Diabetes aktuell 2014; 12(06): 288
DOI: 10.1055/s-0034-1395740
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetes und körperliche Aktivität – Patienten sanft in Bewegung setzen

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Publication Date:
18 November 2014 (online)

 

    Regelmäßige körperliche Bewegung als integralen Bestandteil der Therapie des Typ-2-Diabetes zu etablieren ist eines der Ziele, welches die Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Sport der DDG bereits seit vielen Jahren anstrebt. Doch welches sind die Hindernisse, um die Patienten in Bewegung zu setzen, und wie kann man sie überwinden?

    „Übergewicht allein generiert noch kein kardiovaskuläres Risiko“, erklärte PD Dr. med. Matthias Frank, Neunkirchen; dies entsteht erst durch die Insulinresistenz. Diese aber kann durch Bewegung vermindert werden, selbst dann, wenn der Patient dabei kein Gewicht verliert. Dies kann der Arzt dem Patienten erklären, und ihm über die Messung des Adiponektins, ein Feedback zu einer Verbesserung seiner Insulinsensitivität geben. Um den Patienten zur körperlichen Aktivität zu motivieren, ist es erforderlich, die Hemmschwelle zunächst so niedrig wie möglich zu setzen. Zumindest anfangs ist es von Vorteil nicht von Sport zu sprechen, sondern beispielsweise von Spaziergängen. So wurde das Projekt „Saarland bewegt“ ins Leben gerufen. Ältere Typ-2-Diabetespatienten trafen sich zur „Aktion Wandertag“ unter ärztlicher Aufsicht. Längst hat sich das Projekt verselbständigt, und die Patienten treffen sich in kleineren Gruppen wöchentlich. Der anfängliche Spaziergang hat sich zu kleinen Wanderungen entwickelt.

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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; K. Gampper)

    Angepasste Aktivität und Therapie

    Insbesondere muss, betont der Diabetologe, der Behandler, sofern er seine Patienten zur Bewegung motivieren möchte, darauf achten, wovor die Patienten Angst haben. „Ungefähr ein Drittel der Diabetiker essen mehr als sie eigentlich möchten, weil sie Angst vor Hypoglykämien haben“, berichtet Frank. Die Furcht vor Unterzuckerung ist ebenfalls eine Hemmschwelle für körperliche Aktivität. Diese Sorge kann man, so Frank, den Patienten durch medizinisch fundierte Beratung – etwa welche Bewegungsart für sie geeignet ist – und durch die Wahl der geeigneten medikamentösen Therapie nehmen. Bereits 2002 zeigte beispielsweise eine Sport-Studie, dass die Verwendung einer fixen Mischung von 25 % Insulin lispro und 75 % Insulin lispro Protamin Suspension (z. B. Liprolog® Mix25) zu einer besseren postprandialen Einstellung der Typ-2-Diabetespatienten führte als Humaninsulin 30/70, ohne dass vermehrte Bewegungs-induzierte Hypoglykämien auftraten.

    Möchte der – meist jüngere – Patient von sich aus Sport in größerem Umfang treiben, ist zuvor eine sportmedizinische Untersuchung vonnöten. Dass trotz Typ-1-Diabetes sogar Extremsport möglich ist, beweist der Triathlet Andreas May aus Hamburg. Er absolviert selbst Ultramarathons, nicht zuletzt auch dank Sensor-unterstützter Pumpentherapie. „Selbst Extremsport ist möglich, aber nur, wenn man die beim Training gemachten Erfahrungen gründlich auswertet und Training ebenso wie Wettkämpfe gewissenhaft vorausplant.“

    Reimund Freye, Baden-Baden

    Quelle: Presse-Round-Table: Alles ist möglich: Diabetes im Breiten- und Spitzensport, im Rahmen der 49. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft am 29. Mai 2014 in Berlin. Veranstalter: Berlin Chemie


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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; K. Gampper)