählt Kevin seine Empfindungen – sein Leben auf Abruf auf der Warteliste für ein Herz.

Freude und Qual stehen bei der Radtour, wie auch bei einer Transplantation, dicht beieinander. Ziel beider Reisen ist es, über den Berg zu kommen. Für den einen ist der Berg die Transplantation mit Etappen (z. B. Kunstherz) zu erreichen, für die anderen ist es das Erklimmen der Alpen nach einer langen Zeit der Krankheit. Ausdauer ist auf beiden Reisen erforderlich. O-Ton im Film: „Ausdauer ist auch, die Dauer des Lebens auszuhalten“.


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Nierenlebendspende: ein Fallbeispiel

Der nun folgende Beitrag schilderte ein Fallbeispiel einer Nierenlebendspende in Köln. Eine Mutter spendet ihrem seit einem dreiviertel Jahr dialysepflichtigen Sohn eine ihrer Nieren. Dieser freut sich auf das weitestgehend normale Leben nach der Transplantation, muss sich aber erst einmal an die Gegebenheiten gewöhnen, die nun auf ihn warten. Während des stationären Aufenthalts muss er sich zunächst in das recht starre Gefüge des Stationsablaufs einfügen, geduldig Wartezeiten vor Untersuchungen absitzen und sich mit der Angst vor der Operation auseinander setzen.

Nach der Transplantation stellen ihn der Urinkatheter, die medikamentöse Therapie, Schulungen und hygienische Richtlinien vor Herausforderungen. Bald nach der Transplantation kommt es zu leichten Abstoßungsreaktionen, sodass eine weitere Diagnostik notwendig wird. Auch nach dem stationären Aufenthalt bleiben engmaschige Kontrollen notwendig. Die Dauer seiner Arbeitsunfähigkeit verlängert sich. In der Transplantationsambulanz fühlt er sich aber gut aufgehoben und die vielen Fragen, die aufkommen, lassen sich durch Gespräche dort klären. Inzwischen ist sein Kreatininwert stabil und er geht wieder seiner Arbeit nach. Der Mutter, der Spenderin, geht es gut.


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Auslandserfahrungen

Die folgenden 2 Vorträge ließen das Auditorium an Auslandserfahrungen teilhaben, die Kolleginnen bei Hospitationen auf Tx-Stationen in England, in den Niederlanden und in der Schweiz sammeln durften.


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Das Sterben auf der Warteliste

Über das Sterben auf der Warteliste sprach im nächsten Beitrag ein Transplantationskoordinator aus Berlin – ein sehr provokantes und zur Diskussion anregendes Thema. Ca. 3 Menschen sterben täglich auf der Warteliste – warum ist das so? Nur 14 % der Deutschen haben einen Organspenderausweis. Die Zahl der Organspenden in Deutschland im Zeitraum 2004–2012 ist um 28 % rückläufig. Die Gründe werden schon länger auch in der Öffentlichkeit diskutiert. Wir Deutschen leben in einer Demokratie, wir haben die Freiheit, uns zu entscheiden oder uns nicht zu entscheiden. Sind wir bequem? Die Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Bevölkerung. Demokratie bedeutet auch, Kompromisse zu schließen und Verantwortung über den Tod hinaus zu übernehmen. Die Warteliste verwaltet zurzeit nur den Mangel.


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Tx-Beauftragte und Hygiene

Um die im vorangegangenen Vortrag besprochenen Probleme besser in den Griff zu kriegen, ist seit 2012 ein Transplantationsbeauftragter in jeder Klinik gesetzlich vorgeschrieben. Der Transplantationsbeauftragte kann aus dem ärztlichen Bereich kommen, aber auch aus dem Pflegebereich. Aus ihrer Erfahrung als pflegerische Transplantationsbeauftragte in Münster berichtete die nächste Referentin. Den Abschluss des ersten Symposiumstages bildete ein Vortrag über Hygienemaßnahmen nach Lebertransplantation auf einer Intensivstation.


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Tag 2

Posterbegehung, Lunchsymposium, Abstoßungstherapien

Der zweite Tag des Symposiums begann mit der Posterbegehung. Leider waren nicht so viele Poster eingesandt worden wie geplant, sodass die Begehung etwas kleiner ausfiel. Gleich 2 Poster kamen von Transplant-Kids e. V., einem Verein für organtransplantierte Kinder und ihre Angehörigen. Der Verein bietet Betroffenen mit seinen Angeboten Hilfe an, einen Weg zwischen einem altersgerechten und einem verantwortungsvollen Umgang mit dem transplantierten Organ zu finden. Sie sollen altersentsprechend zu mehr Eigenständigkeit und Eigenverantwortung herangeführt werden. So können auch ihre Familien entlastet werden. Transplant-Kids bieten dazu ein Kids-Camps an. Dort werden die Kinder erlebnispädagogisch und sportlich an das Thema – ihr Thema – herangeführt. Auch unterstützt der Verein eine Schwerpunktkur für Familien mit transplantierten Kindern.

Ebenfalls für Kinder entstand ein Projekt in Bremen, welches sich um das wichtige Problem „Hautschutz bei transplantierten Kindern“ kümmert. Wie auch bei Transplant-Kids, werden die Kinder mittels des Projekts zu mehr Eigenverantwortung (bezüglich ihrer Haut, die nach der Organtransplantation vor Sonne geschützt werden muss) angeleitet. Poster Nummer 4 war ein Fallbeispiel aus Jena, das eine junge, rollstuhlpflichtige Frau vorstellte, die dort nierentransplantiert wurde und trotz eines komplizierten Verlaufs ein lebenswertes Leben lebt.

Auf die Posterbegehung folgte ein Lunchsymposium der Firma Biotest zu „Infektionen nach Lebertransplantation“. „Abstoßungstherapien nach Nierentransplantation“ hieß der nächste Vortrag eines Nephrologen aus Mannheim.


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Lebendspende: Was wird aus Empfänger und Spender?

Der abschließende Beitrag befasste sich mit der Nierenlebendspende: Was wird aus Empfänger und Spender? Die Nierenlebendspende stellt vor dem Hintergrund der langen Wartezeit für postmortale Spenderorgane gegenwärtig die beste Therapieoption für Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz dar. Für die Transplantatempfänger bietet sie wichtige Vorteile wie eine bessere Lebenserwartung, Transplantatfunktion und Lebensqualität sowie ein besseres Transplantatüberleben. Obwohl die Gesundheitsrisiken für den Spender als äußerst gering einzustufen sind, ist die vereinzelt auftretende Einschränkung der Lebensqualität nach Nierenlebendspende zu beachten. In diesem Zusammenhang muss durch ausführliche und vertrauensvolle Aufklärung sowie durch konsequente Nachsorge der Spender die informierte Entscheidungsfindung verbessert und das notwendige Vertrauen in die Nierenlebendspende bewahrt werden. Eine anschließende rege Diskussion beendete das 18. Pflegesymposium des AKTX-Pflege e. V.


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Neues aus dem AKTX-Pflege e. V.

Im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt, nachdem der bisherige Vorstand nicht mehr zu Wahl stand. Die neuen Vorstandsmitglieder sind Gesa Pamperin, Britta Nehls, Christine Ölschner, Marion Gnädig und Carsten Meßer. Sie werden sich in einer der nächsten Ausgaben vorstellen.

Der Vorstand lädt schon jetzt zum 19. Pflegesymposium ein, welches am 25.10.2015 in Dresden stattfinden wird.

Esther Wichmann, Berlin

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Geschäftsstelle
Arbeitskreis Transplantationspflege e. V.
Gesa Pamperin
ZIM, Lebertransplantationsambulanz, UKE
Martinistr. 52, O.10, 20246 Hamburg
E-Mail: g.pamperin@uke.de
Internet: www.aktxpflege.de


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