Schon mal was vom Pallister-Killian-Syndrom gehört? Von der Medionecrosis cystica
aortae? Oder von der Mukopolysaccharidose Pfaundler- Hurler? Die Ärzte, denen wir
unser aktuelles Titelthema (S. 24) widmen, kennen sie alle! Und zwar nicht nur dem
Namen nach – sondern gewissermaßen „persönlich”. Pathologen sind Experten darin, jeder
auch noch so abgefahrenen Krankheit mittels Immunhistologie, Gensequenzierung & Co.
auf die Schliche zu kommen – und sie zu klassifizieren. Dieses Einsortieren in „Schubladen”
ist die Grundlage der modernen Medizin. Denn nur so kann eine Krankheit gezielt bekämpft
werden. Doch so toll und wichtig der Job ist, den die Pathologen da tun. Manchmal
beschleicht mich bei all der Klassifiziererei auch ein ungutes Gefühl. Berücksichtigt
jeder Arzt, dass eine Diagnose nie die ganze Wahrheit über einen Menschen erzählt?
Und dass zwei gleiche Diagnosen nicht bedeuten, dass die Patienten auch dieselben
Bedürfnisse haben? Hoffnung gibt mir da unsere kleine Umfrage zum Thema „Träum dir
was!” (S. 18). Gefragt, wie sie als Arzt später sein möchten, betonten die meisten
Jungmediziner, es sei ihnen wichtig, dass sie sich für die Sorgen ihrer Patienten
Zeit nehmen können. Ist das repräsentativ für die Mehrheit der angehenden Ärzte, ist
mir für die Zukunft unserer Medizin nicht bange.
Herzlichst
euer Dieter Schmid