Durch diese Tatsache und aufgrund kürzerer Untersuchungszeiten – bedingt durch die
rasante technische Weiterentwicklung der Geräte – haben sich im Laufe der Zeit das
Patientenaufkommen bzw. der Patientendurchlauf in einer radiologischen Abteilung stark
erhöht. Dies hat zur Folge, dass Mitarbeiter der Radiologie, insbesondere MTRA, viel
häufiger den direkten Kontakt zu sowohl ambulanten als auch stationären Patienten
haben. Daher gewinnt auch im Rahmen der (Krankenhaus-)Hygiene die Radiologie immer
mehr an Bedeutung. Das Risiko einer Verschleppung von Infektionen mit multiresistenten
Erregern muss minimiert werden, um – neben dem Risiko der Mortalität und Morbidität
für Patienten ebenso wie für das Personal – das Kostenrisiko durch notwendige Ausweitung
der Therapiemaßnahmen und Verlängerung von Liegezeiten so gering wie möglich zu halten.
Hierzu können an den Workflow einer radiologischen Abteilung angepasste Hygienemaßnahmen
einen wichtigen Beitrag leisten, wenn diese durch das Personal konsequent umgesetzt
werden. Die Radiologie als ein Drehkreuz in der Medizin und der Hygiene!
Das Risiko einer Verschleppung von Infektionen mit multiresistenten Erregern muss
minimiert werden, um das Kostenrisiko durch notwendige Ausweitung der Therapiemaßnahmen
und Verlängerung von Liegezeiten so gering wie möglich zu halten.
Einleitung
Nosokomiale Infektionen durch multiresistente Erreger (MRSA, MRGN, ESBL) stellen aufgrund
eingeschränkter Therapiemöglichkeiten ein besonderes Risiko für infizierte Patienten
dar. Derzeit geht man schätzungsweise – allein durch MRSA verursacht – europaweit
von jährlich ca. 170 000 Infektionen und über 5000 Todesfällen aus [8]. Infolgedessen belastet dies die europäischen Gesundheitssysteme bzw. Kostenträger
aufgrund der notwendigen Therapieausweitung mit mehr als 1 Mio. zusätzlichen Krankenhausaufenthaltstagen
und damit verbundenen Kosten von ca. 380 Mio. € pro Jahr [8].
Dies führte im August 2011 zu Änderungen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) und hat
maßgeblich die fachübergreifende Umsetzung vorbeugender hygienischer Maßnahmen für
den Krankenhausbetrieb beeinflusst [6]. In der aktuellen Version des IfSG werden insbesondere notwendige infrastrukturelle
Anforderungen konkretisiert, wobei die genauen Anforderungen durch die jeweilige Länderverordnungen
in der sog. Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen
Einrichtungen (HygMedVO) geregelt werden [7]. Hier werden u. a. neben den hygienebeauftragten Ärzten (§ 1 Abs. 1) auch weitere
nicht näher definierte Hygienebeauftragte (§ 1 Abs. 2) genannt. Diese sollen „mindestens
sicherstellen, dass innerbetriebliche Verfahrensweisen zur Infektionshygiene in Hygieneplänen
festgelegt sind“. Folglich ist es sinnvoll, neben dem Hygienebeauftragten (Radiologen)
auch MTRA zu Hygienebeauftragten zu benennen, damit sie im Team in Zusammenarbeit
mit dem Krankenhaushygieniker an eine radiologische Abteilung angepasste fachgerechte
Hygienemaßnahmen erstellen, die den Workflow möglichst wenig unterbrechen oder verlangsamen.
Hygienebeauftragte sind verpflichtet, sich fortzubilden und bedürfen dementsprechend
der regelmäßigen Fortbildung in längstens 2-jährigem Abstand [7]. Dieser Artikel soll einen Überblick zu allgemeinen Infektionspräventionsmaßnahmen
sowie Empfehlungen zu ihrer praktischen Durchführung geben. Dabei werden erregerspezifische
Hygienemaßnahmen vorgestellt, um die z. T. kosten- und/oder zeitintensiven Verfahrensweisen
gezielt und damit im notwendigen Umfang einsetzen zu können.
Für Hygienebeauftragte ist die Fortbildung in längstens 2-jährigem Abstand Pflicht.
Aufgaben hygienebeauftragte Person [
5]
-
Mitwirkung bei der Erstellung von Hygieneplänen gem. § 36 IfSG
-
regelmäßiges Überwachen der Einhaltung von Regeln bezüglich der Hygiene- und Infektionsprävention
-
Verbesserung der Hygienepläne und deren Funktionsabläufe
-
Mitwirkung bei der Verhütung und Bekämpfung von nosokomialen Infektionen durch allgemeine
und bereichsspezifische Beratung bei regelmäßiger Begehung aller Bereiche einer Abteilung
-
regelmäßige Überwachung von Arbeitsabläufen, wie z. B.:
-
Desinfektionsmaßnahmen
-
Reinigung
-
Entsorgung
-
Schulung der Mitarbeiter in Bezug auf Krankenhaushygiene einschließlich:
-
Mitwirkung bei der Auswahl von Produkten, z. B.:
-
Desinfektionsmittel
-
Medizinprodukte
-
ggf. Mitwirkung bei der Planung funktioneller und baulicher Maßnahmen
Hintergrundwissen: Nosokomiale Infektion [
10]
Nosokomiale Infektion oder auch Krankenhausinfektion bedeutet, dass die Infektion
während eines stationären oder ambulanten Krankenhausaufenthalts erworben wurde. Gleiches
gilt auch für den Aufenthalt in Pflegeeinrichtungen. Dabei dürfen keine Hinweise einer
bereits vorhandenen oder aber bereits in der Inkubationsphase befindlichen Infektion
existieren.
Die häufigsten Krankenhausinfektionen sind:
Die Rate von nosokomialen Infektionen steht im Zusammenhang folgender Faktoren:
-
Alter der Patienten
-
Häufigkeit und Schwere von Begleiterkrankungen
-
Einsatz operativer Techniken
-
Therapien, die die Immunabwehr herabsetzen
-
Wissensstand des Personals zum Thema Hygiene
Grundlagen der Hygiene in der Radiologie – Allgemeine hygienische Maßnahmen
Grundlagen der Hygiene in der Radiologie – Allgemeine hygienische Maßnahmen
Händedesinfektion
Hierbei unterscheidet man 2 Arten zur Händedesinfektion. Zum einen gibt es eine chirurgische,
zum anderen eine hygienische Händedesinfektion. Letztere dient in erster Linie der
Beseitigung der transienten Hautflora und beinhaltet in der Regel das einmalige Verreiben
dementsprechend geeigneter Präparate (z. B. Desderman pure, Skinsept F, Spitacid,
Sterillium) in den trockenen Händen über einen Zeitraum von mindestens ca. 30 s (Einwirkzeit).
Dabei sollte man darauf achten, die Hautoberfläche vollständig zu benetzen ([Abb. 1]). Da die menschliche Haut sehr empfindlich ist, sollten alkoholische Präparate verwendet
werden. Es gilt zu beachten, dass diese nach Anbruch max. 6 Monate haltbar sind.
Abb. 1 Durchführung der Händedesinfektion. Prinzipiell immer zu den Fingerspitzen ausstreichen.
a Einen Hub Desinfektionsmittel in die Hand. b Desinfektion der Fingerkuppen. Schritt a und b wiederholen. c Desinfektion der Handinnenflächen einschließlich Fingerzwischenräume. d Desinfektion des Handrückens einschließlich Fingerzwischenräume. e Desinfektion beider Daumen. f Zeitaufwand ca. 60 Sekunden.
Beispielhafter Ablauf einer Händedesinfektion in radiologischen Instituten
Händedesinfektion ([Abb. 1]) beim Anlegen von:
-
Handschuhen
-
Schutzkittel
-
Mundschutz
-
Haarschutz
-
ggf. Spritzschutzbrille
Händedesinfektion nach dem Ablegen von:
Um Eigenübertragung durch kontaminierte Schutzkleidung zu vermeiden, ist diese bereits
im Untersuchungsraum in entsprechender Reihenfolge abzulegen und als Kontaminationsmüll,
d. h. separat von normalem Krankenhausmüll in entsprechenden Behältnissen, zu entsorgen.
Für die hygienische Händedesinfektion darf die Länge der Fingernägel die Fingerkuppen
nicht überschreiten. Nagellack, künstliche Fingernägel, Ringe und Armbanduhr sind
nicht erlaubt.
Zeitpunkt der Händedesinfektion
-
vor und nach jedem Patientenkontakt, auch wenn Schutzhandschuhe getragen wurden
-
vor und nach invasiven Untersuchungen, auch wenn Handschuhe getragen wurden, z. B.:
-
vor Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr für den Patienten, z. B.:
-
Aufziehen von Medikamenten
-
Bereitstellen von Infusionen
-
Herstellen von Mischinfusionen
-
nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen, Flüssigkeiten oder Flächen,
z. B.:
-
vor Anlegen von Schutzkleidung sowie nach deren Ablegen:
-
Handschuhe
-
Schutzkittel
-
Mundschutz
-
Haarschutz
-
nach Husten, Niesen und Naseputzen
-
vor Essenszubereitung bzw. Nahrungsaufnahme
-
bei Bedarf
Flächendesinfektion
Neben der Händedesinfektion bildet die Flächendesinfektion mit dementsprechend zugelassenen
Flächendesinfektionsmitteln nach VHAl-Liste [9] die 2. wichtige Säule in der Hygieneprävention nosokomialer Infektionen. Oberflächen
und Gerätschaften sollten in festgelegten Zeitabständen sowie nach jedem Patientenkontakt
desinfiziert werden ([Tab. 1]). Somit kann die Bildung von Erregerreservoiren ([Abb. 2 – 5]) über einen längeren Zeitraum verhindert werden. Daneben sollte täglich durch geschultes
Reinigungspersonal unabhängig von o. g. Oberflächendesinfektion eine Raumreinigung
und -desinfektion, ggf. mehrmals täglich, durchgeführt werden.
Tab. 1
Desinfektion von Geräteoberflächen.
Röntgen
|
CT
|
MRT
|
Angiografie/Durchleuchtung
|
Ultraschall
|
-
Griffe der Röntgenröhre
-
Kassettenschublade
-
Rasterwandstativ
-
Tiefenblende
-
Kassetten/Detektoren
|
|
|
-
Bildverstärker
-
Instrumententisch
|
|
|
-
Untersuchungstisch/-liege
-
Bedienknöpfe der Geräte
-
Patientenlagerungshilfen, wischfest (z. B. Kopfkissen, Nackenrolle, diverse Keile)
-
Patientenumlagerungshilfen (z. B. Rollboard)
-
Bleischürzen
-
Gonadenschutz
-
PC-Tastatur/-Maus
-
Telefonhörer/-tastatur
-
Türklinken
-
Schrank-/Schubladengriffe
-
Lichtschalter
-
Klemmbrett für Aufklärungsbogen
|
Abb. 2 Abklatschprobe Tastatur.
Abb. 3 Abklatschprobe MRT-Kopfhörer.
Abb. 4 Abklatschprobe Patientenkabine Türgriff.
Abb. 5 Abklatschprobe Handflasche.
Um den Zeitaufwand der Wischdesinfektion nach jedem Patienten – insbesondere nach
infektiösen – zu reduzieren, ist es sinnvoll, Oberflächen, mit denen der Patient in
Kontakt kommt, mit diversen Einmalartikeln als Hilfsmittel abzudecken ([Tab. 2]), die relativ schnell und einfach nach jedem Patienten gewechselt werden können.
Ebenso sollten Materialien, die im Untersuchungsraum gelagert sind, in geschlossenen
Schränken bzw. Behältnissen verwahrt werden. Prinzipiell sollten sich so wenig Materialien
und bewegliche Gegenstände wie möglich im Untersuchungsraum befinden.
Tab. 2
Abdeckungsmöglichkeiten von Geräteoberflächen.
Röntgen
|
CT
|
MRT
|
Angiografie/Durchleuchtung
|
Ultraschall
|
-
Tiefenblende: Bildverstärkerhaube
-
Kassetten/Detektoren: Einmaltüten
-
Rasterwandstativ: Krepp oder Folie
|
|
|
-
Bildverstärker: Bildverstärkerhaube
-
Instrumententisch: sterile Operationsabdecktücher mit gummierter Unterseite
-
Bedienknöpfe: Bildverstärkerhaube
|
|
-
Untersuchungstisch/-liege: Stecklaken, Krepppapier; bei Verdacht auf bzw. bekannter
Infektion: Bettfolien
-
Patientenlagerungshilfen (z. B. Kopfkissen, Nackenrolle, diverse Keile): Tüten
-
Gonadenschutz: Tüten
|
Die Aufbereitung eines Arbeitsplatzes vor Arbeitsbeginn und am Ende eines Arbeitstags
sollte zu den ersten grundlegenden Hygienemaßnahmen gehören. Prinzipiell müssen bei
jeder Flächen- und Gerätedesinfektion die Oberflächen vollständig benetzt sein; ebenso
ist das Abtrocknen abzuwarten (Einwirkzeit).
Oberflächen und Gerätschaften sollten in festgelegten Zeitabständen sowie nach jedem
Patientenkontakt desinfiziert werden.
Kleiderordnung
Berufskleidung wird vom Arbeitgeber gestellt ([Tab. 3]). Ebenso wird die Reinigung dieser Kleidung durch den Arbeitgeber organisiert. Die
Berufskleidung sollte nicht zu Hause gewaschen werden. Das Tragen von Privatkleidung
über Berufs- oder Bereichskleidung ist zu vermeiden.
Tab. 3
Kleiderordnung.
Bezeichnung
|
Definition
|
Tragen der Kleidung
|
Wechsel der Kleidung
|
Berufskleidung
|
Grundschutzfunktion
|
|
|
Bereichskleidung
|
Ersatz der Berufsbekleidung in Bereichen mit besonderer Infektionsgefährdung, z. B.:
-
Angiografie
-
Operationssaal
-
Intensivstation
setzt sich farblich von der Berufsbekleidung ab
|
|
vor An- bzw. Ablegen der Bereichskleidung:
hygienische Händedesinfektion!
|
Laufkittel
|
Schutzkleidung
|
|
|
Schutzkleidung
|
in Biostoffverordnung (BioStoffVO):
|
|
|
Schuhe
|
|
zur Vermeidung von Verletzungen ausschließlich zweckmäßiges Schuhwerk zulässig:
-
geschlossen oder mit Fersenriemen
-
flacher Absatz oder durchgehende, antistatische Gummisohle
-
in Bereichen mit besonderer Infektionsgefährdung maschinell desinfizierbar
vor An- bzw. Ablegen:
|
|
1) Operationsmaske (Mund-Nasen-Schutz)
2) Partikelmaske, z. B. FFP2
|
zu 2):
|
-
in Abhängigkeit von der jeweiligen Infektionskrankheit 1) oder 2)
-
Mund, Nase, Barthaare sind vollständig zu bedecken
-
darf nicht vorübergehend abgenommen werden
|
bei Durchfeuchten, d. h. wenn länger als 2 – 3 h getragen
|
|
|
-
in Abhängigkeit von der jeweiligen Infektionskrankheit
-
in bestimmten Bereichen, z. B. Angiografie
-
verdeckt die Haare vollständig
|
regelmäßig
|
Schutzbrille
|
|
|
|
Es gilt zu beachten, dass unsterile Handschuhe mikroskopisch kleine Löcher aufweisen
können. Somit kann ein 100 %-iger Schutz vor Mikroorganismen nicht gewährleistet werden.
Gleiches gilt ebenfalls für sterile Handschuhe. Auch hier können Defekte, wenn auch
im geringeren Maße, nicht ausgeschlossen werden [4]. Daraus ergibt sich die prinzipielle Händedesinfektion vor und nach dem Tragen von
Schutzhandschuhen ([Abb. 6]).
Abb. 6 Das korrekte An- und Ablegen von Schutzkleidung.
Wie für alle Bereiche eines Krankenhauses muss es auch für radiologische Abteilungen
einen entsprechenden Hygiene- und Desinfektionsplan u. a. in Form von Maßnahmenblättern
für unterschiedliche Infektionskrankheiten geben, in dem verbindlich der allgemeine
Rahmen bezüglich der Hände- und Flächendesinfektion sowie die Kleiderordnung vorgegeben
wird.
Ein Hygiene- und Desinfektionsplan muss in jeder radiologischen Abteilung vorhanden
sein. Dessen Vorgaben sind verbindlich.
Hygienische Aspekte bei der Applikation von Arzneimitteln
Hygienische Aspekte bei der Applikation von Arzneimitteln
Manuell
Vor dem ersten Anstechen von Behältnissen (z. B. Kontrastmittelflaschen, Infusionsflaschen)
sollte eine Händedesinfektion durchgeführt und Handschuhe getragen werden. Da zeitlich
versetzte Mehrfachentnahmen aus Behältnissen (sog. Multidosing) und deren Wiederbefüllung
durch Aufsichtsbehörden wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) nicht erlaubt sind, sollte man auf Einmaldosisbehälter mit minimalem Inhalt
zurückgreifen. Denn die Gefahr der mikrobiellen Kontamination durch Mehrfachentnahmen
über z. T. mehrere Tage aus ein und demselben Behältnis, das offen im Raum bei Raumtemperatur
gelagert wurde, ist besonders hoch.
Die strikten Vorgaben des Arzneimittelgesetzes sind in den jeweiligen Gebrauchsinformationen
der Hersteller hinterlegt und bei Verwendung von Arzneimitteln wie z. B. Kontrastmittel
zwingend zu beachten.
Maschinell
Zur i. v. Kontrastmittelapplikation werden neben der manuellen Einbringung semiautomatische
Doppelspritzeninjektoren mit 2 parallel angeordneten Kolbenpumpen eingesetzt. D. h,
diese Kolben sind über einen T-Schlauch und den sog. Patienteninjektionsschlauch mit
der Venenverweilkanüle verbunden. Dies hat sich als Standard in der Schnittbilddiagnostik
etabliert [5]. Hierbei erfolgt der Aufbau und die Befüllung der Kolben manuell, während die Applikation
automatisch funktioniert. Auch hierbei gilt es den Hygienestandard – Händedesinfektion
und Tragen von Schutzhandschuhen – zu beachten.
Um einen hohen Patientendurchlauf gewährleisten zu können, wird oft die Vorgabe des
BfArM nicht berücksichtigt. Statt nach jeder Kontrastmittelinjektion bzw. nach Verbrauch
des Spritzenvolumens das gesamte System auszuwechseln, werden die Injektorspritzen
wieder befüllt und somit für mehrere Patienten über einen längeren Zeitraum verwendet.
Hierdurch sollen der Zeitverlust infolge von Aufbau und Befüllung sowie die Kosten
– da z. T. erhebliche Kontrastmittelüberstände ungenutzt verworfen werden müssten
– gesenkt werden.
In einer Studie konnte zwar gezeigt werden, dass durch eine korrekte Händehygiene
das Kontaminationsrisiko im Rahmen des einmaligen Aufbaus und mehrmaliger Wiederbefüllung
deutlich gesenkt werden kann, dass aber nach ca. 4-maligem Auffüllen Kontaminationen
wieder nachweisbar sind [1]
[2]
[3]. Durch die Verwendung von Spezialeinwegventilen, sog. Rückschlagventilen, zwischen
T-Schlauch und patientenseitigem Injektionsschlauch kann man entgegenwirken. Diese
werden mit dem Patientenschlauch nach jeder Untersuchung gewechselt. Alternativ bieten
Hersteller zur Einmalverwendung bereits mit Kontrastmittel zw. Kochsalzlösung vorgefüllte
Injektorspritzen an.
Injektorspritzen sind gemäß BfArM nur für die Einmalverwendung zugelassen. Somit sind
zeitlich versetzte Mehrfachentnahmen oder Wiederbefüllung zu unterlassen. Prinzipiell
ist vor jedem Öffnen bzw. Anstechen einer Kontrastmittelflasche eine Händedesinfektion
durchzuführen und anschließend sind Handschuhe zu tragen.
Neben der Beschriftung mit Anbruchdatum samt Uhrzeit bei Kontrastmitteln gehört auf
folgende weitere Artikel die Datumsbeschriftung:
Medikamente sollten regelmäßig auf ihr Haltbarkeitsdatum überprüft werden und bei
bald anstehenden Ablauf dementsprechend markiert werden.
Immer Hände desinfizieren vor jedem Öffnen einer Kontrastmittelflasche. Tragen Sie
anschließend Handschuhe.
Organisatorische Maßnahmen
Organisatorische Maßnahmen
Die Zuweiser sollten angehalten werden, bereits bei der Anmeldung von Untersuchungen
Informationen zum Infektionsstatus des Patienten anzugeben. Im Rahmen der digitalen
Anmeldung über KIS/RIS kann man dies sehr einfach einfordern, indem ein Pflichtfeld
„Infektionsstatus und Erreger“ im System eingerichtet wird. Bei Nichtausfüllen dieses
Kästchens kann somit aufgrund der Unvollständigkeit einer Anmeldung keine Freigabe
dieser erfolgen. So kann bereits im Vorfeld geklärt werden, ob und in welcher Art
Vorkehrungen zur Untersuchung eines infektiösen Patienten getroffen werden müssen,
um das Risiko einer Raum- und Gerätekontamination ebenso wie Folgekosten aufgrund
von Reinigung der Räumlichkeiten oder gar Raumsperrungen und damit verbundenen Untersuchungsausfällen
zu reduzieren.
Des Weiteren sollten – wenn möglich – so wenig Materialien, Gegenstände oder Gerätschaften
im Untersuchungsraum gelagert werden, um den Desinfektionsaufwand bei nachträglich
erwiesenem Erregernachweis zu minimieren. Falls das Aufbewahren unumgänglich ist,
muss bei den vorhandenen Schränken auf ein möglichst dichtes Verschließen von Türen
bzw. Schubladen geachtet werden. Im Falle der Infektion bzw. Verdacht auf Infektion
mit Tbc-Erregern oder Noroviren eines Patienten müssen alle beweglichen Gegenstände
und Materialen aus dem Raum entfernt werden.
Ist der Infektionsstatus bei der Anmeldung bekannt, sollte entweder der zuständige
Gerätearzt oder ein für den Bereich verantwortlicher Hygienebeauftragte oder auch
Krankenhaushygieniker zur Beratung hinzugezogen werden, um über Art und Umfang der
Hygienemaßnahmen sowie die Terminierung der Untersuchung zu entscheiden. Wenn möglich,
sollten solche Untersuchungen am Ende des Arbeitstages in Abhängigkeit der Dringlichkeit
stattfinden. Um eventuelle Raumkontaminationen und Infektionsgefährdung der Mitarbeiter
zu minimieren, ist es sinnvoll, sich auf so wenig Räume und Mitarbeiter mit direktem
Patientenkontakt (Aufklärung, Lagerung, Untersuchungsdurchführung) zu beschränken.
Des Weiteren sollten gesonderte Wartezonen vorhanden sein.
Kenntnisse über mögliche Übertragungswege während des Aufenthaltszeitraums in einer
radiologischen Abteilung auf das Personal und andere Patienten sind entscheidend,
um den Schutz des genannten Personenkreises durch adäquate Hygienemaßnahmen gewährleisten
zu können. Grundlegende hygienische Maßnahmen sorgen zwar für eine Unterbrechung des
Übertragungsweges, müssen aber bei Vorlage des Erregernachweises um dessen spezifische
Hygienemaßnahmen erweitert werden ([Tab. 4]). Hierbei gilt es zwischen direktem und indirektem Kontakt zu unterscheiden.
Tab. 4
Überblick über spezifische Hygienemaßnahmen.
Erreger
|
Personal
|
Patient
|
Besonderheiten
|
|
|
1) stationär:
2) ambulant:
|
|
|
|
|
|
ESBL
|
|
|
|
VRE
|
|
|
|
Norovirus
|
|
|
|
|
|
|
|
HIV/AIDS
|
Handschuhe
|
|
|
Tbc:
1) pulmonal
2) extrapulmonal
|
zu 1):
|
zu 1):
|
zu 1):
|
AIDS (engl.) – Aquired Immunodeficiency Syndrome; HIV (engl.) – Human Immunodeficiency Virus; 3MRGN – Multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 3 der 4 Antibiotikagruppen); 4MRGN – Multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 4 der 4 Antibiotikagruppen; MRSA – Methicillin-resistenter Staphyloccocus aureus; ORSA – Oxacillin-resistenter Staphyloccocus aureus; VRE – Vancomycin-resistente Enterokokken; ESBL – Extended-Spectrum-Betalaktamasen; TBC – Tuberculose
Kontaminierte Schutzkleidung sollte bereits im Untersuchungsraum abgelegt und in gesondert
als Kontaminationsmüll gekennzeichneten Behältnissen entsorgt werden, um Eigenübertragung
zu vermeiden. Diese Umverpackungen sollten sicher verschließbar sein. Für spitze und
scharfkantige Gegenstände werden hierfür geeignete Behältnisse bereitgestellt. Die
abschließende Händedesinfektion ist wie die abschließende Geräte- und eventuell Raumdesinfektion
(Schlussdesinfektion) obligat. Hierbei ist es zwingend erforderlich die spezifischen
Einwirkzeiten zugelassener Flächendesinfektionsmittel gem. VHA-Liste zu beachten.
Um eventuelle Raumkontaminationen und Infektionsgefährdung der Mitarbeiter zu minimieren,
ist es sinnvoll, sich auf wenige Räume und Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt
zu beschränken.
-
Aufgrund eines sehr großen Durchlaufs mit fast ausschließlich direktem Kontakt zu
Patienten nehmen radiologische Abteilungen auch in der Krankenhaushygiene eine zentrale
Bedeutung ein.
-
Um den Arbeitsablauf von radiologischen Abteilungen so wenig wie möglich zu stören,
ist es wichtig, die Hygienebeauftragten in die Erstellung von Organisationsstrukturen
durch den Krankenhaushygieniker einzubinden.
-
Unangepasste Hygienemaßnahmen verlangsamen oder unterbrechen den Arbeitsablauf und
spezifische Hygienemaßnahmen sind z. T. sehr kosten- und zeitintensiv.
-
Daher ist es wichtig, alle Mitarbeiter einer solchen Abteilung regelmäßig zu Themen
der Hygiene zu schulen, damit das Personal alle allgemeinen und spezifischen Hygienemaßnahmen
sicher umsetzen kann.
Wer die CRTE-Fragen zu diesem Artikel bis zum 31. Januar 2015 beantwortet, kann eines
von 3 Exemplaren des Werks „Kappstein: Nosokomiale Infektionen“ gewinnen.