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DOI: 10.1055/s-0034-1397319
Neuer Ansatz im Kampf gegen bakterielle Infektionen – Bakteriozides Enzym gegen MRSA entwickelt
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. Januar 2015 (online)
Das niederländische Biotechnologieunternehmen Micreos hat mit Staphefekt™ ein bakterienabtötendes Enzym speziell gegen Staphylococcus aureus entwickelt, das gegen methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA) wie methicillinsensitive Staphylococcus aureus (MSSA) gleichermaßen effektiv wirkt. Dr. Bjorn Herpers präsentierte die neue Technologie auf der Konferenz „Antibiotic alternatives for the new millennium“ in London vom 5.–7. November 2014.
Strategie auch gegen antibiotikaresistente Bakterien
Staphefekt™ ist das erste Endolysin, das für die Behandlung am Menschen auf intakter Haut zur Verfügung steht. Endolysine sind Enzyme, die von Bakteriophagen (Phagen) stammen. Diese Mikroorganismen töten ausschließlich Bakterien. In der Natur vermehren sich Phagen in Bakterien, dabei zerstören sie die bakterielle Zellwand mit Endolysinen. Der Wirkmechanismus der Endolysine unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Antibiotika, sodass selbst antibiotikaresistente Bakterien dagegen empfindlich sind.
Weitere Eigenschaften des Enzyms sind schnelles Abtöten (Lyse) der Zielbakterien und eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung, weil es unabhängig vom bakteriellen Stoffwechsel wirkt, der entscheidend für die Entwicklung von Resistenzmechanismen ist, und weil es auf eine Region der Bakterienzellwand zielt, die wenig anfällig für Mutationen ist. Ein weiteres Charakteristikum liegt in der spezifischen Wirkung auf S. aureus, ohne nützliche Bakterien zu beeinträchtigen.
Dr. Bjorn Herpers, medizinischer Mikrobiologe am regionalen Labor für öffentliche Gesundheit Kennemerland, sagte in seinem Vortrag in London: „Die Ergebnisse sind vielversprechend und zeigen, dass diese Technologie das Potenzial hat, die Behandlung bestimmter bakterieller Infektionen grundlegend zu verändern. Angesichts des zunehmenden Auftretens multiresistenter Bakterien benötigen wir neue Strategien zur Behandlung bakterieller Infektionen. Im Gegensatz zu Antibiotika führen Endolysine seltener zur Resistenzentwicklung und greifen zudem nur ihre spezifischen Bakterienarten an, während sie nützliche Bakterien verschonen.”


Weitere Studien geplant
In-vitro-Studien und In-vivo-Beobachtungsstudien, die in London vorgestellt wurden, haben diese Eigenschaften bestätigt.
Beobachtungsstudien an Patienten haben eine ähnliche Wirksamkeit gezeigt: In einer Fallserie war nach einwöchiger lokaler Staphefekt™-Anwendung S. aureus vollständig aus den geschädigten Hautbereichen S. aureus-positiver Rosazeapatienten entfernt, während andere kommensale Hautbakterien (wie S. epidermidis) nach wie vor präsent waren.
In einer weiteren Fallserie fand sich S. aureus vor der Behandlung in 6 Hautkulturen (3 Patienten mit chronischer atopischer Dermatitis/Neurodermitis, 2 mit Kontaktdermatitis und einer mit perioraler Dermatitis). Bei 5 von 6 Patienten schwächten sich die Symptome unter der Behandlung ab und die Patienten berichteten, weniger oder keine Kortikosteroide mehr zu benötigen.
Micreos hat klinische Studien in neuen therapeutischen Bereichen aufgenommen und ist zur Umsetzung weiterer Studien an einer internationalen Zusammenarbeit mit Klinikärzten interessiert.
Quelle: Presseinformation Micreos DE, Bilthoven, 13.11.2014

