Diabetes aktuell 2014; 12(4): 153
DOI: 10.1055/s-0034-1387171
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Individualisierte Medizin – Der Weg zum besseren Erfolg?

Antje Bergmann
,
Peter E. H. Schwarz
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Publication Date:
29 July 2014 (online)

Dass die individualisierte Medizin eine neue Perspektive in der Diagnostik und Therapie bestimmter Erkrankungen bieten kann, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Februar diesen Jahres erkannt und eine bundesweite Ausschreibung aufgelegt zu Forschung auf diesem Gebiet.

Welche Ansätze und Erfahrungen existieren hierzu im Gebiet der Diabetologie? Dieser Frage wollen wir im vorliegenden Heft unter anderem nachgehen.

Ein wichtiger Artikel von Katharina Susanne Weber, Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität, Leibniz Institut für Diabetesforschung, Düsseldorf, befasst sich mit dem Thema der „Personalisierten Diabetestherapie – Wo stehen wir heute?“ Die Festlegung individuell angepasster Präventions- und Behandlungsstrategien ist unumstritten. Können genetische Marker über mögliche Therapieerfolge Auskunft geben? den molekularbiologischen Forschungsfragen stehen jedoch auch ethische im Raum, z. B. wie sind genetische Marker zu werten, wenn die Betreffenden unauffällig sind. Diesem Spannungsfeld wird im vorliegenden Artikel Rechnung getragen.

Tobias Wiesner, MVZ Stoffwechselmedizin Leipzig, beschreibt in seinem Beitrag die Balance zwischen Praxisalltag, Wirtschaftlichkeit und individuellen Ziel in der Diabetestherapie. Das „glukozentrische Weltbild … ist im Wandel“, schreibt der Autor. Ebenso wichtig und gut zu beeinflussen sind die Fettstoffwechselparameter, der Blutdruck, die Ernährungsgewohnheiten, die körperliche Aktivität.

Welchen Einfluss der Diabetes auf die Kognition hat, stellt Jürgen Wernecke, für Diabetologie und Medizinisch Geriatrische Klinik, AGAPLESION Diakonieklinikum Hamburg, dar. Hierbei werden Korrelationen zwischen dem Auf von Demenz bei Diabetikern ebenso betrachtet wie die angepassten im höheren Lebensalter, um weitere Folgeschäden am zentralen Nervensystem zu vermeiden.

Nicht nur der Patient kann krank sein, auch der Therapeut kann gesund oder sein. Welche unterschiedlichen Optionen in der Patienten-Therapeuten-Interaktion vorkommen und wie sich diese entwickeln können, beschreibt Alexander Risse, Diabeteszentrum, Klinikum Dortmund gGmbH. Bei chronischen Erkrankungen, wie eben dem Diabetes mellitus, grenzt der Autor 3 verschiedene „Prägnanztypen des Patientenstatus“ ab: Ein Patient („Kunde“) hat „ein Problem … und klare Vorstellungen einer Lösung“, der „Klagende hat ein Problem … aber keine Lösung, oder es liegt kein Problem beim „Besucher“ vor, also wird auch keine Lösung gefordert. Interessante Aspekte der Beziehung und des Interagierens werden hierbei beleuchtet.

Ein ausführlicher Beitrag über das Hormon Insulin von Michael Verlohren, Diabetologe aus Leipzig, zeigt die Wirkungsweise und das Potenzial des zuckersenkenden Hormons und wird hierbei durchaus philosophisch.

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Heft einen weiten Bogen von der individualisierten Therapie bei Diabetikern hin zum Faszinosum Insulin geschlagen und wieder Ihr Interesse geweckt zu haben.

Ihre Antje Bergmann und Ihr Peter Schwarz