Pneumologie 2014; 68(11): 712
DOI: 10.1055/s-0034-1395755
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergisches Asthma – Weniger allergeninduzierte Atemwegsreaktionen

Rezensent(en):
Matthias Manych
Gauvreau GM et al.
N Engl J Med 2014;
370: 2102-2110
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. November 2014 (online)

 

Das humane monoklonale Immunglobulin G2λ (AMG 157) blockiert das Zytokin TSLP (Thymic Stromal Lymphopoietin), das an der Initiierung allergischer Reaktionen beteiligt ist. Ein Forscherteam um G. M. Gauvreau hat nun bei Patienten mit moderatem allergischen Asthma den Effekt von AMG 157 auf die allergeninduzierte Atemwegsreaktion näher untersucht.
N Engl J Med 2014; 370: 2102–2110

In die randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie zur Überprüfung des Therapiekonzepts wurden nichtrauchende Asthma-Patienten ohne andere Lungenerkrankungen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren aufgenommen. Insgesamt 31 Patienten erhielten an den Tagen 1, 29 und 57 je eine i.v. Injektion mit AMG 157 (700 mg über 1 Stunde) oder Placebo. Am 42. und 84. Tag unterzogen sie sich Provokationstests mit Allergenen und Metacholin. Dabei wurde die max. Reduktion der FEV1 gemessen sowie der Anteil von Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft (eNO), die Eosinophilen-Zahl im Blut und Sputum. Zusätzlich wurde die Atemwegshyperreagibilität bestimmt. Der primäre Endpunkt war eine asthmatische Spätreaktion, gemessen 3 und 7 Stunden nach Provokation.

Vorteilhaft für die Lungenfunktion

Die max. prozentuale Abnahme der FEV1 während der asthmatischen Spätreaktion fiel im Placebovergleich unter AMG 157 am Tag 42 um 34 % geringer aus (p = 0,09). An Tag 84 erreichte die Differenz 45,9 % (p = 0,02). Während der Spätreaktion am 42. Tag kam es in der Verumgruppe zu Anstiegen der minimalen FEV1 (p = 0,01), der AUC (Area under the Curve) der zeitadjustierten min. FEV1 (p = 0,02) sowie der minimalen FEV1 am Tag 84 (p = 0,01). Auch bei der asthmatischen Frühreaktion traten gegenüber Placebo deutliche Verbesserungen ein: kleinere AUC der zeitadjustierten prozentualen FEV1-Abnahme, größere AUC der zeitadjustierten minimalen FEV1 am Tag 42 (jeweils p = 0,03) und kleinere AUC der zeitadjustierten prozentualen FEV1-Abnahme am Tag 84 (p = 0,03).


Verbesserungen sekundärer Endpunkte

Zum Zeitpunkt der 2. Injektion (Tag 29) nahm die Zahl der Eosinophilen im Blut unter AMG 157 von 296,5 / mm3 (Ausgangswert) auf 121,9/ mm3 ab. Die entsprechenden Werte in der Placebo-Gruppe waren: 281,1 /mm3 vs. 224,1/ mm3. An den Tagen 43 und 85, jeweils 1 Tag nach allergischer Provokation, stiegen in beiden Studiengruppen die Eosinophilen-Werte im Blut. In der Verumgruppe fiel diese Zunahme jedoch geringer aus als unter Placebo (p = 0,004). Die Eosinophilen-Werte im Sputum wurden durch AMG 157 vor den Provokationstests deutlich reduziert (p = 0,02) und 24 Stunden danach schwächte der Anti-TSLP-Antikörper die allergeninduzierten Veränderungen ab (p = 0,004). Im Studienverlauf reduzierte sich in der Verumgruppe der eNO-Anteil (p = 0,002) und auch nach Allergenprovokation waren die Anteile geringer (p = 0,02). Es kam zu 15 (AMG 157) und 12 (Placebo) unerwünschten Nebenwirkungen, schwere traten nicht auf.

Fazit

Der Anti-TSLP-Antikörper AMG 157 schwächte bei Patienten mit stabilem allergischen Asthma allergeninduzierte Bronchokonstriktionen sowohl während der Früh- als auch während der Spätreaktion deutlich ab. Außerdem verringerten sich Parameter der systemischen und Atemwegsentzündung. Die Autoren betonen aber, dass sich anhand ihrer Daten die klinische Bedeutung der Anti-TSLP-Therapie nicht bestimmen lässt.