Präparate, die die Immunreaktion steigern und zur Melanom-Therapie verabreicht werden,
können das Knochengerüst schädigen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die
die Wissenschaftler um A. Bozec im Mai in der Fachzeitschrift Science Translational
Medicine veröffentlicht haben.
Die meisten Vorgänge im menschlichen Körper werden von Enzymen kontrolliert. In experimentellen
Untersuchungen und anhand der Datenauswertung von Patienten, die an einem Melanom
erkrankt waren, fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Hemmung des körpereigenen
Enzyms IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase) nicht nur Entzündungsreaktionen steigert, sondern
auch die Anzahl der knochenfressenden Zellen (Osteoklasten) beeinflusst. Dass durch
die Aktivierung der IDO der Knochenabbau gemindert wird, war bisher unbekannt. Im
gesunden Körper halten sich knochenbildende Osteoblasten und knochenabbauende Osteoklasten
die Waage.
Ins Visier gelangte u. a. ein Medikament, das zur Behandlung des schwarzen Hautkrebses
eingesetzt wird. „Wir können beim metastasierten Melanom zum Teil verblüffende Behandlungserfolge
mit Hemmern von CTLA-4 erreichen“, erklärten die Wissenschaftler von der Hautklinik
des Universitätsklinikums Erlangen. Ziel dieser Medikamente ist es, die Immunantwort
zu steigern. „Wir haben vermutet, dass IDO eine Rolle bei der Wirkung gegen Tumoren
in der Behandlung mit CTLA-4-Hemmern spielt. Sie reduzieren die Aktivität des Enzyms.
Gleichzeitig wird die Anzahl der knochenabbauenden Zellen erhöht. Das ist eine sehr
wichtige Erkenntnis und langfristig für die Behandlung unserer Patienten von großem
Interesse“, hebt Prof. L. Heinzerling, einer der Wissenschaftler hervor. Mit dieser
Arbeit sei es gelungen, einen wesentlichen Kommunikationsweg zwischen Immunsystem,
Tumor und Knochen im menschlichen Körper aufzudecken.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg