An der Heilung einer Wunde sind verschiedene Zellarten, Moleküle und Regelungsmechanismen
beteiligt. Funktioniert das Zusammenspiel nicht korrekt, sind Wundheilungsstörungen
die Folge. Zur Einschätzung ist die histologische Beurteilung einer Biopsie der Standard,
allerdings wären weniger invasive Methoden von Vorteil. Die optische Kohärenztomografie
(OCT) könnte eine alternative Methode sein.
Br J Dermatol 2014; 170: 840–850
Die OCT kann die Phasen der Wundheilung exakt einschätzen und ist mit der histologischen
Beurteilung vergleichbar. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler um N. S. Greaves
et al., die zwischen April und Juni 2013 insgesamt 50 gesunde Freiwillige in ihre
Beobachtungsstudie aufgenommen hatten. Bei den Probanden wurde unter Lokalanästhesie
am nicht-dominanten Oberarm eine 5-mm-Stanzbiopsie entkommen, nachdem der Bereich
zunächst mittels OCT untersucht worden war (Tag 0). Die Wunde heilte anschließend
sekundär und die Probanden wurden über 6 Wochen 1-mal wöchentlich untersucht. Dabei
wurde an Tag 7, 14, 21 und 28 bei jeweils 10 Patienten eine weitere Stanzbiopsie mit
einem Durchmesser von 6 mm entnommen. Bei 10 Patienten erfolgte keine weitere Biopsie.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde die OCT-Untersuchung wiederholt.
Wundheilungsphasen auch mittels OCT abgrenzbar
Die Gewebeproben wurden nach Formalinfixierung mit Hämatoxylin-Eosin gefärbt und strukturell
und morphologisch beurteilt; diese Beurteilung wurde dann mit den Ergebnissen der
zum entsprechenden Zeitpunkt durchgeführten OCT-Untersuchung verglichen. Dabei fand
sich eine Übereinstimmung der beiden Methoden im Hinblick auf die Anatomie sowohl
der intakten als auch der verletzen Haut. Ebenso zeigten sowohl die histologische
als auch die OCT-Beurteilung über die Zeit 3 voneinander abgrenzbare Wundheilungsphasen
mit Inflammation, Proliferation und Remodeling. Gemessen wurden dabei die Dicke der
Epidermis und die Dicke der Papillen in der Dermis (beides in der gesunden Haut und
in den Biopsien) sowie epidermale Schwellung und Re-Epithelialisierung (nur in den
Biopsien). Der mittlere Grauwert der oberen Dermis-Schicht, der einen Parameter der
OCT für die Lichtstreuung durch das Gewebe darstellt und vom Vorhandensein von Proteinkomplexen,
zellulären Komponenten und interstitieller Flüssigkeit abhängt, war nach 6 Wochen
gegenüber dem Ausgangswert deutlich erhöht; er könnte als Maß für die Fibrosierung
einer Wunde herangezogen werden.
Nach Ansicht der Autoren kann die nicht invasive OCT die Wundheilung ähnlich zuverlässig
beurteilen wie die Histologie nach Stanzbiopsie, auch wenn die gemessenen Parameter
rein numerisch mehr oder weniger deutlich voneinander abweichen. Für die Klinik bietet
die OCT im Verlauf eine wertvolle Alternative und / oder Ergänzung zur Biopsie, da
sie mehrfach wiederholt werden kann, ohne in den Heilungsprozess einzugreifen. Darüber
hinaus liefert sie schnellere Ergebnisse; innerhalb von einer Minute. Die Technik
müsse allerdings erlernt werden und es seien interindividuelle Abweichungen bei der
Bewertung möglich, so die Autoren.