Pneumologie 2014; 68(09): 590
DOI: 10.1055/s-0034-139088
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektiologie – Keine Gefahr durch „Vampir-Grippe“

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Publication Date:
09 September 2014 (online)

 

    Fledermäuse spielen als Überträger humanpathogener Viren, wie z. B. Ebola, SARS, Masern, Mumps oder Erregern von Hirnhautentzündungen, eine große Rolle. 2012 wurden in Guatemala in Fledermäusen (Sturnira lilium) erstmals Gensequenzen eines neuartigen, möglicherweise den Menschen gefährdenden Influenza-Virus (H17N10) entdeckt. Der Forschergruppe um Prof. Martin Schwemmle in Freiburg ist es nun erstmals gelungen, dieses Virus zu studieren und Entwarnung für eine potenzielle Ausbreitung auf den Menschen zu geben. Die Studienergebnisse wurden Ende Juli in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

    Vor 2 Jahren wurde im Blut von Fledermäusen in Mittelamerika genetische Spuren eines neuen Grippeerregers entdeckt. Die Freiburger Forscher konnten die Fledermaus-Influenza-Viren mit Hilfe eines daraus abgeleiteten künstlich hergestellten (chimären) Virus aus 6 Genen des Fledermaus-Genoms und 2 Genen der Viren-Oberfläche eines bereits bekannten Influenza-A-Virus einer detaillierten Analyse unterziehen. „Unsere Studien ergaben, dass diese Fledermausviren tatsächlich Influenza-A-ähnliche Viren sind“, so Prof. Schwemmle.

    Influenza-A-Viren kommen hauptsächlich in Wasservögeln vor, aber auch andere Tiere und Menschen können infiziert werden. Influenza-A-Viren sind verantwortlich für leichte, aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. Sie können aufgrund ihrer Fähigkeit zum genetischen Austausch mit anderen Influenza-Subtypen leicht mutieren und weltweite Grippewellen auslösen. Mit Hilfe der chimären Viren konnte gezeigt werden, dass sich das neu entdeckte Virus zwar gut in menschlichen Zellen vermehrt, in Mäusen aber zu keiner Erkrankung führt. Ebenso wichtig ist der Nachweis, dass die Virusgenome so stark voneinander abweichen, dass sie sich mit Genen menschenpathogener Influenza-A-Viren nicht mischen können. Somit stellt das H17N10-Virus sehr wahrscheinlich kein Gefahrenpotenzial für die Entstehung einer neuen hochinfektiösen Virusvariante dar. „Unsere Ergebnisse schließen zwar eine Möglichkeit der Übertragung des Fledermaus-Influenza-Virus auf Menschen nicht völlig aus, aber die Gefahr, die von diesen H17N10-Viren ausgeht, scheint doch vergleichsweise gering zu sein“, erklärt Prof. Schwemmle. Ein H17N10-ähnliches Virus wurde kürzlich aus Fledermäusen in Peru isoliert. Ob noch weitere Influenzaviren in Fledermäusen zirkulieren bleibt abzuwarten.

    Nach einer Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg


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