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DOI: 10.1055/s-0034-1394332
Rosazea – Depressionen sind kein Risikofaktor
Publication History
Publication Date:
02 October 2014 (online)
Hauterkrankungen, bei denen viele Fragen zur Pathogenese offen sind, werden immer wieder mit psychischen Problemen in Zusammenhang gebracht. Auch die Frage, ob die Rosazea als Folge einer Depression auftreten kann, wird immer wieder diskutiert. Schweizer Forscher um J. Spoendlin konnten in ihrer Studie jedoch keine Hinweise darauf finden.
Br J Dermatol, 170; 4: 878–883
Die Rosazea ist eine relativ häufig auftretende, entzündliche Hauterkrankung des Gesichts. Es kommen 4 verschiedene Unterformen vor:
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Erythema telangiectatica,
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papulopustulöse Rosazea,
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phymatöse Rosazea und
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okulare Rosazea.
Der Hauterkrankung liegt eine vaskuläre Dysfunktion und eine Entzündung zugrunde. Hinzu kommen neurologische Komponenten wie z. B. Brennen und Stechen. Fibrotische Veränderungen wie bspw. ein Rhinophym oder entzündliche Reaktionen an den Augen sind ebenfalls charakteristisch. Die Pathogenese der Rosazea ist bislang unklar.
Trotz fehlender Evidenz werden oftmals psychische Ursachen als Auslöser der Rosazea vermutet. Im Jahr 2011 schlugen Wissenschaftler vor, eine Subform der Erkrankung, die durch Therapieresistenz geprägt und mit Depressionen verbunden ist, als „neurogene Rosazea“ zu bezeichnen. J. Spoendlin und Kollegen von der Universität Basel / Schweiz führten nun eine bevölkerungsbasierte Fall-Kontroll-Studie durch, um zu erfassen, ob es Assoziationen zwischen psychischen Störungen, der Einnahme von Antidepressiva und der Entwicklung einer Rosazea gibt. Die Autoren erhoben ihre Daten mithilfe des Clinical Practice Research Datalinks (CPRD) aus Großbritannien. Dort sind die Daten von rund 7 Mio. Patienten enthalten, die zu speziell ausgewählten Hausärzten gehen.
Insgesamt lagen den Autoren die Daten von 53 927 Patienten mit Rosazea vor. Die Daten ebenso vieler Patienten ohne Rosazea dienten als Kontrolle. Knapp 63 % der Rosazea-Patienten waren weiblich, rund die Hälfte der Patienten (knapp 55 %) erhielt ihre Diagnose im Alter von 30–59 Jahren.
9521 (17,7 %) Rosazea-Patienten litten an einer affektiven Störung, bei den Kontrollteilnehmern waren 8528 (15,8 %) betroffen. Die psychiatrische Diagnose bestand bereits vor der Rosazea-Diagnose. Aus der Subgruppe der Patienten mit einer affektiven Störung litten 93,3 % der Rosazea-Patienten und 92,7 % der Kontrollpatienten an einer Depression. Interessanterweise hatten die Studienteilnehmer, die eine Langzeitbehandlung mit Lithium erhielten, im Vergleich zu Patienten ohne diagnostizierte affektive Störung ein verringertes Risiko für eine Rosazea (Odds Ratio [OR] = 0,59, 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,34–1,02). Auch bei Patienten mit einer Schizophrenie bestand ein geringeres Risiko für eine Rosazea (OR = 0,71, 95 %-KI 0,60–0,91).
Die Studie konnte keine Assoziation von affektiven Störungen, wie z. B. Depressionen, mit dem Auftreten einer Rosazea nachweisen. Patienten, die an einer Schizophrenie erkrankt waren oder über lange Zeit mit Lithium behandelt wurden, wiesen allerdings ein verringertes Rosazea-Risiko auf. Diese Entdeckung könnte möglicherweise zu neuen Einsichten über die Pathomechanismen der Rosazea führen, so die Wissenschaftler.
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