Pneumologie 2014; 68(11): 711
DOI: 10.1055/s-0034-1395753
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Idiopathische Lungenfibrose – Kein Benefit durch Acetylcystein

Rezensent(en):
Johannes Weiß
Raghu G et al.
N Engl J Med 2014;
370: 2093-2101
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. November 2014 (online)

 

    Zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose gibt es derzeit keine medikamentöse Therapie, die das Überleben verbessern kann. G. Raghu et al. vom US-amerikanischen Idiopathic Pulmonary Fibrosis Clinical Research Network haben nun die Wirkung von Acetylcystein, das eine günstige Wirkung haben soll, geprüft.
    N Engl J Med 2014; 370: 2093–2101

    An der doppelblinden, placebokontrollierten Multicenterstudie konnten Patienten im Alter zwischen 35 und 85 Jahren teilnehmen, die an einer idiopathischen Lungenfibrose mit geringer bis mäßiger Einschränkung der Lungenfunktion litten. Definiert wurde die Einschränkung als eine forcierte Vitalkapazität (FVC) von mind. 50 % des vorhergesagten Werts und eine Kohlenmonoxid-Diffusions-Kapazität von mind. 30 %. In der ersten Version der Studie wurden die Teilnehmer randomisiert auf 3 Gruppen verteilt und erhielten entweder ein Regime mit 3 Medikamenten (bestehend aus Prednison, Azathioprin und Acetylcystein), Acetylcystein alleine oder Placebo.

    Aufgrund von Sicherheitsbedenken bezüglich des Regimes mit 3 Medikamenten wurde die Studie zunächst unterbrochen. Anschließend wurde das Design modifiziert, sodass die Patienten nur noch für 2 Behandlungsarme rekrutiert wurden (Acetylcystein vs. Placebo). Primärer Endpunkt war die Veränderung der FVC über eine Behandlungsdauer von 60 Wochen.

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    Eine frühe Diagnose der idiopathischen Lungenfibrose ist die Voraussetzung für einen rechtzeitigen Behandlungsbeginn und somit für eine mögliche Verbesserung der klinischen Langzeitergebnisse dieser progressiven und letztendlich tödlichen Krankheit. (Bild: Shutterstock/Symbolbild)

    Insgesamt beteiligten sich 264 Patienten an der Studie, davon 133 in der Acetylcystein- und 131 in der Placebo-Gruppe. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 67 Jahren, 22 % waren weiblich. Die mittlere FVC lag zu Beginn bei 73 % des vorhergesagten Wertes, die Kohlenmonoxid-Diffusions-Kapazität bei 45 %. 139 Teilnehmer (52,7 %) unterzogen sich einer chirurgischen Lungenbiopsie. In Woche 60 zeigte sich kein deutlicher Unterschied zwischen beiden Behandlungsgruppen bezüglich des primären Endpunktes (FVC = -0,18 l in der Verum- vs. -0,19 l in der Placebo-Gruppe, p = 0,77). Auch in den Subgruppenanalysen fand sich keine statistisch signifikante Differenz. Im Hinblick auf sekundäre Endpunkte wie Kohlenmonoxid-Diffusions-Kapazität, akute Exazerbationen oder Überleben unterschieden sich die beiden Gruppen ebenfalls nicht.

    Fazit

    Im Vergleich zu Placebo zeigte Acetylcystein bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose und geringer bis mäßiger Einschränkung der Lungenfunktion keinen Benefit, so die Zusammenfassung der Ergebnisse von den Autoren.


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    Eine frühe Diagnose der idiopathischen Lungenfibrose ist die Voraussetzung für einen rechtzeitigen Behandlungsbeginn und somit für eine mögliche Verbesserung der klinischen Langzeitergebnisse dieser progressiven und letztendlich tödlichen Krankheit. (Bild: Shutterstock/Symbolbild)