Keywords
Allergien - Nahrungsmittelunverträglichkeiten - Darmbarriere - Darmmukosa - Darm-Mikrobiota
- Darmassoziiertes Immunsystem - Darmmukosa - Barrierefunktion - Probiotika - Neurodermitis
- Immunmodulation - Darmbakterien - E.-coli Enterokokken - Laktobazillen - Bifidobakterien
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MIKROBIOLOGISCHE THERAPIE als Basistherapie bei Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
ES IST DAS IMMUNSYSTEM, das bei allergischen Erkrankungen und bestimmten Nahrungsmittelunverträglichkeiten
nicht regelrecht, sondern überzogen auf Substanzen reagiert, die für den gesunden
Menschen harmlos sind. Da 80 % des körpereigenen Immunsystems im Darm lokalisiert
sind, ist die Darmmukosa von zentraler Bedeutung.
Die Darmschleimhaut versorgt den Körper nicht nur mit den lebensnotwendigen Substanzen,
sie fungiert auch als Barriere gegen eindringende Krankheitserreger wie Bakterien,
Pilze, Viren sowie gegen unverdaute Nahrungspartikel (Allergene). Sind Schleimhautbereiche
durch Gifte, chronische Erkrankungen, Stress oder Infektionen geschädigt, können sich
wegen der gestörten Barrierefunktion sogar allergische Symptome entwickeln.
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Mithilfe der mikrobiologischen Therapie wird das Immunsystem moduliert.
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Sie ist gleichermaßen eine erfolgreiche Basistherapie bei gastroenterologischen und
immunologischen Erkrankungen sowie bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
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Häufig gehen diese Erkrankungen mit einer Störung der Darmbarriere einher.
Auslösende Faktoren
Zu den Faktoren, die allergische Reaktionen und Unverträglichkeiten auslösen können,
gehören neben Antigenen insbesondere Nahrungsmittel, die Zusatzstoffe enthalten oder
reich an biogenen Aminen sind. Bestimmte Verdauungsstörungen können ebenfalls die
Ursache sein [[3]]:
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Tierische oder pflanzliche (Proteine) Antigene können IgE- oder IgG-Antikörper vermittelte
allergische Reaktionen hervorrufen.
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Nahrungszusatzstoffe (Arzneimittel, Konservierungsmittel, Aromen und Farbstoffe) bewirken
eine Freisetzung von Mediatoren wie Histamin oder Leukotrienen aus den Mastzellen
des Gewebes: Es können pseudoallergische Symptome auftreten.
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Nahrungsmittel, die stark mit biogenen Aminen (z. B. Histamin, Serotonin, Tyramin,
Dopamin) belastet sind, können vasoaktive Reaktionen wie Blutdruckabfall, erhöhte
Pulsfrequenz oder Herzrasen, Verengung der Bronchien, Bauchkrämpfe, aber auch Unruhe
verursachen.
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Bei Maldigestion (Enzymdefekte oder Enzymmangel) können Nährstoffe nicht genügend
gespalten werden, z. B. durch Laktase.
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Infolge einer Malabsorption (mangelnde Aufnahme von Nährstoffen), z. B. Fruktosemalabsorption,
werden Nährstoffe nicht oder nicht ausreichend in den Körper transportiert.
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Toxinbelastete Nahrungsmittel (falsche Lagerung, verdorbene Lebensmittel) können zu
Intoxikationen mit entsprechenden Symptomen führen.
Mögliche Reaktionen können aber auch den Bewegungsapparat betreffen und dort z. B.
Muskel- und Gelenkschmerzen hervorrufen. Diese Symptomenvielfalt erschwert die schulmedizinische
Diagnostik und die Durchführung einer erfolgreichen Therapie, weshalb sich Therapeuten
oft mit folgenden Problemen konfrontiert sehen:
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Zum einen kann eine einzige Reaktion wie Asthma bronchiale durch verschiedene der
oben genannten Faktoren ausgelöst werden.
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Zum anderen ist es manchmal unmöglich, die zahlreichen geschilderten Symptome eines
Patienten einem einzigen auslösenden Agens zuzuordnen, wenn gleichzeitig z. B. gastrische,
intestinale, bronchiale oder dermatologische Symptome beschrieben werden.
So kommen häufig mehrere der oben genannten Faktoren gleichzeitig infrage, die sowohl
eine allergische Reaktion, als auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vermuten
lassen. Dieses gemeinsame Auftreten lässt sich jedoch plausibel mit einer Barrierefunktionsstörung
der Mukosa erklären (s. Abb. 1).
Abb. 1 Physiologische und pathologische Abläufe im Schleimhautbereich (Ausschnitt
Laves-Lehrtafel).
Bestandteile der Darmbarriere
Bestandteile der Darmbarriere
Die Oberfläche des Intestinaltrakts beträgt über 400 m2 und ist damit etwa 200- mal so groß wie die der Haut. Die enorme Fläche dient der
Resorption von Nährstoffen und Flüssigkeit, sie stellt gleichzeitig auch ein großes
Areal dar, über das Mikroorganismen eindringen können. Um dies zu verhindern, verfügt
der Darm über mehrere Verteidigungslinien, die aus der Darm-Mikrobiota, der Darmschleimhaut,
der Schleimschicht und dem darmassoziierten Immunsystem bestehen. Diese bilden eine
funktionelle Einheit, welche heute unter dem Begriff Darmbarriere [[3]] zusammengefasst wird.
Darm-Mikrobiota
Die Darm-Mikrobiota („Darmflora“) besteht überwiegend aus Bakterien, die apathogen
oder allenfalls fakultativ pathogen sind. Indem z. B. die Bakterien der Darm-Mikrobiota
mit Krankheitserregern um Nährstoffe und Adhäsionsstellen an der Darmwand konkurrieren
(Kolonisationsresistenz), übernehmen sie zentrale Funktionen für die Gesundheit des
Menschen. Zudem produzieren sie teilweise antibakterielle Stoffe und regulieren wichtige
Barrierefunktionen im Darm, darunter auch die Funktion des darmassoziierten Immunsystems.
Darmmukosa
Das Epithel der Darmschleimhaut ist ein enger und dichter Zellverbund, der durch eine
Art „Klettverschluss“, den sog. Tight Junctions, abgedichtet wird. Dieser dichte Zellverbund
verhindert einen parazellulären Transit von unerwünschten Stoffen und Mikroorganismen.
Eine dem Epithel aufliegende Mukusschicht erschwert Mikroorganismen zudem das Anhaften
an Epithelzellen und das Eindringen von Allergenen (sIgA).
Zusätzlich zu ihrer immunstärkenden Funktion stellt die Darmschleimhaut auch eigene
Enzyme und Transportsysteme zur Verfügung. So sezerniert der Dünndarm Diaminooxidase,
ein histaminabbauendes Enzym, und stellt Transportproteine für Fruktose bereit. Darüber
hinaus bilden viele Mitteleuropäer in der Regel bis weit in das Erwachsenenalter das
Enzym Laktase. Bei einer Schädigung der (Dünn-) Darmschleimhaut können also Nahrungsmittelunverträglichkeiten
(Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption, Histaminunverträglichkeit) entstehen. Die
Symptome betreffen dabei keineswegs nur die Schleimhaut des Darmes, sondern auch die
der Bronchien, Nase, Lungen – sogar die Haut selbst kann mit allergischen Symptomen,
wie Juckreiz, Rötung, Schwellung bis hin zur Entzündung reagieren. Somit ist es nicht
verwunderlich, dass eine Störung der Darmschleimhaut sowohl zu einer allergischen
Reaktion führen als auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten nach sich ziehen kann.
Darmassoziiertes Immunsystem
Neben der Barrierefunktion verfügt der Darm über eine eigene Immunabwehr – das darmassoziierte
Immunsystem (gut associated lymphoid tissue, GALT). Dieses befindet sich hinter einem
Schutzwall und entnimmt lediglich Proben, die ihm von spezialisierten Zellen präsentiert
werden. Nach unseren heutigen Erkenntnissen können bestimmte Bakterien das Immunsystem
trainieren, es bei der Abwehr von Eindringlingen unterstützen, aber auch dazu beitragen,
Toleranz zu üben.
Störungen der Barrierefunktion
Störungen der Barrierefunktion
Häufig treten Nahrungsmittelunverträglichkeiten und manchmal Allergien in Zusammenhang
mit einer Infektion und/oder nach einer Antibiotikabehandlung auf. Es liegt nahe,
hier einen Zusammenhang mit der veränderten Bakterienzusammensetzung zu suchen. Tatsächlich
können Laktobazillen und Bifidobakterien sehr gut helfen, komplexe Kohlenhydrate (auch
Doppelzucker wie Laktose) abzubauen. Geht die Zahl der Bakterien infektionsbedingt
oder durch ein Antibiotikum zurück, können Verdauungsstörungen auftreten. Darüber
hinaus können sich antibiotikaresistente Bakterien oder Pilze in den entstehenden
Lücken des Bakterienrasens im Darm vermehren. Pathogene Organismen, z. B. verschiedene
Clostridien, produzieren möglicherweise Gifte, die die Tight-Junctions der Schleimhaut
lähmen und dadurch ein Einströmen von Antigenen in den Körper (Leaky-Gut-Syndrom)
bei gleichzeitigem Ausströmen von Wasser in den Darm (Diarrhö) provozieren. Auch das
Antibiotikum selbst kann bei entsprechend veranlagten Patienten eine Entzündung der
Darmschleimhaut verursachen.
Sowohl eine allergische Reaktion als auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit können
durch eine Störung der Darmmukosa hervorgerufen werden.
Merke: Eine Störung in der Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota kann auch eine Störung der
Barrierefunktion nach sich ziehen.
Um zu diagnostizieren, ob eine Verdauungsstörung oder eine Permeabilitäts-/Entzündungsreaktion
vorliegt – oder sogar eine Kombination aus beiden –, ist eine ausschließliche Analytik
der Darmbakterien nicht ausreichend. Folgende Parameter (Stuhldiagnostik) liefern
wichtige Hinweise:
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Entzündungsstatus, z. B. Alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin, sekretorisches IgA
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Verdauungsrückstände im Stuhl
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Histamin und Pankreaselastase
Besteht der Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten (erhöhtes sIgA und Alpha-1-Antitrypsin),
sollte der Auslöser, z. B. Gluten, über Blutuntersuchungen bestimmt werden. IgG(4)-Untersuchungen
können evtl. hilfreich sein. Allerdings ist bei einem Leaky-Gut-Syndrom oder einer
akuten Entzündung der Darmschleimhaut von einer hochgradigen Aktivierung und Belastung
des Immunsystems auszugehen. Dies hat auch Einfluss auf die IgG4-Testung, indem möglicherweise
starke Reaktionen auf eine Vielzahl von Allergenen die Auswertung erheblich erschweren.
Probiotika gleich Schleimhaut-Therapie?
Probiotika gleich Schleimhaut-Therapie?
Kommt es wegen Infekten oder aufgrund einer Antibiotikatherapie zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
wird oft nur der Zusammenhang mit einer Fehlbesiedelung des Darmes und einer möglichen
Sekundärinfektion gesehen. Da eine Infektion allerdings auch bedeutet, dass die Darmschleimhaut
entzündet ist, z. B. Magen-Darm-Infekte, können bestimmte Verdauungsenzyme (Laktase,
Diaminooxidase) oder Transportproteine (für Fruktose) nicht mehr in der Dünndarmschleimhaut
hergestellt werden. Aufgrund dieser mangelnden Verdauungsleistung entwickeln sich
Verdauungsprobleme. Darüber hinaus ist eine Aktivierung des Immunsystems durch eine
erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand möglich.
Merke: Ziel nach einer Antibiotikabehandlung muss es sein, die Barriere- und Verdauungsfunktion
der Darmschleimhaut und Darm-Mikrobiota wiederherzustellen.
Da die Mikroorganismen im Darm eines gesunden Menschen schützend auf die Darmschleimhaut
einwirken und einige Bakterienarten darüber hinaus aktiv mit der Schleimhaut kommunizieren
und so ebenfalls mit dem Immunsystem positiv interagieren können, erwarten viele Therapeuten,
dass Probiotika auch zur Schleimhaut-Therapie geeignet sind. Dies ist allerdings aus
folgenden Gründen nicht immer erfolgreich:
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Die immunstimulierende Wirkung von z. B. Enterokokken und E. coli – die enthaltenen
Zellwandbestandteile trainieren das Immunsystem – kann bei Patienten, deren Immunsystem
überfordert ist (Leaky-Gut-Syndrom) eine gegenteilige Reaktion provozieren.
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Laktobazillen und Bifidobakterien werden meist gut vertragen, haben aber eine vergleichsweise
geringe Wirkung auf die Regeneration der Schleimhäute.
Ideal wäre bereits die begleitende Therapie während der Einnahme der Antibiotika mit
dem zellfreien Schleimhaut-Therapeutikum (Colibiogen®, Stoffwechselprodukte von E. coli, Stamm Laves), um die Schleimhaut möglichst schnell
zu regenerieren, ohne das Immunsystem zu überfordern. Zum Schutz des Darmökosystems
kann gleichzeitig bzw. im Anschluss an die Antibiotikatherapie über mindestens 3–4
Wochen ein entsprechendes Probiotikum (Probiogast® Phase 1, enthält eine gegenüber Antibiotika unempfindliche Hefe) gegeben werden –
danach Probiogast® Phase 2 oder Lactobiogen®, diese enthalten z. B. Laktobazillen und Bifidobakterien. Wird dieses Zeitfenster
verpasst, ist die gleichzeitige Gabe von Colibiogen® oral über 4 Wochen und einem Probiotikum (z. B. Lactobiogen®) in den meisten Fällen bereits ausreichend (alle Präparate Fa. Laves).
Kommt es trotz Antibiotika und trotz begleitender Maßnahmen zu rezidivierenden Infektionen,
auch Blaseninfektionen, kann z. B. ein mit pathogenen E.-coli-belasteter Darm mit
Mutaflor® (Stamm Nissle) unterstützt werden, da physiologische E.-coli-Bakterien solche, die
pathogen sind, verdrängen können. Auch eine Stimulierung des Immunsystems mit Symbioflor® (Prosymbioflor®, Symbioflor® 1+2 und/oder AutoColiVaccine – alle Präparate Fa. SymbioPharm) kann im Anschluss
an die Schleimhaut-Therapie i. d. R. wieder vertragen werden.
Neurodermitis und Allergien
Neurodermitis und Allergien
Säuglinge
Die Erfahrung zeigt, dass bei der Entwicklung einer Neurodermitis, aber auch bei Allergien
wie Heuschnupfen mit begleitendem Asthma, eine genetische Disposition mitverantwortlich
ist. Diese Tatsache allein scheint aber nicht ausschlaggebend: Ein weiterer Faktor
ist die veränderte Bakterienflora des Säuglings infolge eines Kaiserschnitts, einer
Antibiotikagabe bei der Mutter oder Fehlflora der Mutter infolge eines Infekts. Um
diesem Mangel abzuhelfen, können dem Säugling geeignete Bakterien (E. coli, Laktobazillen
und Bifidobakterien, Enterokokken) verabreicht werden. Bei Neugeborenen mit allergischen
Symptomen ist allerdings Vorsicht angebracht: Bei einer entsprechend allergisch disponierten
Mutter ist möglicherweise auch das Immunsystem des reifenden Kindes aktiviert und
die Gabe von bestimmten Bakterien problematisch. In einem solchen Fall sollte zunächst
die Schleimhaut in ihrer Schutzfunktion unterstützt werden (Stoffwechselprodukte von
E. coli), damit das Immunsystem sich erholen kann, bevor immunstimulierende Bakterien
wie Enterokokken oder gar E. coli eingesetzt werden.
Standard-Schleimhaut-Therapie
Bei Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann folgende Schleimhaut-Therapie
(s. Abb. 2) durchgeführt werden.
Abb. 2 Mukosa-Schleimhaut-Therapie (Laves). Die klassische Schleimhaut-Therapie erfolgt
über ca. 2–4 Monate. Der Schleimhaut-Faden zeigt die verschiedenen Phasen der Regeneration.
Injektionstherapie und orale Therapie:
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Colibiogen®-Inject für ca. 3–5 Wochen, 1 Amp. alle 1–2 Tage, mind. 1- bis 2-mal/Woche bei starken
Symptomen, z. B. Schmerzen
Orale Therapie im Anschluss an Injektionstherapie: 1 × tgl. 1 TL Colibiogen® oder Synerga®
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Alternativ: orale Therapie für 3–4 Monate: 1- bis 3-mal tgl. 1 TL Colibiogen® oder Synerga®, bei sehr empfindlichen Patienten, z. B. bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, nur
½ TL
Bei sehr träger Reaktion die Dosis während der ersten 3 Wochen auf bis zu 3-mal täglich
erhöhen.
Die orale Therapie kann in vielen Fällen ausreichend sein, Synerga® sollte jedoch der Vorzug gegeben werden, weil es keinerlei Aromazusatz enthält. Da
Allergiker oft sehr sensibel reagieren, ist es empfehlenswert, einschleichend die
Reaktion zu prüfen (½ TL). Tritt nach 1 Woche keine leichte Besserung auf, kann die
tägliche Dosis für etwa 3 Wochen auf bis zu 3 × tgl. 1 TL erhöht werden.
Injektionen (Colibiogen® inject) haben die stärkste Wirkung und werden deshalb meist bei Schmerzen, z. B.
bei Morbus-Crohn-Patienten mit akutem Schub oder begleitend bei Chemotherapie, eingesetzt.
Sie kommen auch bei Patienten mit schwerer Allergiesymptomatik (Asthma bronchiale)
zur Anwendung, falls diese nur träge auf die orale Therapie reagieren.
Jugendliche und Erwachsene
Neurodermitis bei älteren Kindern und Erwachsenen stellt häufig eine Herausforderung
für den Therapeuten dar, weil sich oft zusätzliche Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
entwickelt haben. Da Haut und Schleimhaut lymphatisch miteinander verbunden sind,
zeigt sich eine Überlastung im Darm möglicherweise in einer Entsprechung auf der Haut.
Aromen, Konservierungsstoffe und unverträgliche Kohlenhydrate müssen in der Therapie
berücksichtigt werden. Im Vordergrund sollte die Schleimhaut-Therapie mit E.-coli-Stoffwechselprodukten
über einen längeren Zeitraum (3–4 Monate) stehen. Eine Unterstützung mit Bifidobakterien
und Laktobazillen fördert zusätzlich ein gesundes Milieu im Darm, um das mikrobielle
Ökosystem zu verbessern. Vorsicht ist geboten bei probiotischen Präparaten, die evtl.
unverträgliche Zusatzstoffe enthalten – das können sogar präbiotische Zusatzstoffe
wie Inulin oder Oligofruktose sein. Bakterienstämme wie Enterokokken oder E. coli,
die anfangs wegen ihrer immunogenen Wirkung evtl. nicht vertragen werden, können bei
intakter Schleimhautbarriere zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf eingesetzt werden.
Therapie bei Neurodermitis und Allergien
Bei Säuglingen kann für die Dauer von 2–3 Monaten folgende Schleimhaut-Therapie durchgeführt
werden (alle Präparate Fa. Laves):
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Colibiogen® Kinder: tgl. 2,5–5 ml (½–1 TL), evtl. bei sehr träger Reaktion die Dosis während
der ersten 3 Wochen auf bis zu 3-mal erhöhen.
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Zusätzlich Bifidobakterien (Lactobiogen ® Kinder, 1–2 Beutel tgl.) oder bei Kindern ab ca. 3–4 Jahren Kombination aus Bifidobakterien
und Laktobazillen (Lactobiogen®, 1–2 Kps. tgl. – Kapsel ggf. aufmachen und in ½ Glas Flüssigkeit geben, mind. 15
min vor der Mahlzeit einnehmen lassen.)
Ist eine Immunstimulation erforderlich, sollte diese danach erfolgen. Die Stuhluntersuchung
gibt Hinweise, in welcher Hinsicht eine Immunmodulation nötig ist – fehlen/dominieren
Enterokokken und/oder E. coli?
Bei Erwachsenen kann für die Dauer von 3–4 Monaten folgende Schleimhaut-Therapie durchgeführt
werden (alle Präparate Fa. Laves):
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Colibiogen® oral oder Synerga® Erwachsene: tgl. ½–1 TL nüchtern einnehmen, z. B. ½ Stunde vor einer Mahlzeit; bei
sehr empfindlichen Patienten ist Synerga® (keinerlei Aromazusatz – Histamin-Intoleranz) das Mittel der Wahl. Zusätzlich 1–2
Kapseln Lactobiogen® zu einer Mahlzeit, um das Darmmilieu zu verbessern, und v. a. um eine begleitendende
Laktoseund Fruktoseintoleranz abzumildern.
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Bei extremer Laktoseintoleranz: tgl. ½–1 TL Colibiogen® oral/Synerga® und den Inhalt einer Kapsel Lactobiogen ® in ½ Glas Wasser geben, 15–20 min stehen lassen und ca. 30 min vor einer Mahlzeit
einnehmen.
Als immunmodulierende Basistherapie sind zu Beginn der Therapie folgende Maßnahmen
geeignet (alle Präparate Fa. Laves):
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Unterstützung des Schleimhautsystems: tgl. ½–1 TL Synerga® oder Colibiogen ® oral 1-mal über ca. 2–4 Monate; bei zögerlichem Ansprechen Dosis über 3 Wochen 3-mal
täglich einnehmen
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Danach kann eine Therapie mit probiotischen Bakterien das Milieu im Darm so positiv
beeinflussen, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien sowohl die Toleranz des Immunsystems
fördert, es aber gleichzeitig schützt.
Dieses Vorgehen hat sich grundsätzlich bei allen Allergien bis hin zum Asthma bronchiale
bewährt. Die Therapiedauer kann allerdings abweichen, wenn es sich um eine Heuschnupfensymptomatik
handelt. Ideal wäre ein rechtzeitiger Beginn 2–4 Wochen vor der Pollensaison, durchgehend
bis 2–4 Wochen nach der Saison. Bei rechtzeitigem Beginn ist es sinnvoll, alle Barrieren
zu stärken, indem eine Kombination aus Schleimhaut-Therapie und probiotischer Unterstützung
vorgenommen wird. Im akuten Fall kann die Häufigkeit der täglichen Einnahme (½ –1
TL) der E.-coli-Stoffwechselprodukte auf 3-mal täglich erhöht werden; wenn Patienten
sehr träge reagieren, können auch Injektionen – Colibiogen® inject (Fa. Laves; alle 1–2 Tage 1 Amp.) – eingesetzt werden. Bei sehr sensiblen
Patienten mit starker Aktivierung der Mastzellen ist es manchmal nötig, einschleichend
mit der halben Dosis (oral) zu beginnen oder sogar eine zusätzliche Mastzellstabilisierung
einzusetzen, falls es zu sehr starken Reaktionen kommt. Hier kann der Patient erheblich
durch sein Essverhalten mitwirken: Histamin und Histaminliberatoren sollten in der
hochakuten Phase der Allergie möglichst gemieden werden. Leider gehören hierzu auch
pflanzliche Enzyme, die die Eiweißverdauung unterstützen (Ananas, Papaya). Eine gute
Eiweißverdauung ist jedoch gerade während der Allergiephase eine Möglichkeit, die
Bildung von allergenen Eiweißen (Kreuzallergien!) zu minimieren, die das Immunsystem
im Darm belasten.
Immunmodulierende Therapiemaßnahmen
Bei Allergien ist die Immunmodulation entscheidend, damit eine überschießende Immunantwort
normalisiert werden kann. Bakterien sind in der Lage, mit dem Immunsystem zu kommunizieren.
Sie können die Produktion von Defensinen in der Schleimhaut anregen, aber auch selber
sehr spezifische Stoffe (Bacteriocine) bilden, um Konkurrenten zu verdrängen. Für
ein reibungsloses Zusammenspiel von Mikroorganismen und Immunsystem ist eine entsprechende
Toleranz erforderlich. Dabei spielt die Schleimhaut eine wichtige Rolle als Barriere.
Wird sie von Bakterien oder unverdauten Nahrungspartikeln überwunden (s. Leaky-Gut-Syndrom),
kann es zu einer ungewollten Reaktion des Immunsystems kommen, das mit der Flut an
Antigenen nicht adäquat umgehen kann. Dies kann nicht nur die Entwicklung von Allergien,
sondern z. B. auch eine Psoriasis begünstigen.
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1396951