Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10(06): 296
DOI: 10.1055/s-0034-1398290
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Referat – Protonenpumpenhemmer: Nutzen auch in der Diabetes-Therapie

Robert Ritzel
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Publication Date:
26 January 2016 (online)

Hintergrund: Nach experimentellen Daten weist Gastrin Inkretin-ähnliche Effekte auf Betazellen auf und unterstützt so die Glukose-induzierte Insulinsekretion. Weil die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zu einem Anstieg der Plasmagastrinspiegel führt, überprüften Barchetta et al. die Hypothese, dass die dauerhafte Behandlung mit PPI die glykämische Kontrolle bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbessern könnte.

Methoden: Die retrospektive Beobachtungsstudie umfasste 548 Patienten im mittleren Alter von 67,1 (± 10,9) Jahren, die im Durchschnitt seit 12,4 (± 9,8) Jahren an einem Diabetes Typ 2 erkrankt waren und an einer Klinik in Rom ambulant behandelt wurden. 245 (45 %) von ihnen nahmen aus präventiven oder therapeutischen Gründen bereits seit mehr als 2 Jahren PPI ein. Die Autoren werteten Nüchternblutzucker, glykolysiertes Hämoglobin (HbA1c), Serumlipide und Transaminasen aus und bezogen außerdem schwere kardiovaskuläre Ereignisse und die Begleitmedikation mit ein. Bei insulinpflichtigen Patienten berücksichtigten sie außerdem den täglichen Insulinbedarf. Die PPI-einnehmenden Patienten waren im Mittel etwas älter, unterschieden sich aber hinsichtlich der mittleren Zahl der eingenommenen Diabetesmedikamente oder der mittleren Insulindosis nicht.

Ergebnisse: Patienten, die seit mehr als 2 Jahren PPI eingenommen hatten, wiesen einen signifikant niedrigeren HbA1c auf als die ohne PPI-Einnahme (7,1 ± 1,07 % oder 54,1 ± 12 mmol / mol vs. 7,4 ± 1,4 % oder 57,4 ± 8 mmol / mol; p = 0,011). Ein entsprechender Unterschied zwischen Patienten mit und ohne dauerhafte PPI-Einnahme fand sich auch für den Nüchternblutzuckerspiegel (127 ± 36,9 mg / dl vs. 147,6 ± 49,4 mg / dl; p < 0,001). Bei Patienten mit Insulintherapie und denjenigen mit gleichzeitiger Inkretinmimetika -(GLP1)- und PPI-Therapie vergrößerten sich die Unterschiede noch. In der multivariaten Regressionsanalyse blieb die Assoziation zwischen dauerhafter PPI-Einnahme und HbA1c unabhängig von anderen Einflussfaktoren bestehen (p = 0,018).

Folgerung: Eine bereits mehr als 2 Jahre dauernde PPI-Therapie ist bei Patienten mit Diabetes Typ 2 mit einer verbesserten glykämischen Kontrolle assoziiert im Vergleich zu Patienten ohne eine solche Einnahme. Besonders ausgeprägt war diese Assoziation bei Insulin- oder GLP1-Therapie. Damit könnten PPI möglicherweise eine Rolle zur Verbesserung der Glukose-Insulin-Homöostase unter bestehenden Therapieszenarien spielen.

Friederike Klein, München