Aktuelle Dermatologie 2014; 40(07): 268
DOI: 10.1055/s-0034-1384691
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Melanomtherapie – Medikamentöse Doppelwirkung

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Publikationsdatum:
03. Juli 2014 (online)

 

    Präparate, die die Immunreaktion steigern und zur Melanom-Therapie verabreicht werden, können das Knochengerüst schädigen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die die Wissenschaftler um A. Bozec im Mai in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht haben.

    Die meisten Vorgänge im menschlichen Körper werden von Enzymen kontrolliert. In experimentellen Untersuchungen und anhand der Datenauswertung von Patienten, die an einem Melanom erkrankt waren, fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Hemmung des körpereigenen Enzyms IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase) nicht nur Entzündungsreaktionen steigert, sondern auch die Anzahl der knochenfressenden Zellen (Osteoklasten) beeinflusst. Dass durch die Aktivierung der IDO der Knochenabbau gemindert wird, war bisher unbekannt. Im gesunden Körper halten sich knochenbildende Osteoblasten und knochenabbauende Osteoklasten die Waage.

    Ins Visier gelangte u. a. ein Medikament, das zur Behandlung des schwarzen Hautkrebses eingesetzt wird. „Wir können beim metastasierten Melanom zum Teil verblüffende Behandlungserfolge mit Hemmern von CTLA-4 erreichen“, erklärten die Wissenschaftler von der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Ziel dieser Medikamente ist es, die Immunantwort zu steigern. „Wir haben vermutet, dass IDO eine Rolle bei der Wirkung gegen Tumoren in der Behandlung mit CTLA-4-Hemmern spielt. Sie reduzieren die Aktivität des Enzyms. Gleichzeitig wird die Anzahl der knochenabbauenden Zellen erhöht. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis und langfristig für die Behandlung unserer Patienten von großem Interesse“, hebt Prof. L. Heinzerling, einer der Wissenschaftler hervor. Mit dieser Arbeit sei es gelungen, einen wesentlichen Kommunikationsweg zwischen Immunsystem, Tumor und Knochen im menschlichen Körper aufzudecken.

    Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg


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