Pneumologie 2014; 68(09): 590
DOI: 10.1055/s-0034-1390187
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multidetektor-Computertomografie – Keine Aussagekraft bei Verdacht auf Lungenembolie

Contributor(s):
Horst Gross

Thorax 2014;
69: 109-115
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Publication History

Publication Date:
09 September 2014 (online)

 

    Beim klinischen Verdacht auf eine akute Lungenembolie erlaubt die Multidetektor-Computertomografie (MDCT) keine validen Aussagen. Eine hiermit diagnostizierte Rechtsherzbelastung lässt sich in der Echokardiografie nicht sicher reproduzieren. Auch der klinische Verlauf korreliert nicht mit der MDCT-Verdachtsdiagnose auf eine akute Lungenembolie, wie eine prospektive Studie jetzt belegte.
    Thorax 2014; 69: 109–115

    Beim klinischen Verdacht auf Lungenembolie ist eine zeitnahe Diagnostik essenziell. Die Echokardiografie gilt hier als klinischer Standard. Aufgrund der benötigten Expertise steht dieses Verfahren nicht immer zeitnah zur Verfügung. Hier bietet sich das MDCT als Alternative an. Vereinfachte Algorithmen erlauben es, analog zur Echokardiografie, das Volumen des rechten Ventrikels zu berechnen und so die emboliebedingte Rechtsherzinsuffizienz zu erkennen. Die Autoren setzten das MDCT bei 848 Patienten mit Verdacht auf akute Lungenembolie zur primären Notfalldiagnostik ein. Rekrutiert wurden nur normotensive Patienten. Spätestens nach 24 Stunden erfolgte eine Echokardiografie. Die Laborparameter Troponin und BNP ergänzten die Diagnostik.

    Die Autoren verfolgten für 30 Tage den klinischen Verlauf mit besonderem Fokus auf hämodynamische Instabilitäten. Primär prüften sie, ob ein positiver MDCT-Befund mit der Mortalitätsprognose korrelierte. Sekundäres Studienziel war die Frage, ob eine im MDCT erkannte, rechtsventrikuläre Dilatation, auf einen komplizierten Verlauf mit hämodynamischen Komplikationen hinweist. Bei 63 % der Patienten diagnostizierte das MDCT eine akute Dilatation des rechten Ventrikels. Die durchschnittliche Kurzzeitmortalität von 4,5 % zeigte keinen Zusammenhang mit der im MDCT ermittelten rechtsventrikulären Situation. Der MDCT-Befund korrelierte auch nicht mit der Rate der hämodynamischen Komplikationen. Auffallend war allerdings, dass Patienten mit positivem MDCT erhöhte Troponin- (0,10 vs. 0,03 ng/ml) und BNP-Werte (269 vs. 180 pg/ ml) aufwiesen. Die echokardiografische Überprüfung konnte den MDCT-Befund nur in 31 % der Fälle verifizieren. Patienten mit negativem MDCT-Befund dagegen zeigten zu 9 % echokardiografisch eine rechtsventrikuläre Dilatation.

    Fazit

    Beim klinischen Verdacht auf Lungenembolie könne nicht auf das MDCT zur Verdachtsabklärung zurückgegriffen werden. Eine so radiologisch ermittelte, rechtsventrikuläre Dilatation lässt sich i. d. R. echokardiografisch nicht verifizieren und korrespondiert nicht mit dem für die Lungenembolie typischen klinischen Verlauf. Die Autoren raten deshalb davon ab, aus einem bei dieser Fragestellung erhobenen MDCT-Befund therapeutische Konsequenzen abzuleiten.


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