Diabetes aktuell 2014; 12(06): 254
DOI: 10.1055/s-0034-1395728
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Clostridium ramosum – Darmbakterium fördert die Entstehung von Übergewicht

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 November 2014 (online)

 

    Das natürlicherweise im menschlichen Darm beheimatete Bakterium Clostridium ramosum fördert die Entstehung von Übergewicht – zumindest bei Mäusen. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die das Wissenschaftlerteam um Michael Blaut und Anni Woting vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) nun in mBio®, dem online open-access journal der American Society for Microbiology, veröffentlichte.

    Verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre weisen darauf hin, dass der Bakterienstamm der Firmicuten, zu denen auch C. ramosum gehört, das menschliche Körpergewicht beeinflusst und Übergewicht fördern kann. Zudem lassen Studien am Menschen annehmen, dass ein Zusammenhang zwischen dieser Mikrobenart und dem Auftreten des metabolischen Syndroms besteht. Welche Mechanismen diesen Beobachtungen zugrunde liegen, ist dabei noch weitgehend unbekannt.

    Die Mikrobiologen untersuchten 3 Mausgruppen. Zu Beginn der Studie besiedelten die Forscher keimfreie Tiere gezielt mit bestimmten Bakterienarten, die sich natürlicherweise im menschlichen Darm finden. Die erste Gruppe beimpften sie mit einer vereinfachten, für den Menschen typischen intestinalen Mikrobiota aus 7 Bakterienarten exklusive C. ramosum. Die zweite Gruppe besiedelten sie ausschließlich mit C. ramosum. Der dritten Gruppe übertrugen die Wissenschaftler den Mix aus den 7 Mikrobenarten und zusätzlich C. ramosum. Danach erhielten die Mäusegruppen 4 Wochen lang eine fettreiche Diät. Während dieser Zeit stellten die Wissenschaftler keine Unterschiede zwischen den 3 Gruppen hinsichtlich der Futteraufnahme und der Verdauung des Futters fest. Ebenso wenig fanden sie Anzeichen für Entzündungsprozesse im Körper der Tiere. Allerdings beobachteten sie, dass die beiden Mausgruppen, die mit C. ramosum besiedelt waren, deutlich mehr an Körpergewicht und Körperfett zulegten als die Mäuse ohne diese Bakterienart. Weiterführende Analysen zeigten zudem, dass die beiden mit C. ramosum beimpften Mausgruppen in ihren Dünndarmzellen verstärkt Transportproteine produzierten, die für die Aufnahme von Trauben- und Fruchtzucker bzw. die Aufnahme von Fettsäuren eine Rolle spielen. Weitere, bereits in anderen Studien beschriebene Mechanismen, die Übergewicht begünstigen, beobachteten die Forscher in ihrem Modellsystem jedoch nicht.

    „Wir gehen daher davon aus, dass es mehr als nur einen Mechanismus gibt, über den Darmbakterien zur Entstehung von Übergewicht beitragen können“, folgert Blaut. Erstaunlich sei auch, dass bereits eine einzige Bakterienart einen so starken Effekt zeige, so der Mikrobiologe weiter.

    Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, 30.9.2014


    #