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DOI: 10.1055/s-0034-1398000
Mütterliche Depression – SSRI-Exposition in der Spätschwangerschaft: leicht erhöhtes Risiko für persistierende pulmonale Hypertension des Neugeborenen
Publication History
Publication Date:
10 November 2015 (online)
Hintergrund: Das Auftreten einer persistierenden pulmonalen Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN) ist mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Die US-amerikanische Arbeitsgruppe um Huybrechts und Mitarbeiter ist der Frage nachgegangen, ob die maternale Einnahme von Antidepressiva in der Spätschwangerschaft mit einem erhöhten PPHN-Risiko der exponierten Feten assoziiert ist.
Methoden: Mit Hilfe der Datenbank der staatlichen Krankenversicherung wurden 128 950 Frauen aus 46 US-amerikanischen Bundesstaaten identifiziert, die zwischen 2000 und 2010 innerhalb der letzten 90 Tage vor der Entbindung eine Monotherapie mit einem selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitor (SSRI) oder einem Nicht-SSRI-Antidepressivum erhalten hatten. Die Kontrollgruppe umfasste die Schwangeren ohne Antidepressiva-Einnahme. Die Häufigkeit einer PPHN-Diagnose innerhalb von 30 Tagen nach der Geburt bei den exponierten bzw. nicht exponierten Kindern wurde analysiert.
Ergebnisse: Unter insgesamt etwa 3,8 Mio. Schwangeren wurden 102 179 (2,7 %) bzw. 26 771 (0,7 %) Frauen identifiziert, die im letzten Trimenon der Schwangerschaft SSRI bzw. Nicht-SSRI eingenommen hatten. Pro 10 000 Geburten wurden in der Gruppe der nicht exponierten Kinder 20,8 (95 %-CI 20,4–21,3) und unter den Kindern mit Antidepressiva-Exposition 31,0 (95 %-CI 28,1–34,2) Fälle von PPHN diagnostiziert. Hierbei war sowohl bei der Einnahme von SSRI als auch von Nicht-SSRI (31,5/10 000; 95 %-CI 28,3–35,2 bzw. 29,1/10 000; 95 %-CI 23,3–36,4) ein erhöhtes PPHN-Risiko nachweisbar. Die nicht adjustierte Odds Ratio (OR) für eine PPHN bei SSRI- bzw. Nicht-SSRI-Exposition betrug 1,51 (95 %-CI 1,35–1,69) bzw. 1,40 (95 %-CI 1,12–1,75). Nach Beschränkung der Analyse auf Schwangere mit der Diagnose „Depression“ sowie Adjustierung bezüglich verschiedener potenzieller Einflussvariablen errechnete sich für SSRI bzw. Nicht-SSRI eine OR von 1,10 (95 %-CI 0,94–1,29) bzw. 1,02 (95 %-CI 0,77–1,35). Die Beschränkung der Analyse auf Kinder mit primärer PPHN ergab eine OR von 1,28 (95 %-CI 1,01–1,64) bzw. 1,14 (95 %-CI 0,74–1,74). Weiterhin konnte eine starke Assoziation zwischen PPHN und maternalem Diabetes (OR 2,93), Adipositas (OR 2,02), Sectioentbindung (OR 3,20) und dunkler Hautfarbe (OR 1,30) nachgewiesen werden.
Neugeborene, deren Mütter im letzten Drittel der Schwangerschaft SSRI einnehmen, haben häufiger eine PPHN als nicht exponierte Kinder. Allerdings, so die Autoren, sei das Risiko geringer, als die Ergebnisse vorangegangener Studien erwarten ließen. Bei der Verordnung dieser Pharmaka seien die potenziellen Risiken dieser Substanzgruppe gegen ihre positiven Auswirkungen auf die mütterliche Gesundheit abzuwägen. Die Einnahme von Nicht-SSRI sei hingegen nicht mit einem signifikant erhöhten PPHN-Risiko assoziiert.
Dr. Judith Lorenz, Künzell
