Aktuelle Dermatologie 2014; 40(11): 436
DOI: 10.1055/s-0034-1395751
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psoriasis – Stärker auf Depression als Begleiterkrankung achten

Contributor(s):
Friederike Klein
Dowlatshahi EA et al.
J Investig Dermatol 2014;
134: 1542-1551
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Publication History

Publication Date:
04 November 2014 (online)

 

    Die Lebensqualität von Psoriasis-Patienten kann durch die Erkrankung erheblich beeinträchtigt sein. Dabei berichten Betroffene u a. von depressiven Symptomen und klinischen Depressionen. E. A. Dowlatshahi et al. haben nun versucht, die Prävalenz und das Risiko bei Psoriasis-Patienten abzuschätzen.
    J Investig Dermatol 2014; 134: 1542–1551

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    Bei Psoriasis-Patienten mit entsprechenden Symptomen sollte auch eine komorbide klinische Depression in Betracht gezogen werden. (Bild: © Alexander Raths / Fotolia.com)

    Die bisher beschrieben Prävalenz von Depressionen bei Psoriasis-Patienten weist eine erhebliche Variabilität auf. Für ihre Analyse werteten die Autoren mit verschiedenen Techniken gemittelte Daten aus Fragebögen von Patienten mit depressiven Symptomen und klinischen Depressionen und der dazu publizierter Literatur aus. 98 Studien waren verfügbar. Die meisten Untersuchungen waren in großen Kliniken der Maximalversorgung ohne Kontrollgruppen durchgeführt worden, nur 26 Studien umfassten Patienten mit Psoriasis sowie gesunde Kontrollen.

    Die Prävalenz depressiver Symptome nach Fragebogen-gestützten Untersuchungen lag bei 28 % mit großen Unterschieden bei der Verwendung verschiedener Fragebögen. Die Prävalenz einer klinisch manifesten Depression unterschied sich ebenfalls je nach verwendeter Definition: Nach dem ICD-Code (International Classification of Diseases) betrug sie im Mittel 12 %, nach DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders IV) 19 % und auf Basis der Verordnung von Antidepressiva 9 %.

    Patienten mit Psoriasis wiesen im Vergleich zu gesunden Kontrollen deutlich mehr depressive Symptome auf (standardisierter mittlerer Unterschied [SMD] 1,16; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,67–1,66). In den 8 analysierten populationsbasierten Studien ließ sich ein mind. 1,5-fach erhöhtes Risiko bei Patienten mit Psoriasis für eine Depression im Vergleich zu Kontrollen zeigen (OR = 1,57; 95 %-KI 1,40–1,76). Die errechnete Prävalenz der Depression bei Psoriasis schwankte aber deutlich zwischen 2 und 10 %. Noch deutlicher als das Depressionsrisiko war die Wahrscheinlichkeit der Einnahme von Antidepressiva im Vergleich zu gesunden Kontrollen erhöht (OR = 4,24, 95 %-KI 1,53–11,76). Das Risiko für Depressionen war bei Patienten mit Psoriasis unabhängig vom mittleren Alter und der Geschlechterverteilung in den Studien erhöht.

    Fazit

    Mehr als jeder 10. in den Studien untersuchte Patient mit Psoriasis litt unter einer klinischen Depression, doppelt so viele unter depressiven Symptomen. Dabei spielten sicher die Besonderheiten von Patientenkohorten an universitären Zentren eine Rolle. Zudem haben auch die verschiedenen Fragebögen und diagnostischen Kriterien einen großen Einfluss auf die Ergebnisse. Die Autoren empfehlen die Anwendung von Lebensqualitäts- und Depressionsfragebögen immer dann, wenn Patienten aufgrund ihrer Psoriasis stark beeinträchtigt erscheinen. Bei Verdacht auf eine klinische Depression sollten entsprechende Zeichen abgefragt und gegebenenfalls ein Psychiater hinzugezogen werden.


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    Bei Psoriasis-Patienten mit entsprechenden Symptomen sollte auch eine komorbide klinische Depression in Betracht gezogen werden. (Bild: © Alexander Raths / Fotolia.com)