Ein Kernspin- oder Magnetresonanztomogramm (MRT) ist bei entzündlichen Nasennebenhöhlen-Erkrankungen
von begrenztem Nutzen. Die Prävalenz zufälliger Veränderungen ist im MRT so groß,
dass es für die Diagnostik der Rhinosinusitis wenig geeignet ist (Cook 1991).
Der Vergleich zwischen einem T2-gewichteten Bild (Flüssigkeit hell), einem T1-gewichteten
Bild (Flüssigkeit dunkel) und einem T1-gewichteten Bild mit paramagnetischem gadoliniumhaltigem
Kontrastmittel liefert allerdings nützliche Informationen über die Zusammensetzung
von Weichteil- und Knochenveränderungen ([Abb. 1]). Dies gilt insbesondere für Tumoren und tumorähnliche vaskuläre (Angiofibrom, Ästhesioneuroblastom,
Hämangiom) und pseudotumoröse entzündliche Läsionen (z. B. invasive Mykose).
Abb. 1a Das koronare, T2-gewichtete MRT zeigt in der rechten Kieferhöhle Flüssigkeit und
die ödematöse Mukosa mit einem hohen Signal (hell) an. b Das entsprechende T1-gewichtete Bild ohne Kontrast stellt Flüssigkeit mit einem niedrigen
Signal (dunkel) dar. c Nach intravenöser Kontrastmittelgabe ist eine Signalerhöhung auf der Schleimhautoberfläche
registrierbar, während die zentrale Flüssigkeit kein Kontrastmittel annimmt. Beim
Vergleich der Bilder a und b mit c kann die verdickte Mukosa und die Flüssigkeit selbst auf den T1- und T2-gewichteten
Bildern ohne intravenöses Kontrastmittel unterschieden werden. Beachten Sie auch die
begleitende Veränderung an Signalintensität im vorderen Ethmoid und im Recessus frontalis
nach Kontrastmittelgabe.
Die Kernspintomografie ist dem CT dort überlegen, wo die Grenzen der Pathologie in
Relation zur Dura, Orbitaspitze oder zum Sehnerv dargestellt werden sollen. Feine
ossäre Details, die für die endoskopische Nasennebenhöhlen-Chirurgie wichtig sind,
können auf dem MRT nicht dargestellt werden. Das MRT liefert kaum Informationen über
die Artdiagnose von Läsionen, die ausschließlich auf den Knochen beschränkt sind.
Meistens ist zur Diagnosestellung zusätzlich ein CT erforderlich.
Das MRT ergänzt das CT in folgenden Fällen:
wenn ein maligner Tumor die Dura der vorderen Schädelbasis, die Orbitaspitze und den
Sehnerv erreicht hat ([Abb. 2])
bei einer intrakraniellen oder intraorbitalen Beteiligung einer Infektion ([Abb. 3])
bei gefäßreichen Tumoren wie dem juvenilen Angiofibrom ([Abb. 4])
bei Verdacht der Ausdehnung eines Aneurysmas der Carotis interna in die Keilbeinhöhle
([Abb. 5])
bei kongenitalen Mittellinienprozessen wie Meningozelen, Meningoenzephalozelen oder
sinunasalen Gliomen ([Abb. 6])
bei mittels CT nachgewiesenem Schädelbasisdefekt zur Differenzierung von Hirn, Liquor,
Meningen oder Hämatom
zur Unterscheidung Tumor/Sekretretention und damit Präzisierung der Ausdehnung ([Abb. 7]).
Abb. 2a, b 64-jähriger Patient mit einem Plattenepithelkarzinom der Nasenhaupthöhle. a Auf dem sagittalen T1-gewichteten MRT-Bild nach Kontrastmittelgabe reicht der Tumor
vom Recessus frontalis vorn scharf umgrenzt bis in den Sinus sphenoidalis und den
unteren Nasengang nach hinten. Die Dura ist als eine lineare hyperdense Struktur in
direktem Kontakt mit dem Tumor entlang der Lamina cribrosa erkennbar, wo die Infiltration
beginnt und sich am Keilbeindach entlang bis zum Tuberculum sellae nach hinten ausdehnt.
b Die Kontrastmittelaufnahme eines koronaren CT zeigt, dass der Tumor das Ethmoid,
einen Teil der Lamina cribrosa und das Nasenseptum erodiert hat.Abb. 3a Die axialen T1-gewichteten MRT-Bilder mit Kontrastmittel stellen eine Infiltration
des Sehnervs innerhalb des Canalis opticus und der Orbitaspitze dar. b Ein axialer 1,5-mm-Schnitt mit intravenösem Kontrastmittel zeigt anreicherndes, vom
Recessus clinoideus zwischen Sehnerv und Carotis interna des rechten Sinus sphenoidalis
ausgehendes Gewebe. Die Lamina papyracea ist erodiert, Orbitaspitze und Sehnervenscheide
sind infiltriert. Augenfällig ist der im Vergleich zur Gegenseite stark verdickte
Sehnerv (Stern). Diagnose: invasive Aspergillose.Abb. 4a, b 17-jähriger Patient mit juvenilem Angiofibrom. Axiales T2-gewichtetes MRT a und CT mit Kontrastmittel b. Das CT bietet das typische Bild einer ausgedehnten Kontrastmittel anreichernden
Läsion, die multiple intraläsionale Gefäße mit punktuellem Signalverlust im MRT und
hoher Dichte im CT aufweist. Typisch ist die Lokalisation im Bereich des Foramen sphenopalatinum.
Die Tumorausdehnung in das Foramen und in die Fossa pterygopalatina ist besonders
gut im MRT zu sehen.Abb. 5a, b 59-jährige Frau mit retroorbitalen Schmerzen und einer einmaligen Epistaxis vor 9
Wochen. a Das koronare T1-gewichtete MRT zeigt ein Aneurysma mit einer thrombosierten, signalintensiven
Komponente innerhalb des Sinus cavernosus und einen „offenen“ Teil (Signalverlust
aufgrund des Flusses). b Im hoch auflösenden CT ist die Druckarrosion der knöchernen Keilbeinhöhlenwand mit
Verdrängung der Schleimhautauskleidung durch das Aneurysma deutlich zu sehen.Abb. 6a Das hoch auflösende, koronare CT stellt einen knöchernen Defekt der Lamina cribriformis
und des Siebbeindachs und eine Obliteration der Riechspalte und des Recessus frontalis
auf der linken Seite dar. Ein CT kann, selbst bei Weichteiltechnik, eine Pseudomeningozele,
eine Meningoenzephalozele oder einen Tumor wie ein Ästhesioneuroblastom nicht zuverlässig
unterscheiden. b Das wird durch ein T2-gewichtes MRT erreicht, das die Hernie des Lobus frontalis
und eine begleitende Pseudomeningozele in dem Defekt mit einem hellen Liquorsignal
zeigt.Abb. 7a, b Ein MRT hilft zu differenzieren, wie weit ein opaker Bezirk auf einem CT Tumor oder
Sekret ist. a Ein axiales Kontrastmittel-CT zeigt ein großes Aneurysma der A. carotis interna,
das lateral in den linken Sinus sphenoidalis hineinreicht. b Eine MR-Angiografie mit 3-dimensionaler Rekonstruktion vermittelt einen räumlichen
Eindruck der 2-fächerigen Konfiguration und der medialen intrasphenoidalen Projektion
des Aneurysmas.