Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(07/08): 474-482
DOI: 10.1055/s-0034-1386710
Fachwissen
Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie Topthema
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Patientensicherheit –Auftrag für die Zukunft – Behandlungsassoziierte Infektionen und Antibiotikaresistenzen

Patient safety – mission for the future – Healthcare-associated infections and antibiotic resistances
Alex W Friedrich
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Publication Date:
19 August 2014 (online)

Abstract

Behandlungsassoziierte Infektionen (healthcare-associatedinfections; HAI) gelten als eine der bedeutendsten Herausforderungen für die moderne Gesundheitsversorgung. Im Rahmen des demografischen Wandels und der erwarteten Zunahme von invasiver und komplexer Patientenbehandlung und zeitgleichem Anstieg von Patienten mit infektionsgefährdeten Grunderkrankungen, wird die Qualität und Patientensicherheit in der nahen Zukunft stark von der Prävention von HAI abhängen. Vermeidbare HAI durch verbesserte Qualität der Versorgung zu vermeiden, steht außer Frage; für den Behandlungserfolg von nicht vermeidbaren behandlungsassoziierten Infektionen wird daher v.a. die Prävalenz von besonders resistenten Mikroorganismen (BRMO) von Bedeutung sein. Neben MRSA sind mittlerweile Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae (CRE) bzw. multi-resistente gramnegative (4MRGN) Bakterien die größte Gefahr in Bezug auf Antibiotikaresistenzen weltweit. Bei unkontrollierter Ausbreitung von BRMO werden nicht vermeidbare Infektionen zudem auch noch unbehandelbar. Die Prävalenz von BRMO ist in verschiedenen Ländern sehr verschieden. Besonders in den Niederlanden und Dänemark kommen BRMO wie MRSA und VRE sowie CRE/4MRGN deutlich seltener vor als in Deutschland oder Frankreich. Der Grund liegt vor allem darin, dass schon vor Jahren in fast allen niederländischen Krankenhäusern eine infektiologische Vollversorgung (hauptamtliche klinische Mikrobiologen und/oder Infektiologensowie Krankenhaushygieniker) etabliert wurde, während in Deutschland – bis auf wenige Ausnahmen – in den meisten Krankenhäusern lediglich eine infektiologische Grundversorgung (externer beratender Hygieniker, mikrobiologische Diagnostik durch weit vom Patienten entfernte Einsendelabore) etabliert wurde. Da Krankenhäuser in Bezug auf die gemeinsame Versorgung von Patienten in einem regionalen Versorgungsnetzwerk miteinander verbunden sind, ist eine der größten Herausforderungen der zukünftigen Krankenhaushygiene, die Umsetzung einer regionalen Einrichtungs- und Sektorenübergreifender Infektionsprävention.

Abstract

Healthcare-associated infections (HAI) are considered as one of the major challenges for modern health care. In the context of demographic change and the expected increase of invasive and complex patient treatment and concommittantrise in numbers of patients with underlying diseases with susceptibility to infections, quality of care and patient safety will in the near future depend strongly on the prevention of HAI. To avoid preventable HAI in terms of improved quality of care is beyond question, therefore mainly the prevalence of highly resistant microorganisms (HRMO) will becrucial for the success of treatment of unpreventable HAI. In addition to MRSA, the greatest danger in relation to antibiotic resistance worldwide are now considered tob e carbapenem-resistant Enterobacteriaceae (CRE) or multidrug-resistant Gram-negative (4MRGN) bacteria. In case oft he uncontrolled spread of HRMO unpreventable infections become also untreatable. The prevalence of HRMO varies between different countries. Especially in the Netherlands and Denmark HRMO such as MRSA, VRE and CRE/4MRGN are still significantly less common than in Germany or France. The reason lies in the fact that in nearly all Dutch hospitals anintegrative infectious disease service (clinical microbiology and/or infectious diseaseas wellinfection prevention) was established already years ago, while in Germany - with few exceptions - in most hospitals only a basic infectious disease services (consulting hygienist, microbiological diagnosis is held by laboratories often far away from the patient). As hospitals are connected with each other with respect to theircommon care of patients, one of the most important challenges in future infection prevention will be the implementation of regional and intersectoral infection prevention and control.

Kernaussagen

  • Behandlungsassoziierte Infektionen gelten als eine der bedeutendsten Herausforderungen für die moderne Gesundheitsversorgung.

  • Die Qualität und Patientensicherheit werden in der Zukunft stark von der Prävention behand- lungsassoziierter Infektionen abhängen.

  • Für den Behandlungserfolg nicht vermeidbarer behandlungsassoziierter Infektionen wird v. a. die Prävalenz besonders resistenter Mikroorganismen (BRMO) von Bedeutung sein.

  • Neben MRSA sind mittlerweile Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae (CRE / 4MRGN) die größte Gefahr in Bezug auf Antibiotikaresistenzen weltweit.

  • Bei unkontrollierter Ausbreitung von BRMO werden nicht vermeidbare Infektionen zudem auch noch unbehandelbar.

  • Die Prävalenz von BRMO ist in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Besonders in den Niederlanden und Dänemark kommen BRMO wie MRSA und VRE sowie CRE / 4MRGN deutlich seltener vor als in Deutschland.

  • In den Niederlanden haben flächendeckend alle Krankenhäuser eine infektiologische Vollversorgung (klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene), während in Deutschland hingegen in den meisten Krankenhäusern eine infektiologische Grundversorgung etabliert ist.

  • Krankenhäuser sind in einem Versorgungsnetzwerk miteinander verbunden. Die Erkenntnis, regional sowie einrichtungs- und sektorenübergreifend zusammenarbeiten zu müssen, ist eine der größten Herausforderungen der Krankenhaushygiene in der Zukunft.

Ergänzendes Material