Berühmte Gynäkologen. Die Persönlichkeit Ernst Wertheim in zeitgenössischen Nachrufen

Aus Anlass seines 150. Geburtstags im vergangenen bzw. des 85. Todestags in diesem Jahr erinnern wir an den großen österreichischen Gynäkologen Ernst Wertheim (1864–1920) ([Abb. 1]), der mit dem nach ihm benannten Eingriff die operative Therapie des Zervixkarzinoms im 20. Jahrhundert wesentlich geprägt hat. Bezüglich ausführlicher biografischer Angaben verweisen wir neben unserem kurzen Artikel ganz besonders auf das hervorragende Buch von Anton Schaller „Die Wertheim-Klinik“ (1992) [1], [2] ([Abb. 2]).

Abb. 1 Porträt Ernst Wertheim (1864–1920) (Quelle: Archiv Gynäkologie 1913; 100: Portraits).

Abb. 2 Eingangsportal der II. Universitäts-Frauenklinik (Foto: M. David 2014).

Nachdem Ernst Wertheim am 15. Februar 1920 im 57. Lebensjahr an den Folgen einer Grippe gestorben war, erschienen im Februar und März desselben Jahres 7 Nachrufe in deutschen Fachzeitschriften [3], [4], [5], [6], [7], [8], [9] sowie ein kurzer Nekrolog im British Journal of Medicine [10] ([Abb. 3]). Der kürzeste dieser Nachrufe von August Martin (1847–1933) in der Monatsschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe [6] umfasst nur 9 Zeilen und verweist auf den deutlich längeren Nekrolog von Wertheims langjährigem Oberarzt Wilhelm Weibel in der gleichen Zeitschrift [7].

Abb. 3 Anzeige zum Tod Ernst Wertheims (Quelle: Neue Freie Presse, 17. Februar 1920, S. 12).

Drei der 6 deutschsprachigen Nachrufe, nämlich der im Zentralblatt für Gynäkologie [8], in der Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie [7] sowie im Archiv für Gynäkologie [9] stammen von Wilhelm Weibel (1876–1945), 2 weitere von Josef Halban (1870–1937), einer von Fritz Kermauner (1872–1931) und ein weiterer von Wilhelm Latzko (1863–1945).

Ernst Wertheim ist weltweit vor allem durch die von ihm maßgeblich entwickelte und nach ihm benannte Operation bekannt geworden [2], [10], [11]. Wenig(er) weiß man heute noch über den „Menschen Wertheim“. Würdigungen befassen sich zumeist mit dem Lebensweg, seinem publizistischen Werk und natürlich seinen operativen Innovationen. Es finden sich aber in fast allen Nachrufen auch Passagen, in denen versucht wird, „… ein Bild des Menschen Wertheim zu zeichnen, der heikelste und umstrittenste Bereich der Medizingeschichte, einer Gratwanderung zwischen besserem Verstehenwollen und selbstverständlicher Unantastbarkeit der Privatsphäre …“ [11].

Ungeachtet dessen, dass sich selbstverständlich auch 1920 alle Nachrufverfasser an die Regel „Von Toten nichts außer auf gute Weise“* hielten, finden sich insbesondere in den umfangreichen Nekrologen von Weibel zahlreiche Hinweise, die ein durchaus differenziertes und differenzierendes Bild von Ernst Wertheim zeichnen. Wir zitieren nachfolgend kurz interessante, die Person Wertheim, seine Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale beschreibenden Passagen aus diesen Nachrufen. Die Zitate wurden in 3 Kategorien geordnet: Wertheim als Operateur, als Lehrer sowie Wertheims Temperament und Charaktereigenschaften.

• Literatur

• 1 David M, Ebert AD. Instrumente und ihre Namensgeber: Ernst Wertheim (1864–1920) und die Wertheim-Klemme(n). Geburtsh Frauenheilk 2010; 70: 205-206
• 2 Schaller A. Die Wertheim-Klinik. Eine Geschichte der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien. Wien, München, Bern: Verlag W. Maudrich; 1992: 89-132
• 3 Halban J. Professor Dr. Ernst Wertheim†. Wiener Medizinische Wochenschrift 1920; 70: 409-412
• 4 Kermauner F. Ernst Wertheim†. Wiener klinische Wochenschrift 1920; 33: 183-185
• 5 Latzko W. Professor Dr. Ernst Wertheim†. Wiener Medizinische Wochenschrift 1920; 70: 545-549
• 6 Martin A. Ernst Wertheim †. Monatsschrift Gynäkologie Geburtshilfe 1920; 51: 204
• 7 Weibel W. Ernst Wertheim †. Monatsschrift Geburtshilfe Gynäkologie 1920; 51: 271-279
• 8 Weibel W. Ernst Wertheim †. Zentralblatt Gynäkologie 1920; 44: 281-285
• 9 Weibel W. Ernst Wertheim †. Archiv Gynäkologie 1920; 113: III-XVI
• 10 Anonym. Obituary. Ernst Wertheim. Br Med J 1920; 1: 455-456
• 11 Janisch H, Schaller A. Ernst Wertheim. Wiener klinische Wochenschrift 1988; 100: 130-133